Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. September 2011, Teil 1

 

Frankfurt am Main (Weltexpress) – Zwar laufen erneut sehr viele Filme am heutigen Donnerstag an, aber die müssen kürzer gewürdigt werden, denn wir wollen auch hin und wieder die Statistiken weitergeben, die von den Besucherströmen für bestimmte Filme künden. Daß dennoch die Filmbranche schwächelt, mag man dann immer kaum glauben.

 

In dieser Woche liegt erneut WHAT A MAN von und mit Matthias Schweighöfer auf Platz 1. Hinzugekommen ist als Nummer 2 DIE DREI MUSKETIERE in 3 D, die nun wiederum den letztmaligen Zweiten, DIE SCHLÜMPFE, auch 3 D auf den dritten Platz schoben. KILL THE

BOSS ist Vierter, in dem man viel lachen kann, erst recht, wenn man Bosse nicht kennt. Dieser Film ist neu, genauso wie PRINZESSIN LILLIFEE UND DAS KLEINE EINHORN, die auf dem fünften Rang landete. Und dann kommen ‚alte Filme‘: FINAL DESTINATION 5 (auch 3 D) fällt vom dritten auf den sechsten Platz, COWBOYS & ALIENS landen auf Platz 7, vorher 4, MIDNIGHT IN PARIS von sieben auf acht, CRAZY, STUPID, LOVE IST nun Neunter statt Sechster und PLANET DER Affen: PREVOLUTION bildet das Schlußlicht auf dem zehnten Rang, zuvor Platz 5.Dabei ist zehnter ja nur das Schlußlicht in der ersten Reihe. Die meisten Filme kommen erst dahinter.

 

BERLIN-PARIS: DIE GESCHCIHTE  DER  BEATE KLARSFELD

 

Ein schöner, aufklärender Film für eine bewundernswerte Frau, die für die richtigen Sachen böse angefeindet und sogar bestraft wurde. Das Schönste an diesem Dokumentarfilm von Hanna Laura Klar ist, zu sehen, wie die Verfolgungen durch ewig Gestrige und übereifrige Heutige, dieser Frau auf Dauer nichts angetan haben, sie nicht verbittert oder verbiestert haben werden lassen, sondern gelassen und mit ihrem Lebenswerk zufrieden.

 

Denn dieses Lebenswerk hat sie für uns alle getan, die sich als Kinder und Jugendliche in einer Welt von Altnazis wiederfanden, die in der alten BRD nach wie vor das Sagen hatten und Aufklärung über die Taten der Nazis sowie deren Bestrafung als Schuldige verhindern wollten und oft verhindern konnten. Beate Klarsfeld, die als Au-pair-Mädchen  nach Paris gegangen war, lernte dort ihren späteren Ehemann Serge kennen, dessen jüdische Familie in Auschwitz umgebracht worden war.

 

Die kräftige Ohrfeige auf die dicken Backen vom damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger mit dem Ausruf: „Nazi tritt zurück!“ im November 1968 in Berlin, fanden viele wohlerzogene Zeitgenossen nicht comme i fault. Aber wie sollte man das Mitwissertum von so vielen, die sich unschuldig gaben, denn sonst auf den Tisch bringen? Und was ist eine Ohrfeige im Verhältnis zu Vergasungen etc. Hier ging es wirklich ans Eingemachte unserer Nation und Beate Klarsfeld ist eine, der zu danken ist, daß sie mit dem Vertuschen und Verschwiemeln nicht weitermachen konnten, die Oberen und Mächtigen. Daß sie, die Klarsfelds, darüberhinaus auch Haupttäter wie Klaus Barbie und Kurt Lischka aufspürten, auf daß ihnen der Prozeß gemacht werden mußte, ist ein geschichtliches Verdienst, das für die Oberen der Bundesrepublik dennoch nicht ausreichte, Frau Klarsfeld das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, was tatsächlich zweimal beantragt, ebenso zweimal abgelehnt wurde. Wie oberpeinlich, Ihr Herren Bundespräsidenten. Wie wunderbar dagegen diese freie und mutige Frau. Der Film ist das Gegenteil einer Heldenverehrung, sondern beschreibt leise den Alltag dieser Frau, deren Kinder ihr Werk weitertragen. Für uns alle.

 

GERHARD  RICHTER – PAINTING

 

Noch ein schöner, ganz anders gearteter Dokumentarfilm, in dem Corinna Belz einen uneitlen Mann, berühmtester deutscher Maler, beim Malen zeigt. Schaffensprozesse sind immer schwer darstellbar. Ein realistisches Porträt, das einer malen wollte, könnten wir im Entstehungsprozeß eher als gut, gelungen oder mißlungen, beurteilen, als abstrakte Kunst, deren inneren Bild im Geist und Gemüt des Malers ruht, dem er sich mit Pinsel, der hier ein Schaber ist, nähert. Übermalt, wegnimmt, andere Farben, neue Schichtung. Sehr spannend, dabei zuzusehen. Sehr demotivierend, dann zu erfahren, daß alle diese unter dem Blick der Kamera entstandenen Werke vernichtet wurden und dem strengen Kunstauge des Kunstmalers Richter nicht standhielten. Was Kunst nun sei und was Kunst zur Kunst macht, kann ein Film nicht vermitteln, weshalb auch ein Stefan Raab einfach kein Bild von Gerhard Richter kaufen kann.

 

Romana Reich