Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. August 2012, Teil 1
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Für die meisten Deutschen sind die Sommerferien schon vorbei, das erkennt man auch daran, wie viele Filme diese Woche wieder anlaufen. Leider eine Woche, wo die Qualität nicht mit der Quantität einhergeht. Schauen Sie selbst.
ROMAN POLANSKI – A FILM MEMOIR
Das liegt an unserer Generation, daß einen ein Film über Roman Polanski nicht kalt lassen kann. Er ist das, was man einen begnadeten Filmemacher nennt. Und er ist ein fehlbarer Mensch. Mann sollte man sinnigerweise sagen. Beim Anschauen dieser Dokumentation – so was nennt sich heute Biopic – kommt alles wieder ins Bewußtsein, was man selber gerne verdrängt, weil man mit Polanski eben keine Heldengestalt vor sich hat, sondern einen Mann mit Sonnen- und Schattenseiten.
Das Biographische hat Polanski als Regisseur immer wieder unaufdringlich in seine Filme eingebaut. Das weiß man allerdings erst, seit er in Memoiren darüber schrieb. Die existentiellste Erfahrung seines Lebens machte er schon als Kind, als sein Vater ihn im Warschauer Ghetto durch ein selbst hergestelltes Loch schiebt und ihm Wegzulaufen befiehlt, während die er mit der Mutter ins KZ transportiert wurde. Man sieht die Szene ähnlich in Polanskis „Der Pianist“. Laurent Bouzereau hat diesen Film gemacht, den Polanski eigentlich nicht haben wollte, wo er aber mit Hilfe des alten Freundes Andrew Braunsberg doch ins Reden, ins Sinnieren kommt und auch von eigentlich biographischen Szenen in anderen Filmen spricht.
Die Erinnerung an die Kindheit als Motto des eigenen Lebens macht diesen Film aus. Wer deutliche Worte, auch die des Mannes Polanski, zum sexuellen Mißbrauch an einer Dreizehnjährigen erwartet hatte, sieht sich getäuscht. Polanski sieht sich als Opfer, das er aber durch eigenes Tun stabilisiert hat. Man kann im Leben die Geschehnisse einfach nicht aufrechnen und zu einem Schnitt kommen. Denn tiefes Mitgefühl gilt ja nicht nur der Kindheit des Polanski, sondern auch dem zweiten Schrecken gegenüber: der Ermordung seiner Ehefrau. Das alles ist auch heute so schrecklich, wie es damals war und so erlebt man im Film einen Mann, der Energien für Filmen aus dem Schrecken gewinnen kann, der für ihn auch in der Thematisierung seiner Verfehlung liegt.
SAMSARA
Ron Fricke fordert uns hier auf, unseren modernen westlichen Lebensweg, den wir der Welt aufzwingen, stattdessen selbst zu ändern. In was? Ist ja alles richtig, was an Zivilisationskritik da rüberkommt, aber eben auch sehr pathetisch, was keine Laune macht. Der Regisseur selbst begreift sich als Mediator und sein Film soll für uns eine Mediation sein.
FRISCH GEPRESST
Die Frau ist einfach im Rateteam von STRASSEN-STARS mit Roberto Cappelutti im Hessischen Rundfunk besser! Wir sprechen von Susanne Fröhlich, deren Bestseller hier verfilmt wurde und sicher seine Freundinnen finden wird.
DAS DING AM DEICH
Spannend, wie die Filmemacherin Antje Huber die damaligen Geschehnisse um das Kernkraftwerk Brokdorf im gleichnamigen Ort am nördlichen Elbufer/ Nordsee nach über 30 Jahren wiederaufleben läßt. Proteste vorne und hinten seit 1976, seit den Planungen, dann kam Tschernobyl, was auf beiden Seiten verschärfend wirkte. Und es läuft und läuft.