Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Februar 2017, Teil 3

Filmheft

Berlin (Weltexpresso) - Putins Polizeigewalt, Übergriffe gegen Homosexuelle, Türkische Polizisten, die das Feuer auf Demonstranten eröffnen, US-amerikanische Cops, die einem dunkelhäutigen Flüchtigen in den Rücken schießen, oder die Polizeiskandale, die …


Deutschland in einer unerfreulichen Regelmäßigkeit erschüttern - Polizeigewalt ist auf der ganzen Welt ein Thema von trauriger Aktualität.

Viele dieser einzelnen Ereignisse sorgen für Schlagzeilen, und manchmal sogar einen landesweiten Protest, doch sind dies nur die Taten, die von Augenzeugen oder gar Handyvideomitschnitten an die Öffentlichkeit gelangen. Über die Dunkelziffer lassen sich nur Mutmaßungen anstellen. Doch zwischen aller Entrüstung auf der einen Seite und der verschleiernden Rechtfertigung auf der anderen Seite gerät etwas Wesentliches aus dem Blickfeld: Die Perspektive des Täters. Meist hinter martialisch wirkenden Schutzhelmen und Sturmhauben verborgen, bleibt der Polizist anonym. Nur manchmal ist der Name bekannt, nie aber seine Sicht der Dinge.

Dies ist das zentrale Thema von VOLT, und daher erzählen wir auch aus der Perspektive des Täters. Um uns nicht in der Schuldfrage zu verlieren, ist die Tat klar und steht zu Beginn des Filmes. Denn uns interessiert vielmehr, wie es jemandem ergeht, der „im Dienst“ einen anderen Menschen tötet. Was löst das in ihm aus?

So bestimmt Volts innerer Kampf inmitten der äußeren Unruhen die Handlung. Sein Wandeln auf beiden Seiten des Konflikts bedingt eine innere Reise und führt ihn zum Eingestehen seiner Tat. Zu Beginn des Filmes ist er ein abgestumpfter Kämpfer, jemand der uneins mit sich und der Welt ist, bemüht, ein richtiges Leben im Falschen zu führen. Doch je mehr er sich die Schuld eingesteht, desto mehr erwacht in ihm auch ein Mitgefühl. Für Hesham, für LaBlanche und für sich selbst. In diesem Verlauf folgt der Film dem archetypischen Motiv Kain und Abels. Nur die Reue kann für Volt die Schuld ablösen.

Für Reue ist in einem Polizeiapparat aber kein Platz. Und so folgt die Filmhandlung dem realen Muster solcher Situationen. Als Volt die Tat gestehen will, lässt dies der Polizeiapparat nicht zu. Volts Emanzipation von diesem ist schließlich sein finaler Schritt, die Verantwortung für sein Handeln voll umfänglich zu übernehmen. Erst dann kann er Reue und Frieden finden.

Um diese Geschichte zu erzählen, braucht es einen besonderen Autoren und Regisseur. Tarek Ehlail‘s Biografie ermöglicht es ihm, den Handlungsverlauf sowohl aus Sicht der Polizei als auch aus der Perspektive „der anderen Seite“ zu sehen. In seinen bisherigen Produktionen hat er bewiesen, wie viel Verve und Power er hat. Nun hat er sich erstmals einer ausgiebigen Drehbuch- und Figurenentwicklung unterzogen. Die Dramaturgen und Dozenten, die wir ihm an die Seite gestellt haben, (z.B. Ron Kellerman, Frank Betzelt) konnte Tarek mit seinem Talent und Fleiß ebenso so begeistern wie uns. Wir sehen in diesem unüblichen Nachwuchsregisseur einen ungeschliffenen Rohdiamanten, der mit VOLT einen einzigartigen Film realisieren wird.   

Foto: © Verleih

Info:

Auszug aus dem Filmheft

PROTAGONISTEN

Benno Fürmann                 Volt
Sascha Alexander Geršak  Torsun
Ayọ                                  LaBlanche
Denis Moschitto                Adama
Anna Bederke                   Bea
Kida Khodr Ramadan         Hassan-Zedah
Stipe Erceg                       Drasko
Tony Harrisson Mpoudja      Hesham
Surho Sugaipov                  Ulasch
André M. Hennicke            Polizeichef