Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Februar 2017, Teil 4

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Timm Thaler (Arved Friese) lebt um 1930 im heruntergekommenen ärmeren Teil einer Stadt und ist Halbwaise. Er ist etwa 12 Jahre alt und hat ein ansteckendes Lachen, durch das ihm alle Sympathien zufliegen.

Zusammen mit seinem Vater (Bjarne Mädel) geht er sonntags regelmäßig auf die Rennbahn. Auch wenn die beiden beim Wetten nichts gewinnen, ist es immer ein schöner gemeinsamer Zeitvertreib.

Eines Tages bringt sein Vater mit Lydia (Steffi Kühnert) eine neue Frau sowie ihren 14jährigen Sohn Erwin (Emil von Schönfels) nach Hause. Kurze Zeit später stirbt sein Vater bei einem Unfall auf der Baustelle. Timm ist besonders traurig, da er für das Grab noch nicht mal einen anständigen Grabstein kaufen kann. Er ist jetzt mit seiner ungerechten Stiefmutter und seinem berechnenden Stiefbruder allein.

Als er kurz darauf noch mal sein Glück auf der Rennbahn versuchen will, wird er von dem geheimnisvollen Geschäftsmann Baron Lefuet (Justus von Dohnányi) angesprochen. Der schlägt dem Jungen ein Geschäft vor: Timm soll von jetzt an immer Glück beim Wetten haben. Da er keine Wette mehr verlieren kann, würde er dann auch nie mehr unter Geldsorgen leiden. Als Gegenleistung will der Baron dafür Timms Lachen. Er bekommt sein Lachen erst zurück, wenn er eine Wette verliert. Nach kurzer Bedenkzeit willigt Timm in den Vertrag ein.

Er bezahlt von dem beim Pferderennen gewonnenen Geld erst einmal die Schulden seiner Stiefmutter. Langsam merkt er aber, dass er ohne seine Fröhlichkeit keine richtige Freude mehr am Leben hat. Er verliert auch immer mehr Freunde. Deshalb ist er entschlossen, sein Lachen wiederzugewinnen.

Er läuft von zu Hause weg und arbeitet im Grand Hotel als Liftboy. Dort lernt er den Barmann Kreschimir (Charly Hübner) kennen, der Timm schon früher auf der Rennbahn beobachtet hat und der ganz langsam hinter Timms Geheimnis kommt.

Aber der Baron lässt den Jungen von zwei seiner Dämonen Behemoth (Axel Prahl) und Belial (Andreas Schmidt) bewachen, die er immer mal wieder in zwei Ratten verwandelt.

Erst als sich Kreschimir und Timms Kinderfreundin Ida (Jule Hermann) zusammenzutun und auch ein bisschen Hilfe von den unzufriedenen Dämonen bekommen, ist es mit einer verblüffend einfachen Wette möglich, den Baron zu überlisten, und damit Timm sein Lachen zurückzugeben.


"Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" ist der bekannteste Roman des deutschen Kinder- und Jugendbuch-Autors James Krüss. Er ist in der Bundesrepublik erstmals 1962 erschienen. Das Buch ist hier zum ersten Mal für das Kino verfilmt worden. Davor gab es aber schon zwei Serienverfilmungen fürs Fernsehen: 1979 als 13teilige Weihnachtsserie des ZDF mit Thomas Ohrner als Timm Thaler, der in der hier besprochenen Verfilmung ein Cameo als Concierge im Grand Hotel hat. 2002 wurde eine 26teilige Animationsserie erstellt und ab Herbst 2002 bei Kika ausgestrahlt.

Regisseur ist Andreas Dresen nach einem Drehbuch von Alexander Adolph. Die Dreharbeiten begannen im September 2015 in einer unsanierten Nebenstraße der Altstadt von Halle an der Saale, die die ärmliche Gegend darstellen soll, in der Timm und seine Familie leben. Die Bürogebäude von Baron Lefuet sind dagegen bewusst modern gestaltet und sehen aus wie aus dem 21. Jahrhundert. Dadurch ist manchmal ein etwas seltsamer Stilmix entstanden.

Die Neuverfilmung hält sich recht nah an das Buch, z.B. gibt es hier auch einen Kommentar aus dem Off. Auch die regelmäßigen Besuche von Timm mit seinem Vater auf der Rennbahn werden hier gezeigt.

Dresen konnte für seinen Film mit Charly Hübner, Nadja Uhl, Steffi Kühnert, Bjarne Mädel, Fritzi Haberlandt, Harald Schmidt oder Thomas Ohrner bekannte Schauspieler auch für kleine Rollen gewinnen. Justus von Dohnányi spielt Baron Lefuet (was ja bekanntlich rückwärts gelesen Teufel heißt). Er ist ein guter aber kein überragender Baron. Er ist zwar böse, aber er wirkt in einigen Szenen dann leider eher lächerlich als gefährlich. Arved Friese wurde als Timm Thaler gecastet. Er spielt eigentlich nicht schlecht, aber er hat nicht den Charme, den die Rolle verlangt und auch sein Lachen wirkt manchmal doch sehr einstudiert und nicht wirklich überzeugend. Es fehlt ihm leider an Lockerheit. Da hat Jule Hermann als Timms Freundin Ida deutlich mehr Ausstrahlung.

Völlig daneben geraten sind die beiden Dämonen. Sie wirken wie aus einem anderen Film entsprungen, sie sind nicht witzig und spielen teilweise zu übertrieben und schmierenmäßig. Dies gilt vor allem für Axel Prahls Behemoth. Warum Andreas Schmidt als Belial in Frauenkleidern herumlaufen und dazu noch ein unverständliches Kauderwelsch sprechen muss, weiß vermutlich nur der Regisseur.

Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet. Auch die Jugend Filmjury fand den Film gut und empfahl ihn ab 8 Jahren, da nach der Meinung der Jury einige Szenen für Jüngere zu kompliziert seien.

Insgesamt ist "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" kein schlechter Film und vor allem für Kinder auch durchaus sehenswert. Da er aber vermutlich von deren Eltern wohl immer mit der ZDF-Fernsehserie verglichen wird, wird er es an der Kinokasse nicht gerade leicht haben.

Foto: Der schwerreiche Baron Lefuet (Justus von Dohnányi) kauft Timm Thaler (Arved Friese) sein unwiderstehliches Lachen ab © Constantin Film Verleih GmbH

Info:
Timm Thaler oder das verkaufte Lachen (Deutschland 2016)
Genre: Kinderfilm, Familienfilm
Filmlänge: 102 Min.
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Alexander Adolph nach dem gleichnamigen Roman von James Krüss
Darsteller: Arved Friese, Justus von Dohnányi, Axel Prahl, Andreas Schmidt, Jule Hermann, Charly Hübner, Nadja Uhl, Steffi Kühnert, Bjarne Mädel, Fritzi Haberlandt, Harald Schmidt, Thomas Ohrner u.a.
Verleih: Constantin Film Verleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 02.02.2017