Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 7. Februar 2017
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt (Weltexpresso) - "Die Welt der Adler" stellt in zwei Folgen die verschiedenen Lebensräume vor, in denen Seeadler und Steinadler vorkommen, in der dritten Folge wird die wilde Landschaft in der Slowakei gezeigt.
1. Steinadler – König der Berge?
Steinadler waren früher in Europa in den Wäldern im Flachland und im Mittelgebirge weit verbreitet. Ab dem 17. Jahrhundert nahmen ihre Bestände durch Bejagung rapide ab, da sie als Konkurrent des Menschen angesehen wurden. Auch die intensivierte Nutzung der Wälder war für den Rückgang der Populationen verantwortlich. Heute kommt der Steinadler nur noch in Nord-Europa und im mitteleuropäischen Hochgebirge vor.
Die Tiere sind nicht nur Jäger - vorwiegend von kleinen Säugern und Vögeln - sondern ernähren sich nicht unwesentlich auch von Aas, das z.B. von anderen Räubern getötet wurde. Die Vögel können über 30 Jahre alt werden, sie leben monogam und haben normalerweise 1 - 2 Junge im Jahr. Bei schlechtem Wetter gibt es aber auch Brutverluste. 50% der Adler brüten auf hohen Bäumen, etwa die Hälfte bauen ihre Nester in den Fels. Die Horste werden von den Paaren immer wieder genutzt, deshalb beginnen die Balz und auch die Ausbesserung der Nester bereits im späten Winter.
Am Brutgeschäft und auch an der Fütterung der Jungen, das normalerweise 9 Wochen dauert, beteiligen sich beide Elternpaare. Anschließend bringen die Altvögel den Jungen das Jagen bei. Die junge Steinadlerl bleiben dann noch etwa 4 - 5 Jahre in der Nähe der Eltern. Dann müssen sie sich ein eigenes Revier erobern.
Die Steinadler sind wichtig für die kleineren Räuber und Aasfresser im Revier, da z.B. Eichelhäher und andere Rabenvögel, Mäuse oder auch Insekten vor den Resten der Beute - auch in der Nähe der Horste - profitieren.
Im Film wurden parallel zur Aufzucht der Adler auch Bilder gezeigt von der Jungenaufzucht eines in der Nähe brütenden Schwarzstorchenpaares und eines Sperlingskauzes, der entgegen seinen Eulenverwandten tagsüber jagt.
Obwohl die Naturaufnahmen von beeindruckender Schönheit und durchgehend informativ sind, stört doch an einigen Stellen die Vermenschlichung der Adler.
2. Seeadler – Der Vogel Phönix
Seeadler leben zum Einen in Skandinavien, aber auch auf Inseln an der Atlantikküste entlang des Golfstromes auch nördlich des Polarkreises, und zum Anderen an Süßwasserseen und Flüssen in Mitteleuropa, z.B. in Mecklenburg-Vorpommern. Sie können ihre Horste sowohl auf dem Boden (auf Inseln ohne Raubtiere) als auch auf hohen Bäumen, bevorzugt auf Buchen oder hohen Nadelbäumen bauen.
Im Norden sind die ca. 5 kg schweren Vögel mit einer Spannweite von 2 m, ebenso wie der Steinadler, vorwiegend Aasfresser, da dafür die Adler weniger Energie verbrauchen, als wenn sie selbst jagen müssten. Wenn die Seeadler am Meer leben, ernähren sie sich häufig von toten Fischen, die bei der Heringsjagd von Schwert- und Buckelwalen anfallen. Sie jagen auch selbst brütende Seevögel (z.B. Lummen), fressen aber auch tote Jungvögel. Im Landesinnern ernähren sie sich gerne von Resten, die die großen Raubtiere wie Bären oder Wölfe übrig lassen.
Seeadler bekommen normalerweise ein Junges im Jahr. Da die Tiere - außer den Menschen - keine Feinde haben und die Vögel etwa 30 Jahre alt werden können, ist die niedrige Fortpflanzungsrate ausreichend, um die Population zu vergrößern. Im 19. Jahrhundert wurden die großen Vögel in Mitteleuropa genauso wie die Steinadler durch die Überjagung beinahe ausgerottet. Heute sterben viele Tiere an einer Bleivergiftung, weil die Jäger bleihaltige Munition verwenden und z.B. die Innereien der geschossenen Tiere im Wald liegen lassen.
In Deutschland gibt es etwa 700 Seeadler-Reviere, möglich wären etwa doppelt so viele. Allerdings ist es in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland ein Problem, dass es nicht genug unberührte Landstriche gibt, in die die großen Raubtiere wieder einwandern können, denen die Adler dann ganz sicher folgen würden.
Der Film selbst zeigt zwar wunderschöne Bilder, ist aber leider insgesamt etwas unstrukturiert. So würde man gerne mehr (wie bei den Steinadlern) zur Biologie der Seeadler, z.B. zur Paarbildung, erfahren. Deutlich belegt wird aber, dass der Seeadler nicht der große Jäger ist, der den Waidmännern das Wild weg frisst, sondern dass er sich vor allem von Aas ernährt; eine Lebensweise, die deutlich Energie sparender ist.
3.Wilde Slowakei
Die Slowakei besteht aus drei geografischen Regionen: den Bergwäldern in den Karpaten, den Flussniederungen und Überschwemmungsgebieten von Donau und March sowie den Steppen, die zu den Ausläufern der ungarischen Tiefebene gehören.
Die Hohe Tatra ist ein Teil der Karpaten und gilt als kleinstes Hochgebirge der Erde mit Bergen, die über 2500m hoch sind. In dem Schutzgebiet gibt es ca. 800 Braunbären, sowie Steinadler, Luchse, Dachse und auch wieder ausgewilderte Wisente. Die Karpaten sind niederschlagsreiche Urwaltreservate, in denen z.B. der Schreiadler brütet, der im Gegensatz zu den anderen Adler-Arten ein Zugvogel ist. In den Reservaten leben auch viele seltene Pflanzen (z.B. das Alpenglöckchen) oder seltene Insekten (wie der Alpenbock). Dort gibt es auch noch größere Bestände des Wiedehopfs.
March und Donau sind in der Slowakei Flüsse mit Überschwemmungsgebieten und Altarmen, die sehr gute Brutplätze für Kaiseradler, Störche und Reiher bieten. Daneben gibt es sandige und warme Trockengebiete mit Steilhängen an denen Bienefresser brüten und die auch anderen besonderen Pflanzen (wie dem Adonisröschen) und Tieren (wie dem Ameisenlöwen) gute Lebensmöglichkeiten bieten.
Die Steppengebiete in den Donauniederungen an der Grenze zu Ungarn leben noch größere Bestände von Großtrappen, die allerdings durch die intensive Landwirtschaft in der Region gefährdet sind. Die Altarme der Donau sind auch Rückzugsgebiete von seltenen wasserlebenden Tieren und Pflanzen.
Der Film "Wilde Slowakei" ist geografisch aufgebaut. Leider kommen hier die Adler nur am Rande vor. Deshalb passt diese Folge eigentlich nicht so recht zu den beiden vorherigen Filmen, die sich schwerpunktmäßig mit Stein- und Seeadlern beschäftigt haben.
"Die Welt der Adler" ist eine Filmreihe á 45 Minuten konzipiert für das Fernsehen unter der Regie des Naturfilmers Jan Haft, der auch zusammen mit Gabriele Conze die Drehbücher verfasst hat. Die Filme sind eine Nautilus Produktion, die in Kooperation mit Arte, WDR und BR 2015 entstanden sind.
Alle Folgen zeigen wunderschöne Bilder, besonders beliebt sind wohl Gewitterstimmungen und Sonnenuntergänge. Leider sind ein Teil der Landschaftsaufnahmen aus der Vogelperspektive weniger informativ und auch teilweise redundant.
Man merkt, dass die drei Teile unanhängig fürs Fernsehen produziert wurden. Sie stehen doch etwas unverbunden nebeneinander. Dies gilt vor allen für "Wilde Slowakei", der inhaltlich völlig andere Schwerpunkte setzt als die beiden Filme über die Stein- und See-Adler.
Insgesamt sind die Filme aber dennoch informativ, wie man bei den anderen Filmen des Regisseurs schon sehen konnte, z.B. "Das grüne Wunder - Unser Wald" (2012) und "Magie der Moore" (2015). Deshalb ist die Reihe trotz der kritischen Bemerkungen absolut sehenswert.
Foto: Cover der Blu-ray © Polyband Medien GmbH
Info:
"Die Welt der Adler" ist ab dem 7. Februar 2017 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Die Sprachversion ist auf der DVD Deutsch in Dolby Digital 2.0 und auf der Blu-ray Deutsch in DTS-HD 2.0. Die Untertitel sind bei beiden Formaten in Deutsch. Das Bildformat von DVD und Blu-ray ist 16:9 anamorph (1,78:1). Die Discs enthalten keine Extras.
Die Welt der Adler ("Steinadler – König der Berge?", "Seeadler – Der Vogel Phönix" und "Wilde Slowakei") (Deutschland 2016)
Genre: Dokumentation, Natur & Tierwelt
Filmlänge: ca. 135 Min. (3x45 Min.
Regie: Jan Haft
Drehbuch: Jan Haft, Gabriele Conze
Verleih: Polyband Medien GmbH
FSK: Info-Programm