Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. Februar, Teil 3
Kirsten Liese
Berlin (Weltexpresso) - Die Situation ist mehr als bitter: Ein Vater will seine Tochter davor bewahren, über eine fatale Beziehung ihr Leben zu ruinieren, stößt aber in seinem Bemühen, ihr die Augen zu öffnen, auf Widerstand. Sie will sich nicht bevormunden lassen, ihre eigenen Entscheidungen treffen, eigene Fehler begehen. Kann er noch was tun und Verantwortung zeigen, oder muss er sich damit abfinden?
Regisseur Baltasar Kormákur, der nach einigen Arbeiten in Hollywood in seine isländische Heimat zurückgekehrt ist, legt einen Thriller vor, der es in sich hat. Hin- und hergerissen zwischen hippokratischem Berufsethos und väterlichem Instinkt, versteigt sich der Protagonist, ein anerkannter Herzchirurg in Reykjavik, zu einem extremen Akt der Selbstjustiz. Dagegen muteten die gesetzeswidrigen Aktionen des André Bamberski, von dem unlängst das französische Justizdrama „Im Namen meiner Tochter- Der Fall Kalinka“ erzählte, noch harmlos an.
Kormákur selbst spielt seinen Helden namens Finnur, der sich nach Kräften bemüht, den Drogenhändler Óttar (Gísli Örn Gardarsson), an den seine 18-jährige Anna (Hera Hilmar) ihr Herz verloren hat, loszuwerden. Ein Gespräch von Mann zu Mann scheitert aber ebenso wie das Bemühen, Justiz und Polizei einzuschalten, die vor ihrer Aufgabe kapitulieren, dem skrupellosen Ganoven das Handwerk zu legen. Von nun an bedient sich der Arzt härterer Methoden, schliddert damit in ein Doppelleben und einen bisweilen wenig glaubwürdigen, fehlgeleiteten Kampf.
„Der Eid“ ist ein Film, in dem es hart zur Sache geht wie in früheren Actionspektakeln des Regisseurs. Gleichzeitig bezeugt er dank genauer Psychogramme Qualitäten wie Kormákurs viel beachtetes Familiendrama „101 Reykjavik“, wobei diesmal, analog zu den verschneiten Landschaften, eine noch größere Kälte über dem Geschehen waltet.
In den brutalen Gewaltexzessen, zu denen sich der gnadenlose Rächer hinreißen lässt, spiegelt sich sein unauflösbares Dilemma, das Richtige zu wollen, aber das Falsche zu tun. Kann er damit seine Tochter retten? Das folgerichtige, gemeine Ende weckt daran große Zweifel.