Berlinale: Die Deutschen Filme im Wettbewerb

Kirsten Liese

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Vorlage stammt von Max Frisch, aber der berühmte Autor kommt einem kaum in den Sinn. Und das, obwohl Volker Schlöndorff für seinen jüngsten Film, mit dem er sich erstmals seit 17 Jahren wieder im Wettbewerb der Berlinale präsentiert, das persönlichste Buch des Schweizers vorgenommen hat, die „Rückkehr nach Montauk“. 

 
Das größte Problem ist die fatale Fehlbesetzung: Stellan Skarsgård besitzt nichts, was nur annähernd erklären würde, warum junge, attraktive Frauen auf ihn fliegen, keinen Charme, keine Aura, kein Charisma, noch nicht einmal Sexappeal. Und vor allem versteht er es nicht, für seine Figur, den Schriftsteller Max Zorn, der nach New York reist, um aus seinem neuen Roman zu lesen, Interesse zu wecken.


Schlöndorff, mittlerweile 77 und damit in einem ähnlich fortgeschrittenen Alter, hat das Buch sehr frei adaptiert, was allerdings auch gar nicht anders möglich gewesen wäre, rekrutiert es sich doch aus Betrachtungen und Erinnerungen an Frauen und verlorene Lieben.


Max Zorn will auf seine alten Tage auch wieder seiner großen Liebe nahe kommen, einer Frau, die inzwischen als Staranwältin Karriere gemacht hat. Dass eine ganz Große des deutschen Kinos wie Nina Hoss diese Rebecca Epstein spielt, macht diese Begegnung keinen Deut glaubwürdiger. Zwar begegnet sie ihm  anfänglich kühl und reserviert, aber dann lädt sie ihn doch ein zu einer Fahrt nach Montauk, einem Küstenort am Ende von Long Island.


Der große Auftritt von Nina Hoss beschert dem Film dann doch noch kurzzeitig ganz großes Kino in einer einzigen Szene, in der sie dem Stoffel, den sie früher einmal so geliebt hat, darlegt, warum sie kein Paar mehr werden können. Dass er egoistisch stets nur mit sich selbst beschäftigt war, ihre Bedürfnisse und ihr Gefühlsleben kaum wahrnahm und ein rastloses Leben führte, ist noch nicht alles. Max muss erfahren, dass es nach ihrer Trennung noch einen anderen Mann gab, sie nicht auf ihn gewartet hat, mithin er der Träumer ist, der die eigene Fiktion mit der Realität verwechselt.


Ebenfalls einen ambivalenten Eindruck hinterließ der dritte deutsche Beitrag, das dokumentarische Porträt über Joseph Beuys von Andres Veiel. Der Filmemacher, der mit Produktionen wie „Black Box BRD“ und „Die Spielwütigen“ viel Beachtung fand, hat diesmal allerhand Archivmaterial montiert, um in dem Mann mit dem Hut einen Radikalen, einen Weltverbesserer, einen Künstler oder auch einen Humoristen zu entdecken. Das Ergebnis ist eine kurzweilige Hommage, die unliebsame Wahrheiten ausklammert: 2013 enthüllte der Beuys-Biograf Hans-Peter Riegel, dass der Jahrhundertkünstler ein begeisterter Hitlerjunge war, der sich später freiwillig für den Kriegsdienst meldete, auch einer, der Freunde ausnutzte und düpierte. Mag sein, dass es Veiel um ganz andere Aspekte ging, aber das erklärt er nicht, warum er darauf verzichtet hat, einen so versierten Beuys-Experten vor die Kamera zu holen. 

Foto: Aus Rückkehr nach Montauk (c) berlinale.de