Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. März, Teil 2


Romana Reich


Berlin (Weltexpresso) - WILDE MAUS war einer der wenigen deutschsprachigen Filmen im Wettbewerb der BERLINALE. Und obwohl der Oberösterreicher JOSEF HADER schon in so vielen Filmen mitgespielt hat und in Österreich Kult ist, kann er hier immer noch entdeckt werden. Als Darsteller und hier zum ersten Mal als Regisseur.


Weltexpresso hatte in der Berichterstattung als Teil 7 auch WILDE MAUS rezensiert:
https://weltexpresso.de/index.php/kino/9087-wilde-maus


Auch wir finden dies einen guten Film, dem irgendwo und irgendwie eine Kleinigkeit fehlt, um ein sehr sehr guter Film zu sein. Das trifft sich mit einer Aussage des Regisseurs in einem Interview der Frankfurter Rundschau von heute. Dort sagt er, daß er ein nächstes Mal bestimmte Szenen noch extremer drehen würde, andere würde er länger ausreizen und vor allem die Schauspieler ermuntern, Varianten in einzelnen Szenen auszuprobieren.

Die Geschichte, die eine Milieustudie ist,  kurzgefaßt: Georg (Josef Hader) ist ein anerkannter Musikkritiker einer Wiener Zeitung, der seine Privilegien genießt und in einer rührenden  Mischung aus Grantler, Eigenbrötler und Angepaßter auch noch die Rolle des Ehemanns zu spielen versucht, dem die Attitüden seiner Ehefrau auf die Nerven gehen, denn die, jünger und Psychotherapeutin will unbedingt ein Kind, weshalb der Eisprung zum wichtigsten Thema in der Ehe wird.

Doch wie brüchig Georgs Existenz ist, wird erst deutlich, als ihm ohne Vorwarnung von seinem noch relativ neuen Chefredakteur (Jörg Hartmann) gekündigt wird. Die Entlassung verdrängt er und spielt seiner Frau und eigentlich auch sich selber vor, er würde wie früher seiner Arbeit nachgehen. Er verläßt auch das Haus, allerdings hat er sich zusammengetan mit einem Schulkameraden Erich (Georg Friedrich), den er wiedertrifft und der ihn motiviert, mit ihm eine Achterbahn im Prater zu betreiben, die er, da ziemlich ramponiert, günstig bekommen kann und nun restaurieren muß. Was heißt Achterbahn! Die Achterbahn, WILDE MAUS genannt.

Mit ihm betreibt er nun heimlich das Pratergeschäft, hat aber noch heimlicher  etwas Wichtigeres zu tun. Er zahlt den Rausschmiß seinem Exchef persönlich heim. Erst demoliert er dessen Schlitten und dann...Er kennt sich selber nicht mehr, findet aber im Zurückschlagen seine tiefe Genugtuung. Und da ist er nun ganz und gar nicht heimlich, denn er kämpft mit offenem Visier, weshalb auch alles auffliegt. Auf diesem Weg allerdings passieren so unglaublich komische Sachen, daß man an der Phantasie des Drehbuchschreibers Josef Hader seine reine Freude hat, sich aber zwischendurch denkt,  daß diese vielen Ideen dem Regisseur Josef Hader Probleme machen, weil die Fabulierkunst die Stringenz der Handlung, also den roten Faden erschweren, weshalb wir diese ganzen Nebenstränge hier weglassen, aber betonen, daß diese Vielfalt dem Hauptdarsteller Josef Hader wiederum eine breite Darstellungspaillette bietet.

Da geht es um die Ehefrau, deren Patienten von der Couch und weiteres filmische Personal, das nun wiederum mit dem Exchef zu tun hat und Überraschendes bietet. Alles hängt mit allem zusammen und alle hängen mit allen zusammen. Das ist auch eine Klassengeschichte, die Josef Hader hier aufblättert. Eine echte Tragikkomödie, wo einem das häufige Lachen im Halse stecken bleibt.