Schulkinowochen Hessen: Der Film erzählt die Geschichte einer unerschütterlichen Freundschaft
Suse Rabel-Harbering
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Rahmen der 11. hessischen Schulkinowochen kommt Heidi wieder mal nach Hessen, genauer gesagt, nach Frankfurt. Sie ist keine Unbekannte hier in der Stadt. Somit können wir gleich in die Handlung des 2015 entstandenen Films, die schnell erzählt ist, einsteigen.
Das Waisenkind Heidi wird von ihrer Tante Dete zum Großvater in die Schweizer Berger gebracht. Aufgrund der zwangsläufig zurückgezogenen Lebensweise auf seiner Alm hat sich der „Öhi“ die Sympathien der Dorfbewohner längst verscherzt. Ihm scheint, jegliche zwischenmenschliche Beziehungsfähigkeit abhanden gekommen zu sein. Kein Wunder also, dass er nichts mit seiner Enkelin zu tun haben will. Sie gewinnt jedoch schnell sein nach außen hin versteinertes Herz und bringt mit ihre kindlichen Offenheit das teils schroffe, teils idyllische Almdasein zum Schwingen. Dem Ziegenhirt Peter ist sie in gleichem Maße zugewandt wie den Ziegen, ihrem Großvater oder Peters Großmutter.
Das Schicksal will es, dass sie zu Freunden ihrer Tante in eine großbürgerliche Familie nach Frankfurt geschickt wird als „Ziehtochter“ und Spielgefährtin für die an den Rollstuhl gebundene Klara.
Obwohl sie gleich das Herz des „gehbehinderten“ Mädchens gewinnt und sich eine wunderbare Freundschaft entspinnt, widerstreben ihr sowohl die Erziehungsmaßnahmen, über die das Fräulein Rottenmeier im bourgeoisen Hauses rigide wacht als auch die Stadtlandschaft, die so gar keine Höhen und Weitsicht aufweist wie die geliebte Bergwelt der jungen Heldin. Heidi gerät in einen quälenden Konflikt, denn Sie stirbt fast vor Heimweh nach ihrem Zuhause und wird schließlich von Klaras Großmutter zurück in die Berge gebracht.
Der Film greift den Mythos der scheinbar intakten Natur und der Verbundenheit des Menschen mit ihr auf im Gegensatz zum entfremdeten Stadtleben. Für die didaktische Aufarbeitung lassen sich weiter wichtige Motive anknüpfen, wie Heimat und Fremde, Freundschaft, Offenheit und Verantwortung sowie Erziehung und Bildung.
Jüngere Zuschauer können die emotionale Entwicklung Heidis und deren Beziehung zu ihren Mitmenschen dank der klaren Bildsprache leicht nachvollziehen. Es ist ein wunderbarer Film mit einer hervorragenden, schauspielerischen Besetzung, der Kinder jenseits von Action und Klamauk beglücken kann und dabei wichtige Aspekte wie Herzensgüte und Freundschaft vermittelt.
Der Film wird für die Altersstufe 7 -12 jährige empfohlen. Er eignet sich zum Deutschlernen mit Filmen. Durch die gesprochene Sprache von authentischen Sprechern in der Zielsprache kann von den Schülern bereits Erlerntes wiedererkannt werden und das Hörverstehen geschult werden.
Regie führte Alain Gsponer und das Drehbuch verfasste Petra Blondina Volpe nach dem Roman aus dem späten 19. Jahrhundert von Johanna Spyri, der zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Kinderbüchern zählt. Darsteller/innen sind: Anuk Steffen, Bruno Ganz, Hannelore Hooger, Isabelle Ottmann, Quirin Agrippi, Katharina Schüttler Jella Haase Maxim Mehmet, Peter Lohmeyer.
Heidi erhielt 2016 den Deutschen Filmpreis als besten Kinderfilm.
Die Hessischen Schulkinowochen (06.-17. März 2017), eine Einrichtung, die in diesem Jahr zum 11. Mal stattfindet, wollen „das Wissen, das Nachdenken, das Gespräch über Filme, ihre Stilmittel und Techniken fördern“ und auch die Bedeutung des Kinos als außerschulischen Lernort hervorheben.
Foto: (c) Verleih
Info:
HEIDI, filmische Versionenund ihre literarische Vorlage sind in Weltexpresso wiederholt besprochen worden.
https://weltexpresso.de/index.php/kino/6258-auch-heidi-im-sonderangebot
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/6232-johanna-spyris-heidi-im-anaconda-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/kino/6231-ein-gespraech-mit-regisseur-alain-gsponer
https://weltexpresso.de/index.php/kino/6214-bruno-ganz-an-der-spitze-bekannter-schauspieler-in-heidi
