Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. März 2017, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Der Hasenjunge Max (Noah Levi) ist ein richtiger Stadthase. Er lebt allein in einem Bau mit allen Annehmlichkeiten auf einer Verkehrsinsel und schlägt sich mit kleinen Gaunereien durch. Er möchte gerne Mitglied bei den "Wahnsinns-Hasen“, der coolsten Gang der Stadt, werden.
Als Max das Angebot bekommt, am Ostermontag zum Aufnahmetest anzutreten, schwingt er sich vor lauter Übermut auf ein ferngesteuertes Flugzeug. Das Flugzeug wird von einer Böe erfasst und gerät außer Kontrolle.
Das Flugzeug und Max fliegen aus der Stadt hinaus und immer tiefer in den Wald hinein. Als der Motor seines Flugzeuges versagt, landet Max mit einer Bruchlandung hinter einer großen Hecke in der Häschenschule. Dort unterrichtet Lehrer Eitelfritz (Friedrich von Thun) angehende Osterhasen immer nach dem gleichen Curriculum wie schon seit undenklichen Zeiten.
In der Schule wird auch das Goldene Ei aufbewahrt, dessen Hüterin Madame Hermine (Senta Berger) ist. Es wurde den Hasen von den Tieren des Waldes als Zeichen gegeben, dass sie die Ostereier zu den Menschen bringen dürfen. Jenseits der hermetisch abgeschlossenen Häschenschule lebt eine Fuchsfamilie, die das Ei stehlen will, damit sie endlich auch mal die Osternester füllen dürfen.
Max findet die Hasenschule ziemlich langweilig und altbacken und möchte möglichst schnell in die Stadt zurück, um an der Aufnahmeprüfung für die "Wahnsinns-Hasen" teilnehmen zu können. Leider kommt er an den Füchsen nicht vorbei und wird von Madame Hermine gerettet, die an der Schule die jungen Hasen auf den Übungsparcours auf die Osterhasenprüfung vorbereitet, deren wichtigster Teil ein Verschwindibus ist.
Max lernt die Hasenschülerin Emmi (Jule Böwe) kennen, die Max die Regeln der Schule erklärt und ihm auch beim Einleben hilft. Leider ist sie selbst noch zu klein für die Osterhasenprüfung. Als die Füchse dann versuchen, das Goldene Ei zu stehlen, muss Max sich entscheiden, ob er wirklich zurück in die Stadt will, oder ob er den Hasen beim Kampf gegen die Füchse mit ein paar in der Schule bisher nicht bekannten Tricks helfen will. Wird Max es schaffen, die Häschenschule und Osterfest zu retten und wird er dabei auch lernen, den Verschwindibus anzuwenden, um das goldene Ei zu retten?
"Die Häschenschule - Jagd nach dem goldenen Ei" ist ein Animationsfilm, der lose auf dem Buch "Die Häschenschule" von Albert Sixtus aus dem Jahre 1924 basiert. Glücklicherweise nur lose, denn das Buch selbst ist altbacken und voller überkommener Rollenbilder und Klischees von Kindern, die zu gehorchen haben. Das Buch selbst wird auch heute immer noch - vor allem zu Ostern - in großer Auflage verkauft.
Die Drehbuchautorinnen Katja Grübel und Dagmar Rehbinder sowie die Regisseurin Ute von Münchow-Pohl versuchen zwar die moralischen Werte wie Teamgeist und Hilfsbereitschaft aber auch selbständiges Denken zu vermitteln. Daneben zeigen sie auf, dass auch in der Häschenschule eine Veränderung stattfinden muss, damit man sich erfolgreich gegen die Eindringlinge wehren kann.
Der Film ist vor allem darauf angelegt, die Kontraste zwischen den Stadt- und Landleben herauszuarbeiten. Dies geschieht sowohl in der Sprache als auch in der Kleidung. Während Max anfangs als egoistischer Stadtbewohner dargestellt wird, der sich nicht in die Gemeinschaft einfügen will, wirken die Hasenschüler altmodisch und traditionelle Werte hochhaltend. Es gelingt der Regisseurin die Geschichte aber kindgerecht und unterhaltsam zu erzählen, so dass es den jungen Zuschauern sicher nicht auffällt, wie konventionell der Film eigentlich ist.
Natürlich gewöhnt sich Max recht schnell in die Gemeinschaft ein - vor allen wenn man gemeinsam gegen den Feind von außen vorgehen muss - bringt allerdings im Kampf dann doch einige individuelle Ideen ein. Er lernt, dass, wenn man etwas erreichen will, dafür auch arbeiten muss, wenn er z.B. die von Madame Hermine gestellte Aufgabe lösen will und nächtelang den Verschwindibus-Zauber übt.
Die Animation ist ordentlich ausgearbeitet; man merkt aber doch den Unterschied zu teuren amerikanischen Produktionen. Sie ist aber ganz sicher altersgemäß und auch schön und märchenhaft anzusehen und damit ideal für die Zielgruppe der älteren Kindergarten- und jüngeren Schulkinder.
Am Ende wird das Landleben zwar vorgezogen, aber die Hasen treten nur dann als starke und erfolgreiche Gruppe gegen die Füchse auf, wenn die Tugenden der Häschenschüler mit den neuen Ideen, die Max aus der Stadt mitbringt, kombiniert werden. Glücklicherweise wird diese Moral leichter verpackt als im literarischen Vorbild.
Insgesamt ist "Die Häschenschule - Jagd nach dem goldenen Ei" eine kindgerechte und auch spannende Modernisierung eines doch sehr altertümlichen und überholten Kinderbuches. Die deutsche Film- und Medienbewertungsstelle (FBW) hat ihn mit dem Prädikat besonders wertvoll versehen. Der Film ist für die Zielgruppe 4 - 8 Jahre ganz sicher sehenswert und auch die Eltern werden sich nicht langweilen.
Foto: Max und Emmi vor dem goldenen Ei © Universum Film GmbH
Info:
Die Häschenschule - Jagd nach dem goldenen Ei (Deutschland 2017)
Genre: Animation, Kinderfilm
Filmlänge: 76 Min.
Regie: Ute von Münchow-Pohl
Drehbuch: Katja Grübel & Dagmar Rehbinder
Sprecher: Senta Berger, Friedrich von Thun, Noah Levi, Jule Böwe u.a.
Verleih: Universum Film GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 16.03.2017