Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. März, Teil 2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am besten schauen Sie sich erst (noch einmal) LAMMBOCK an, Kiffer-Komödie und Kultfilme von 2001, dann können Sie dessen Fortsetzung sehr viel besser einschätzen und auch genießen, sowohl in ihren Höhepunkten wie ihren Schwächen.
Regisseur Christian Zübert hatte damals mit der Chuzpe eines Anfängers und dessen Glück auch, eine Provinzposse hingelegt, in der sich die Befindlichkeit einer bestimmten Alters- und sozialen Gruppe genauso widerspiegelte, wie deren Sehnsucht nach dem richtigen Leben. Jetzt, nach 15 Jahren, sehen Stefan (Lucas Gregorowicz) , Kai (Moritz Bleibtreu) und wir, was daraus geworden ist. Es beginnt in Dubai mit Stefan. Richtig. Der hatte ja Würzburg Richtung Süden verlassen, und wollte – in der Karibik wohl – eine Strandbar eröffnen.
Gelandet ist er in Dubai, wo er als Anwalt für einen der dortigen Superreichen – ha- eine Bar betreibt und die Tochter des Chefs Yasemin (Melanie Winiger) heiraten will. Oder doch besser: sie ihn. Allein, es fehlt der Existenznachweis, die Geburtsurkunde. Deshalb muß er zurück nach Hause, erstmals nach der langen Zeit, was ja nur ein-zwei Tage dauern wird. Doch dort trifft er auf den alten Kumpan Kai, heute Besitzer von einem lächerlichen asiatischen Imbiß, der ihn überredet, als erstes wie früher, sich erst einmal mit einem Joint zu beruhigen. Abstand gewinnen. Nein, er möchte eigentlich nicht, der zu Beginn noch eilfertige Stefan, den wir zunehmend als jemanden erleben, der es permanent seiner Zukünftigen recht machen will, aber selber eigentlich nicht so richtig weiß, was er will und deshalb all denen ausgeliefert ist, die ihn orientieren wollen.
Das ist bei Kai durchaus anders. Der weiß auf jeden Fall, was er nicht will. Sich weiterhin zu Hause darüber ärgern und streiten, was Jonathan (Louis Hofmann) in seinen Pubertätskämpfen alles anstellt, was sich zudem im Haschischwahn schlimmer deutet als in Wirklichkeit, während Mutter Sabine (Mavie Hörbiger) tut, als ob sie nicht mitbekäme, in welche Gefahren sich ihr Junge begibt. Das kennt Stefan insofern, als er in sich genau weiß, daß er in Dubai ein kleines Licht ist, das seine Braut zu einem großen funkelnden Stern machen möchte, dessen Kern aber innerlich hohl ist, wie Stefan befürchtet, ach was, weiß. Dabei sind es nur die Ansprüche, diese hohen Ansprüche, die ihn vor sich selber klein und unbedeutend erscheinen lassen. Reziprok zur Rolle der Familie seiner Yasemin, die einfach reich und bedeutend ist.
Da trifft er nun in der Heimat auf auf seine alte Flamme Jenny (Alexandra Neidel), die sich gut in der bürgerlichen Welt eingerichtet hat, und souverän mit Stefan umgeht. Die Geschichte? Eigentlich zwei. Wie die alten Knaben erneut in ihr Jugendverhalten zurückfallen, daß bekifft zu sein, die Welt sie besser ertragen läßt und daß diese Welt sie nicht in Ruhe läßt. Auch das hat mit Cannabis zu tun, mit vielen Pflanzen, die künstlich besonnt…
Die beiden legen sich ungewollt mit einer ganzen Bande an und das alles ist überhaupt so dünn, daß der Vorschlag ernst gemeint war, sich erst das Original anzuschauen. Dann nämlich weiß man erst, daß unter der Hand sich in der Fortsetzung so manche Lücke im damaligen Drehbuch nun aufklärt. Das macht Spaß, wie überhaupt die Situationskomik sehr oft wirkt. Man lacht und lacht, obwohl man es dann eigentlich im Nachhinein nicht so witzig findet. Die körperliche Reaktion geht der mentalen Einschätzung in diesem Film immer wieder voraus.
Und dann die Einlagen der damaligen Helden, die auch diesmal vorbeischauen: Wotan Wilke-Möhring und Antoine Monot Jr., echt gelungen , ach ja und Vater Elmar Wepper - und einen neuen Mitspieler gibt es auch: Dar Salim. Alles nett und harmlos. Aber einen echten Coup sollte man unbedingt erwähnen. Wenn die beiden Jugendfreunde, die nun bekifft sind wie ehedem, in ihren Zuständen auf einmal polnisch reden und verstehen, das hat echt was. Ach ja, und bei allen Leistungen aller Schauspieler, fällt dann doch wieder auf, welch komödiantisches Naturtalent Moritz Bleibtreu eigentlich ist und daß der deutsche Film ihm keine Rollen auf den Leib schreibt, in denen er stärker zeigen kann, was er kann.