Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. April, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - 1975 hat der aus dem Kongo stammende Seyolo Zantoko (Marc Zinga) gerade in Frankreich seine Approbation als Arzt erhalten. Als er ein Angebot für eine Stelle als Landarzt in einem Kaff namens Marly-Gomont im Norden Frankreichs angeboten bekommt, greift er ohne groß nachzudenken zu.
Er bittet seine Familie, seine Frau Anne (Aïssa Maïga), seine Tochter Sivi (Médina Diarra) und seinen Sohn Kamini (Bayron Lebli) nach Frankreich zu kommen. Da alle am Telefon nur Paris verstehen, sind sie begeistert, träumen vom Großstadtleben und sind sofort bereit aus dem Kongo nach Europa zu ziehen.
Die Realität sieht dann doch etwas anders aus. Die Bewohner von Marly-Gomont haben noch nie Menschen aus Afrika gesehen und machen den Neuankömmlingen das Leben so schwer wie möglich. Seyolo versucht sich an das Leben dort anzupassen und in die Gesellschaftsordnung des Dorfes einzufügen. So wird er zwar im Dorfgasthof als Saufkumpan und Dartspieler anerkannt, aber er hat immer noch keine Patienten in seiner Praxis. Gleichzeitig verbietet er seiner Tochter Sivi das Fußballspielen, da er glaubt, dass es ihre Leistungen in der Schule mindern könnte. So sieht sich Seyolo nicht nur dem Misstrauen der Dorfbewohner ausgesetzt sondern auch dem Missmut seiner Frau und seiner Kinder, die viel lieber in Paris oder bei ihren Verwandten in Brüssel leben würden.
Seyolo gibt jedoch nicht so schnell auf und ist fest entschlossen, sich den Respekt und das Vertrauen der Dorfbewohner zu verdienen, um hier entgegen aller Erwartungen eine neue Heimat zu finden. Dies gelingt aber erst als sich die Familie schon beinahe entschlossen hat, doch zu ihren Verwandten zu ziehen und auch nur unter kräftiger Mithilfe der Kinder und mit etwas politischem Geschick....
"Ein Dorf sieht schwarz" geht auf die Erinnerungen an das Leben des Vaters des französischen Rappers Kamini zurück. Der Rapper veröffentlichte schon 2006 das im Internet sehr populäre Rapvideo Marly-Gomont, in dem er humorvoll das langweilige Leben von Jugendlichen in der französischen Provinz und seine Kindheit als die einzige schwarze Familie in Marly-Gomont beschreibt. Er hatte auch die Idee zum Film über das Leben seines Vaters als Dorfarzt und arbeitete am Drehbuch mit.
Dass es eine wahre Geschichte ist, ist eigentlich das Interessanteste am ganzen Film. Denn sonst wurde die Geschichte vom Clash der Kulturen doch schon öfter erzählt - auch wenn gerade solche Geschichten heute wieder äußerst wichtig sind.
Dabei sind die Schauspieler nicht schlecht und auch die Atmosphäre des Dorfes ist gut getroffen. Marc Zinga und Aïssa Maïga spielen sehenswert das liebenswerte kongolesische Paar zwischen Anpassung und Stolz auf die eigenen Wurzeln. Trotzdem wirken einige der humorvollen Szenen doch ziemlich bemüht.
Besonders ärgerlich klingt in der deutschen Synchronfassung - wie auch schon bei "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) - der künstliche "nordfranzösische" Akzent der Dorfbewohner. Damit kommen sie einfach nur dümmlich daher und werden der Lächerlichkeit preisgegeben. Dies ist ganz sicher im Original nicht gewollt und deshalb eines der größten Mankos der deutschen Synchronisation.
Insgesamt ist "Ein Dorf sieht schwarz" ein durchschnittlicher Film, den man sich im Kino ansehen kann aber bei dem man auch getrost auf die DVD warten kann.
Foto: v.l.n.r.: Sivi (Médina Diarra), Anne (Aïssa Maïga), Seyolo (Marc Zinga) und Kamini (Bayron Lebli)© Prokino Filmverleih GmbH
Info:
Ein Dorf sieht schwarz (Frankreich 2016)
Originaltitel: Bienvenue A Marly-Gomont
Genre: Komödie
Filmlänge: 96 Min.
Regie: Julien Rambaldi
Drehbuch: Julien Rambaldi, Benoît Graffin, Kamini Zantoko
Darsteller: Marc Zinga, Aïssa Maïga, Kamini Zantoko u.a.
Verleih: Prokino Filmverleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 20.04.2017