Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29.9.2011,Teil 2

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Man muß es Hollywood lassen, daß die Filmindustrie nahe am Puls der Zeit ist und auch vor für Filmen schwierigen Themen nicht zurückschreckt. Gleichzeitig mit dem infolge seiner Nüchternheit spannend gewordenen Film DIE LINCOLN VERSCHWÖRUNG, der sehr gut in die politische Landschaft paßt,  läuft in dieser Woche ein Film über die ruinösen Mechanismen der internationalen Bankgeschäfte an.

 

 

 

DER GROSSE CRASH – MARGIN CALL

 

Auch das ist möglich. Daß ein Thriller daherkommt, in dem es keine Toten gibt. Dafür aber die Leinwände voll sind mit Geschädigten und wieviele von denen sich selbst das Leben nehmen oder kriminell werden, das erzählt der Film nicht. Dafür aber in aller Deutlichkeit wie es zugeht, wenn die Finanzhaie zuschlagen. Konkret werden die 24 Stunden vor dem großen Zusammenbruch im Film erzählt, was deutlich an Lehman Brothers im Jahr 2008 erinnert. Finanzkrise wird das verharmlosend genannt, denn eine Krise ist ja noch nicht das Ende, denkt man dann. Eine Krise kann überwunden werden. Aber um welchen Preis?

 

Auch davon handelt der Film. Regisseur J.C. Chandor kommt aus dem Finanzgeschäft und das spürt man beim Zuschauen, daß wir mittendrinn sind. Die Bank – natürlich Mitarbeiter - hat fahrlässig Millionen hin und hergeschoben, die sie gar nicht hat, weil das Kapital diese Operationen nicht deckt. Das entdeckt ein mittlerer Manager, befragt den nächsthöheren, der den nächstnächsthöheren und so wird die Katastrophe nach oben befördert, aber von den obersten Managern zum Teil überhaupt nicht verstanden – ehrlich gesagt wie von uns, denen man auch ein x für ein u vormachen könnte, wenn es da um Millionenbeträge geht.

 

Im Verlauf des Films wird man immer starrer, entpuppen sich doch unsere Vorurteile, daß diese obersten Bankchefs nicht wissen, was sie tun, als absolut richtige und realistische Einschätzung. Aber doch, da gibt es den einen oder anderen, der klar den Absturz vor Augen hat, den Absturz der anderen: da werden dann Tausende entlassen oder in den Selbstmord getrieben. Was den Film so unheimlich macht, ist die filmische Unaufgeregtheit in einem aufgeregten Weltgeschäft. Irgendwo drehen sich diese Finanzhaie immer nur um sich selbst und nehmen auch nur sich wahr. Darf jemand so viel Macht haben, wenn er damit nicht umgehen kann, das ist eine der gesellschaftlichen Fragen, die der Film aufwirft und die wir politisch beantworten müßten. Nicht im Kino.

 

FILM SOCIALISME  

 

Besser als Jean-Luc Godard kann man die desaströse politische Lage Europas kaum darstellen. Ein Film zur Krise, voller Schönheit und Rätsel auch.

 

4 TAGE IM MAI

 

In den letzten vier Tagen zum Ende des 2. Weltkrieges siedelt Regisseur Achim von Borries seine Filmerzählung an. Der dreizehnjährige Peter glaubt noch an den Endsieg und wir erleben mit seinen Augen, wie im Kampf um das Kinderheim in Rügen Freunde und Feinde nicht mehr auseinander zu halten sind.

 

 

LOVE LIFE – LIEBE TRIFFT LEBEN

 

Das Thema:  Der Ehemann der jungen brustkrebskranken Frau ist derart überfordert, daß er eine Liebschaft braucht, das Thema also ist so heikel, daß es einen sensiblen Filmemacher bräuchte. Dieser niederländische Film liegt brutal daneben.

 

PUTTY HILL

 

Ein schöner Film über eine schreckliche Geschichte mit Drogentod und den traurig Zurückgebliebenen. Dokumentarisch wird aufgezeigt, wie Sterben begleitet wird.

 

Romana Reich