Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. September 2012, Teil 2
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ja, ja, eigentlich hätte dieser Film von und mit und nochmal mit Til Schweiger und dann noch mit Luna Schweiger in den ersten Teil gehört, wo wir deutschsprachige Filme versammelten. Aber er hat sowohl einen afghanischen Hintergrund wie eine amerikanische Machart.
SCHUTZENGEL
Der Reihe nach: Til Schweiger hatte die Idee, führt Regie, spielt die Hauptrolle, in der er als Max das junge Mädchen Nina, gespielt von seiner Tochter Luna, beschützen soll und dann spielen auch noch Heiner Lauterbach und Moritz Bleibtreu mit. Sage keiner, daß das nicht eine ansehnliche Truppe ist. Nun streiten wir uns oft über Til Schweiger, denn wir können ihn leiden, finden ihn nicht eitel-selbstbezogen und auch nicht egomanisch und Moritz Bleibtreu halten wir sowieso für einen völlig unterbewerteten richtig guten Schauspieler. Das erst einmal vorweg. Na ja, das Thema. Nicht gerade ein Hit für uns, aber gesellschaftlich notwendig allemal.
Und hierin drücken wir Till Schweiger auch Respekt aus, denn das Kino sollte ja die Themen der Zeit aufgreifen und durch Filme die Menschen anfälliger machen, Strukturen, Ereignisse und Erleben zu analysieren, zu verstehen und sich aus einer Position heraus vielleicht auch zum Handeln zu bewegen. Natürlich gibt es auch ein Bedürfnis nach sinnloser Unterhaltung, wenn man den ganzen Tag sinnlose Arbeit tat. Aber so ab und zu etwas Ernsthaftes, das darf man den Kinogängern schon zumuten.
Bei Til Schweiger kommt dazu, daß er soviel Ärger mit Presse und Produzenten hatten, daß er seine Dinge allein durchzieht und auch nur Eingeweihte die fertigen Filme vorher sehen – konkret: Pressevorführungen finden nicht statt. Wir wissen daher von dem Film auch nur aus Erzählungen von den ganz wenig Eingeweihten. Sicher die Bild-Zeitung ist immer wichtig, aber irgendwie muß man schon schlucken, wenn bei der Vorpremiere in Afghanistan ein solcher Kritiker eingeladen war, wir aber zu Hause bleiben und an der Kinokasse eine reguläre Karte kaufen. Wenn ich was kaufe, schreibe ich aber nicht darüber. So ist das Geschäft. So bleibt nur der Trailer, aus dem und den Erzählungen sich folgendes herausschält:
Schweiger ist der Personenschützer Max, der eine Zeugin, ein fünfzehnjähriges Waisenmädchen davor retten soll, daß diejenigen, die sich vor ihrer Aussage fürchten müssen, das junge Ding nicht lieber rasch ermorden. Puh. Sie hat nämlich gesehen, wie der durch Heiner Lauterbach verkörperte Waffenhändler einen Küchenjungen mir nichts, dir nichts erschießt. Die Zeugin muß weg, was kein Problem sein wird, weil der Waffenhändler die besten Kontakte in die gesellschaftlichen Gruppen hat, die für Strafverfolgung zuständig wären. Aua. Tatsächlich geht es um die Staatsanwaltschaft, der man nicht trauen darf.
Max bringt Luna bei einem Kriegskameraden vom Krieg in Afghanistan unter. Das ist Rudi (Moritz Bleibtreu). Und Luna erhält nun die Rolle der Geschichtenentwicklerin, denn sie fragt nach, was da war in Afghanistan und wie es war? Krieg? Dazwischen wird unheimlich viel geschossen, weil die Jagd auf Luna ja der Anlaß des Films ist. Schweiger will erreichen, daß man sich mehr kümmert, um das, was da in Afghanistan passiert, auch im Namen der Deutschen und von den Deutschen. Gut, daß er es wenigstens tut.
UN AMOUR DE JEUNESSE
Hier geht es um erste Liebe, eine Katastrophe, die man überleben muß. Aber wie? Sehr differenziert und subtil gemacht, da ist kein Kitsch, sondern das Bemühen, aus den ersten Gefühlen heraus, die man für ewig hält, seine eigene Unabhängigkeit wiederzugewinnen.
BOMBAY BEACH
Schöne Aufnahmen in diesem Dokumentarfilm in Kalifornien, da wo nicht die Schönen und Reichen, sondern die Armen und Häßlichen wohnen: Salton Sea. So ganz weiß man nicht, was der Film will.
THE DEEP BLUE SEA
Dieser Film ist wunderschön. Jeder, der ihn nicht siehst, nimmt sich ein Stück vom Glück. Es geht um die Verfilmung des Theaterstücks von Terence Rattigan, in dem drei Menschen an der Liebe scheitern. Aber so schön eben, daß man sofort fühlt, das ist ein Film von früher. Ist aber von heute und von Terence Davies.
WIE BEIM ERSTEN MAL
Älter werden ist für die, die es werden allemal interessant. Und es werden ja immer mehr, die älter werden, weil die Distanz zwischen dem Altfühlen und dem Altsein immer größer wird. Der Film ist eigentlich belanglos, wenn er die Strategien nennt, mit denen die beiden Alten ihre erloschene Ehe zum Aufglühen und Weiterglühen bringen sollen. Aber da sind Meryl Streep und Tommy Lee Jones als Ehepaar und das ist bezaubernd.
DER CHAOS DAD
Ach ne, schon wieder Adam Sandler. Wie viele Filme dreht der gleichzeitig. Sie sind alle ähnlich, aber wenn man diesen Humor mag, dann ist jeder ganz neu. Hier ist er der Vater, der 34 000 Dollar Steuern nachzahlen muß, da muß der reiche Sohn her. Peinlich wird das, weil der gerade heiratet.
EVIDENCE
Horror. Drei machen gemeinsam Campingurlaub. Doch nachts das schleicht etwas um das Lagerfeuer!
