Französischer Nationalfeiertag im Archäologischen Museum Frankfurt
von Notker Blechner und Felicitas Schubert
Frankfurt (Weltexpresso) - Während in Paris Staatschef Emmanuel Macron mit US-Präsident Donald Trump den französischen Nationalfeiertag mit der Militärparade zelebrierte, ging es in Frankfurt bescheidener zu.
Im Archäologischen Museum feierten gut 200 in Rhein-Main lebende Franzosen und frankophile Deutsche den "14 juillet" auf Einladung der Generalkonsulin Sophie Laszlo. Für sie war es der letzte große Auftritt in der Main-Metropole. Den letzten Auftritt hatte sie gemeinsam mit dem Chef des Hauses, Egon Wamers, der am 31. Juli in den Ruhestand geht und am 14. seinen letzten Arbeitstag hatte.
Er, den seine Mitarbeiter gerne als frankophil bezeichnen, ist seit 2006 Chevalier dans l'Ordre des Palmes Académiques. Seit vielen Jahren findet der französische Nationalfeiertag im Archäologischen Museum statt, das im ehemaligen Karmeliterkloster residiert, das sich das Museum mit dem Institut für Stadtgeschichte teilt. Allerdings hat das Archäologische Museum den aufsehenerregenderen Teil, ist doch sein Hauptausstellungsteil das Kirchenschiff. Dieses war wie die anderen Klosterteile durch die Fliegerbomben im März 1944 nur noch eine Ruine. Von 1984 bis 1988 schuf der Architekt Josef Paul Kleihues einen Neubau südlich der Klosterkirche, der die gotische Bauweise nachbildet, allerdings auch in der Außenfassade deutlich als Nachbildung kenntlich ist.
Hauptausstellungsort ist das gotische Kirchenschiff der ehemaligen Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert. Darin sind Teile der Museumssammlungen angeordnet: Im Querschiff der Karmeliterkirche sind die vorgeschichtliche Funde aus Frankfurt und Umgebung zu sehen. Die Ausstellungsstücke umfassen den Zeitraum von der Altsteinzeit bis zur frühen Eisenzeit. Im Langhaus der Karmeliterkirche dagegen sind die Exponate der römischen Vorgeschichte Frankfurts, insbesondere die Römerstadt Nida ausgestellt. Und im Kirchenschiff fand der Empfang der Franzosen statt.
Nach vier Jahren im Amt hört Laszlo Anfang August als Generalkonsulin von Hessen auf und geht von Frankfurt wieder nach Paris. "Ich werde ins Außenministerium zurückkehren", sagte sie am Rande des Empfangs zum französischen Nationalfeiertag sichtlich bedrückt.
Laszlo beeindruckt von den Städtepartnerschaften
Die Zeit in Frankfurt habe sie sehr genossen, bekannte sie. Besonders die Besuche bei den Städtepartnerschaften bin der Region haben sie sehr bewegt. Dort sei echte deutsch-französische Verständigung und Freundschaft zu spüren gewesen.
Dass Frankreich dieses Jahr wieder zum Gastland der Frankfurter Buchmesse auserkoren wurde, freut Laslo sehr. Auch wenn sie dann nicht mehr Generalkonsulin sein wird, lässt sie es sich nicht entgehen, zu diesem Ereignis nach Frankfurt zurückzukommen. Warum aber die Franzosen nicht wie üblich den Gastlandauftritt auf der Buchmesse mit dem Auftritt des Gastlandes auf dem Museumsuferfest - 25. bis 27. August - verbinden, sondern dieses absagten, war kein Thema an diesem Abend, der vom Abschiednehmen geprägt war.
Gedenken an die Opfer des Attentats von Nizza
Gerührt zeigt sich Laszlo auch heute noch von der Anteilnahme der Frankfurter an den Attentaten in Paris und Nizza. Laszlo durfte im vergangenen November bei der Gedenkveranstaltung an die Opfer der Anschläge in Paris 2015 im hessischen Landtag eine Rede halten. Beim diesjährigen Empfang zum Nationalfeiertag gedachten die Gäste des Attentats von Nizza vor einem Jahr, als ein Islamist im Lkw 84 Menschen umbrachte.
Hessischer Löwe zum Abschied
Die Feier zum "14 juillet" geriet zur Abschiedszeremonie für die Generalkonsulin. Axel Wintermeyer, Chef der hessischen Staatskanzlei, würdigte Laszlo in einer kurzen Reihe - und schenkte ihr zum Abschied einen bunten hessischen Löwen. Bernd Ludwig, Vize-Doyen des hessischen Konsularkorps, überreichte Laszlo einen Teller mit der hessischen Landkarte. Nachfolgerin von Laszlo wird ebenfalls eine Frau: Pascale Trimbach übernimmt ab September das Generalkonsulat. Auf den neuen Direktor des Archäologischen Museums, Wolfgang David, müssen die Frankfurter bis zum 1. Januar 2018 warten. Zu hoffen ist, daß die Partnerschaft Museum und Generalkonsulat bestehen bleibt und damit auch der Ort des jährlichen Empfangs zum 14. Juli inm Karmeliterkloster. Wie sehr sie die ungewöhnliche Umgebung genießen, war wie immer Thema vieler Gäste, unter denen sich prominente Frankfurter befanden, wie Verleger Joachim Unseld.
Zum Abschluss des sommerlichen Empfangs spielte ein Flötenspieler noch die Europahymne, die "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven. Da wurde es ganz still im gewaltigen Kirchenschiff.
Wo war der Käse?
Nach den Reden und der Musik wurde bei feinen Häppchen und Champagner über die Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen oder den nächsten Urlaub weiterdiskutiert. Nur eines vermissten die Gäste: den typisch französischen Käse. Er war diesmal nicht rechtzeitig geliefert worden. Ein französischer Nationalfeiertag ohne französischen Käse - quel malheur!
Fotos: © Ulla Micheline
Titel: Sophie Laszlo und Egon Wamers,
weitere Fotos: Sophie Laszlo
Info:
Französisches Generalkonsulat in Hessen
https://de.ambafrance.org/-Francfort-