fo museumderdingePrivate und anonyme Fotografie aus der Sammlung des Werkbundarchiv – Museum der Dinge vom Freitag, 20. Oktober 2017 bis Montag, 26. Februar 2018 in Berlin

Cordula Passow

Berlin (Weltexpresso) - Das abgeliebte Passbild im Portemonnaie, das gemeinsame Blättern im Fotoalbum der Großmutter oder der inszenierte Alltag in Schnappschüssen mit den immergleichen universellen Posen und Motiven – wir sehen Lebensgeschichten fremder Menschen und erkennen gleichzeitig uns selbst darin.

Es sind ganz individuell-biografische Momente, die zugleich oft hochgradig ritualisiert und formelhaft bildlich festgehalten wurden. Gerade diese Ambivalenz und seltsame Schönheit trägt – gepaart mit einer Spur voyeuristischer Neugier und viel Witz – zum großen Reiz privater Fotos und Fotoalben bei.

In der Ausstellung FOTO | ALBUM präsentiert das Werkbundarchiv – Museum der Dinge erstmals in größerem Umfang seine sonst unsichtbare Sammlung privater und anonymer Fotografie und Fotoalben aus einem ganzen Jahrhundert. In drei Kapitel gegliedert, zeigt die Sonderausstellung im ersten Teil Hunderte von Einzelfotos, gruppiert nach immer wiederkehrenden Motiven und visuellen Konventionen. In einem zweiten Teil werden zahlreiche Fotoalben präsentiert und auf eine Typologie sowie auf ihre besonderen Formen der Narrativität hin untersucht.

Zuletzt wird anhand von dinglichen Foto-Objekten eine Sicht auf Fotografie als materielle Kultur über den reinen Bildinhalt hinaus und als private Erinnerungskultur eröffnet. Ergänzt wird die Ausstellung durch künstlerische Perspektiven sowie einen Blick auf den aktuellen Bedeutungswandel des Mediums im Zeitalter digitaler Bilderflut und einer Grenzverschiebung von öffentlich und privat.

Das Fotoalbum – Kulturtechnik und Ordnungsprinzip zugleich – konstituiert (Familien-) Geschichte und damit die eigene Identität durch das sinnproduzierende Auswählen und Arrangieren von Bildern in Kombination mit Text und auch mündlicher Erzählung. Was erinnert werden soll, der antizipierte Erinnerungswert also, bestimmt diese kulturelle Praxis des Anlegens von Alben genauso wie das, was sie verschweigen.

Heute, zeitgleich mit dem Verschwinden der materiellen Fotografie, erleben wir eine oft nostalgisch motivierte Renaissance von analoger Ästhetik und Praxis in der Populärkultur wie auch eine Virulenz des Themas im wissenschaftlichen und künstlerischen Diskurs. Mit FOTO | ALBUM zeigt das Werkbundarchiv – Museum der Dinge nun eine dezidiert kulturhistorische Ausstellung über die sozialen und visuellen Praktiken des Mediums. Begleitet wird dies stets von der Frage, wie das Museum als Institution Kriterien für das Sammeln, Ordnen und Kuratieren der Fotos findet, wie es mit diesen anonym gewordenen persönlichen Bildarchiven umgeht. Dies betrifft auch den Status und die Wertschätzung, die es den unzähligen, aber dennoch einzigartigen materiellen Zeugnissen dieser so alltäglichen Praxis zumisst.

Foto:
Unbekannt © Sammlung Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Foto: Armin Herrmann

Info:
Eröffnung: 19. Oktober 2017

Zur Sonderausstellung FOTO | ALBUM findet ein Begleitprogramm mit Vorträgen, Gesprächsabenden und Führungen statt. Für Kinder, Jugendliche und Familien werden in Kooperation mit Jugend im Museum e.V. Workshops angeboten. 

Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Montag 12.00 – 19.00 Uhr
Oranienstraße 25
10999 Berlin
T: +49 (0)30 / 92 10 63-11
F: +49 (0)30 / 92 10 63-12
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www.museumderdinge.de