K nierzdiozese wienDie weltumspannende Geschichte eines aus dem Südosten, Teil 1/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn man dieser Tage in Zeitungen oder Fernsehen die Anspielungen oder sogar Behauptungen über den Heiligen Nikolaus liest, der historisch nachgewiesen eine Kompilation verschiedener Märtyrer ist, dann kann man über solche Halbwahrheiten, ja Lügen nur den Kopf schütteln.

K nivon myra in bariDabei ist das Interessante am Heiligen Nikolaus überhaupt nicht die angebliche Wahrheit, also wo er, bzw. all die Personen, die zum ihm wurden, lebten, sondern das, was aus ihm gemacht wurde. Sagen und Mythen entstehen, weil die Menschen dieser Zeit eine Sehnsucht nach ihren Gehalten haben. Für den Heiligen Nikolaus ist das ganz einfach. Denn er ist einer, der schenkt. Um schenken zu können, muß man Vermögen haben. Deshalb muß er aus reichem Haus stammen. Da die reichen Leute in der Regel alles für sich behalten, ist demnach seine erste christliche Tat, daß er abgibt. Dafür gibt es viele Beispiele, die auch in die Bildende Kunst Eingang fanden. Die Geschichte von dem armen alten Vater, der kurz davor ist, seine Töchter als Prostituierte wirken zu lassen, damit sie etwas zu essen haben, also überleben, ist die wirkmächtigste geworden. Des Nachts kommt nämlich dieser Patriziersohn, zu Hause in der Südtürkei, und wirft wahlweise drei Lederbeutel mit Geld oder drei Goldkugeln durchs Fenster ins Haus des Vaters. Und schon ist das ehrbare Leben der drei Grazien gesichert. So zeigen es die Bilder.

K Nikolausgrundschule katellaunUnd gleichzeitig deutet sich hier schon die säkulare Funktion des Nikolaus an, der in der Nacht vor dem 6. Dezember – dem Todestag des Heiligen - die Schuhe der Kinder (und aller, die an ihn glauben oder nicht) mit Leckereien füllt – und heute in der Wohlstandswelt sogar weitere Geschenke von Weihnachten vorwegnimmt. Besser müßte man sagen: verdoppelt. Heute, wo man Kindern nicht mehr die Moral über Drohungen vermitteln will, wird die Begleitung des Nikolaus nach und nach unterschlagen. Im Volksbrauch nämlich war Nikolaus der Gute, der Beschenkende, aber sein Knecht Ruprecht derjenige, der die Drecksarbeit machte und strafte, der Böse, vor dem man Angst hatte, aber gleichzeitig wußte, daß Knecht Ruprecht ja recht hatte, denn an irgendwas schuldig fühlt sich jeder. Das war nicht nur aufdringlich moralisch, sondern auch aufdringlich kitschig, wenn die Gesinnung in Bilder gegossen wurde. Aber es wirkte und war nur der Auftakt für mehr. 

K nikolausgrusseDenn nun geschahim aufblühenden Kapitalismus etwas Folgerichtiges. Zu Weihnachten kommt auf einmal innerhalb eines Monats der Nikolaus ein zweites Mal und bringt in einem großen Sack die Weihnachtsgeschenke mit. Allerdings heißt er auf einmal Weihnachtsmann und ist in einer Person, derjenige, der schenkt, aber auch denen, die es nötig haben, die Leviten liest, denn mit dem Geschenksack führt er auch die Rute mit sich, mit der er die Bösen schlägt. Auch übrigens etwas, was man Kindern heutzutage – wo Kinder zu schlagen immer seltener wird – erzählen muß, daß Kinder erziehen früher eben auch Kinder schlagen hieß. Daß der deutschsprachige Raum für die internationale Verbreitung von Weihnachten, dem Tannenbaum und Weihnachtsliedern in besonderem Maße verantwortlich ist, zeigt sich auch am Weihnachtsmann.

K nideutschlandkulturfunk.deDer Dichter der deutschen Nationalhymne August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hat 1835 das Lied MORGEN KOMMT DER WEIHNACHTSMANN, KOMMT MIT SEINEN GABEN geschrieben und es war der aus der Pfalz stammende Thomas Nast, der in die USA ausgewandert, dort 1862 einen Nikolaus malte, der nun Santa Claus hieß, dem er einen weißen Rauschebart, einen roten Mantel und eine fellbesetzte Mütze verpaßte – alles Attribute, die der Tracht eines katholischen Bischofs entstammen – und der zum Urbild des Weihnachtsmannes wurde. Daß wir heute überall auf der Welt diesen Weihnachtsmann als Santa Claus kennen, das nun hat mit Coca-Cola zu tun, denn die nutzen seit 1931 diese populäre Figur für ihre Werbekampagnen. Erfolgreich, denn wie es überall heimische Cocagetränke gibt, hat sich dieser Weihnachtsmann viele lokale Gesichter gegeben.

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