K munze berlinK drachmekehrt eine kostbare Dekadrachme in das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin zurück

Katharina Klein 

Berlin (Weltexpresso) - Eines der bedeutendsten Sammlungsstücke des Münzkabinetts, die sogenannte Dekadrachme aus der Hand des Stempelschneiders Kimon, konnte nun nach über 70 Jahren mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung zurückerworben werden. Ab 2018 wird die Dekadrachme des Kimon wieder in der Dauerausstellung im Alten Museum zu sehen sein.

„Wir freuen uns gerade in diesem für das Münzkabinett ereignisreichen Jahr mit der Dekadrachme eine der kostbarsten Objekte wieder in der Sammlung begrüßen zu dürfen“, so Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. „Unser Dank gilt im Besonderen der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung, ohne deren Engagement diese spektakuläre Wiedererwerbung nicht möglich gewesen wäre.“ Bernhard Weisser, Direktor des Münzkabinetts, fügt hinzu: „Es erfüllt uns mit großem Glück, das pünktlich zum bevorstehenden 150. Jubiläums des Münzkabinetts eines unserer bedeutendsten Kunstwerke auf die Museumsinsel Berlin zurückkehrt.“

Bei der Dekadrachme (ca. 405-400 v. Chr.) handelt es sich um die größte Silbermünze der Antike aus Sizilien. Sie hat einen Durchmesser von 35 mm und ein Gewicht von 43,13 g. Sie war nicht für den täglichen Bedarf, sondern für Großzahlungen wie von Bauholz für Schiffe vorgesehen. Die Vorderseite zeigt einen siegreichen Wagenlenker mit einem langen Gewand (xystis) in einem Viergespann (quadriga) nach links. In seiner linken Hand hält er die Zügel und in der ausgestreckten rechten Hand einen Stab. Von rechts fliegt eine Nike herbei, die ihn bekränzt. Im Abschnitt finden sich die Waffen eines Hopliten, die Kampfpreise des Wagenrennens. Die Rückseite, die den Namen der Münzstätte Syrakus nennt, zeigt den Kopf der Quellnymphe Arethusa mit Haarnetz, Perlenkette, Ohrringen und Stirnband (apyx) nach links. Der Kopf ist umgeben von vier Delphinen, die das auf einer Felsinsel der Stadt vorgelagerte Quell-Heiligtum andeuten. Als Besonderheit trägt Arethusa auf ihrem Haarband den Namen des Stempelschneiders KI(mon) eingraviert.

Die Phase der signierenden Stempelschneider der sizilischen Stadt Syrakus in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. bildete den Höhepunkt antiker Münzkunst. Hinsichtlich der Stempelschneidekunst war in jener Zeit nicht Athen sondern Syrakus das Kunstzentrum. Johann Joachim Winckelmann, Begründer der Klassischen Archäologie und Kunstwissenschaften als wissenschaftlicher Methode, dessen 300. Geburtstag in diesem Dezember begangen wird, schrieb dazu bereits 1759: „Weiter als diese Münzen kann der menschliche Begriff nicht gehen... Wer die besten Werke des Altertums nicht hat kennen lernen, glaubt nicht zu wissen, was wahrhaft schön ist.“ Dass dieses Urteil auch bis heute Bestand hat, lässt sich begründen: unter allen Münzen aller Zeiten ragt die Dekadrachme des Kimon hinsichtlich ihres hohen Reliefs, der überragenden Könnerschaft in der Reliefgestaltung im Rund, der stilistischen Perfektion und dem bis heute als vorbildhaft empfundenen Zeitstil der Hochklassik heraus.

Nachdem die Münze 1908 in der Nähe von Syrakus gefunden worden war, gelangte sie mit Tomaso Virzi nach München und wurde dort 1912 im Auktionshaus Jakob Hirsch versteigert. Der damalige Kurator Kurt Regling erwarb sie für das Münzkabinett und präsentierte sie 1914 erstmals zusammen mit allen bis dahin bekannten Dekadrachmen des Stempelschneiders Kimon der Öffentlichkeit. Am 2. Mai 1945 wurde die Museumsinsel Berlin durch die Sowjetarmee besetzt; es kam zu Diebstählen. 1946 wurde die gesamte Münzsammlung in die Sowjetunion abtransportiert und gelangte erst im November 1958 wieder zurück nach Berlin. Bei der Generalrevision der Sammlung stellte man den Verlust der Dekadrachme fest. Am 20. April 1959 wurde bekannt, dass sich die Münze in den USA befand. Alle Versuche, sie zurückzuerhalten, scheiterten in Zeiten des Kalten Krieges, lag das Münzkabinett doch in Ostberlin.

Wer die Münze seitdem im Einzelnen besaß, ist weitgehend unbekannt. Ein Schlaglicht auf einen der Besitzer wirft aber ein erneuter Diebstahl, als die Dekadrachme zusammen mit anderen Münzen am 10. April 1965 einem Sammler in Omaha gestohlen wurde. Als sie 1976 mit anderem Diebesgut wieder auftauchte, ließen die Erben des inzwischen verstorbenen Sammlers sie in Zürich versteigern. 1997 war sie dann erneut in einer Auktion in Zürich und, möglicherweise nach weiteren Zwischenbesitzern, bis 2015 im Besitz eines Münzsammlers in New York. Dieser stellte sie in diesem Jahr einer Auktion in Genf zur Verfügung, erklärte sich dann aber bereit, sie aus der Auktion zurückzuziehen, um sie schließlich 2017 dem Münzkabinett zu übereignen, das sie mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung zurückerwerben konnte.

Mit einer Dokumentation ihrer wechselhaften Objektgeschichte wird die Dekadrachme des Kimon im kommenden Jahr in der Dauerausstellung des Münzkabinetts im Alten Museum in einer Sondervitrine zu sehen sein.

Foto: ©



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