b litpromAusgezeichnet: KARTOGRAPHIEN DES WEIBLICHEN. Am 26. und 27. Januar im Frankfurter Literaturhaus, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es gibt so Pressekonferenzen, da geht einem das Herz auf. Nicht nur, weil das Thema, um das es geht, spannend wirkt und man sich auf die Veranstaltung, die hier angekündigt wird, persönlich freut, sondern weil auch ganz objektiv gesprochen, es eine literarische und politische Sensation ist, wenn hier 12 Autorinnen und Preisträgerinnen des LiBeraturpreises auf sieben deutschen Autorinnen und Journalistinnen sowie zwei Männern der Weltempfang-Jury treffen.

Möglich wurde die Veranstaltung als Hommage an den LiBeraturpreis, der in diesem Jahr nun 30 Jahre alt wird und den heute die Litprom-Bestenliste Weltempfänger auslobt. Angefangen hat das alles mit Anita Djafari (Geschäftsleiterin Litprom) und dem Preis, der früher in kleinem Kreis in der Frankfurter Christuskirche immer am Wochenende vor der Buchmesse verliehen wurde und der von Anfang an eine klar abgegrenzte Zielgruppe hatte: ausschließlich Autorinnen kamen als Preisträgerinnen in Frage und unter diesen nur diejenigen, die aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder der arabischen Welt kommen. Denn wie zu Zeiten der westdeutschen Bildungsnotstands das katholische Arbeitermädchen vom Land in Bayern die fünffach Benachteiligte war: katholisch, Arbeiter, Land und Bayern und dann noch Mädchen, so zeigen es die Zahlen bis heute, daß Frauen aus diesen Ländern große Probleme haben, überhaupt etwas zu veröffentlichen.

Dabei können wir uns gleich an die eigene Nase fassen – und das tun die Veranstalter deutlich. Denn auch auf dem bundesdeutschen Buchmarkt gibt es ‚geschlechtsspezifische Ungleichheit‘. Man merkt sie nicht so, auch, weil man daran gewöhnt ist, daß überall Männer auftreten, auch wenn es nicht überall so offensichtlich ist, wie beim Jahresempfang der IHK Frankfurt, wo nicht nur vier Männer die Reden hielten (drei davon qua Funktion), sondern auch dann im vollgestopften Gebäude es von Männer nur so wimmelte, während man die Frauen noch mitzählen konnte. Männer sind es in der Regel immer noch, die repräsentieren und die auch auf dem deutschen Buchmarkt das Sagen haben. Nicht nur, daß alle Buchmessendirektoren bisher Männer waren, auch die Börsenvorsteher des Deutschen Buchhandels, wie der Titel so altertümlich aussagt, waren immer Männer.

Nachdem die Frauen beim 2005 eingeführten Deutschen Buchpreis lange führend waren, haben in den letzten Jahren die Männer aufgeholt, denn in den letzten vier Jahren waren die Preisträger nur noch männliche Schriftsteller. Das haben wir eben recherchiert, was leicht war.: sieben Männer, sechs Frauen als Preisträger. Die Veranstalter Anita Djafari und Kuratorin Claudia Kramatschek aber haben das Dickicht von jährlichen Romanveröffentlichungen durchforstet und das in Relation zu Buchbesprechungen in den Feuilletons der Zeitungen gesetzt – und es zeigt sich, daß Frauen zum einen sehr viel weniger verlegt werden und daß zum anderen, ihre Bücher dann auch noch seltener in den Feuilletons besprochen werden als die ihrer Kollegen.

Und dabei sprechen wir gerade von Deutschland, einem Land, in dem doch alles in Ordnung scheint, was die Möglichkeiten von Männern und Frauen angeht. Nun wird der LiBeraturpreis jedoch an Frauen der damals Dritte Welt genannten Länder und Landstriche vergeben und man kann sich vorstellen, daß es dort für Frauen noch sehr viel schwieriger ist, als Autorin überhaupt wahrgenommen zu werden und einen Roman bei einem Verlag unterzubringen, ja ihn dann auch noch übersetzt zu bekommen und in anderen Ländern ebenfalls veröffentlicht zu werden.

Nichts anderes aber bedeuten Begriff wie Weltliteratur, was vielfache Assoziationen hervorruft. Zum einen versteht man darunter Werke, deren Inhalt und auch ihre Form etwas Übernationales, allgemein menschlich Interessierendes aufweisen, was dann schon Goethe als aus einem übernationalen, kosmopolitischen Geist heraus geschaffen definierte. Auf jeden Fall ist Weltliteratur nicht diejenige, die als Massenauflage ein Buch über alle Kontinenten jagt, sondern eine Literatur, die über die Lebensumstände von Menschen überall auf der Welt, von ihren Träume und Wirklichkeiten literarisch Abbild gibt, wie die der Frauen aus den angesprochenen Ländern.

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Info:
Litprom-LITERATURTAGE 2018, Ausgezeichnet: Kartographie des Weiblichen. 30 Jahre LiBeraturpreis am 26. und 27. Januar im Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main, präsentiert von der Litprom-Bestenliste Weltempfänger