hwk rundgang 5668Ein Rundgang über die Kunstwoche in Kleinsassen (Rhön)

Hanswerner Kruse

Kleinsassen (Weltexpresso) - Vielfalt macht das Leben bunter: Bei einem Rundgang über die 39. Kunstwoche im Malerdorf Kleinsassen sind Arbeiten von über 60 regionalen oder von weitem angereisten Kunstschaffenden zu erleben.

Ein Besucher probiert ein gefilztes Sitzkissen aus, am Nachbarstand spielt die Gestalterin der gespachtelten, großformatigen Bilder auf ihrer hwk rundgang 5687Gitarre. Andere Besucher lassen ihre Porträts zeichnen, tuschern, ja, sogar mit Airbrush oder Nähmaschine herstellen. Ein Schmuckmacher entlockt seinem Hang sanfte schwingende Töne, einige Zuhörerinnen können sich gar nicht von seinem Stand lösen. Zwischen Ölbildern kann man in einem kleinen Gastraum Bratwürste und Schnitzel essen, viele andere Leckereien werden in weiteren „Kunst-Gaststätten“ von den Kleinsassenern angeboten.

In der Dorfmitte verkörpert zuweilen eine singende Kabarettistin verschiedene Frauentypen. Ab und zu taucht ein Performance-Duo auf und erinnert mit ihrer Aktion „Die Macht der Worte“ an die digitale Bedrohung. In seinem Walking Act bequasselt ein Maskenspieler als „Theofine“ das Publikum mit Kunstzitaten. Überall kann man den Kreativen beim Malen, Filzen oder Bildhauern zusehen - und bei einigen sogar mitmachen oder sich anleiten lassen. Das umfangreiche Rahmenprogramm bietet viele Möglichkeiten, Kunst und Kunsthandwerk nicht nur zu kaufen, sondern mitzuerleben - getreu dem diesjährigen Motto: „Erlebbare Kunst für Augen, Ohren, Herz und Seele.“

Einige neue Künstlerinnen haben sich in diesem Jahr unter ihre bereits bekannten Kollegen und Kolleginnen gemischt. Die spanische Kalligrafin Rodriguez verbindet in „porzellangeflüster“ kunstvolle feine Schriftzüge mit transparenten Gefäßen. Sie teilt ihren Stand mit Goldschmiedin Dorothea Hoffmann, die in einem Bus lebt und überall ihre kleine Werkstatt aufbauen kann. Unter den neuen Malerinnen fällt Ulrike Gähtgens-Meiers „Damensalon“ aus dem Rahmen: Die Hintergründe und Kopfbedeckungen ihrer mit Acryl gestalteten, großäugigen Mädchengesichter drapiert sie aus alten Stoffen. Diese Gewebe ihrer Mal-Collagen verbergen geheimnisvolle Geschichten, die sie gerne erzählt. Auf der „Kunstwiese“ präsentiert die Bildhauerin Bettina Kohlen kleine Bronzefiguren und Raku-Skulpturen. Ihre großen keramischen Stelen passen gut zu den metallischen Gartenskulpturen der anderen Metallkünstler auf der Grünfläche.

Es ist interessant und macht Spaß, auf dem gesamten Kunstparcours - beispielsweise - diverse bildhauerische Werke der Künstlerinnen und Künstler zu suchen: Die aus Ton gebrannten, metallenen, steinernen, hölzernen oder in Mischtechniken entstandenen Arbeiten machen die große kreative Vielfalt der ausgestellten Artefakte deutlich, von denen sich etliche auch als Gartenobjekte eignen.

Wie immer sind in Kleinsassen Qualität und Anmutung der ausgestellten Arbeiten recht unterschiedlich, einige sind grenzwertig zu Kitsch und Kunstgewerbe. Aber das macht wohl gerade den besonderen Reiz des Ausstellungsmarktes aus, dass jeder Besucher etwas aus seiner Sicht „Schönes“ oder „Herausforderndes“ entdecken kann: „Vielfalt macht das Leben bunter!“, meint Sonja Reith dazu, eine der Vorsitzende des Trägervereins.

Und wem das künstlerische Getümmel oder kreative Durcheinander zu viel wird, kann entspannt den Waldweg vom Pfundsmuseum zur Kunststation hinaufgehen. Großformatige halbtransparente Fotoplanen zeigen auf dem Parcours „Menschen in Bäumen“ und markieren den Übergang von Kultur und Natur. Zwar gibt es auch in der Station etliche Angebote zum Papierschöpfen, Drucken oder Gestalten mit Fundstücken. Jedoch kann man sich in den Hallen staunend auf die dort gezeigte Upcycled-Kunst internationaler Kunstschaffender konzentrieren.

Foto:
Bildhauerin Bettina Kohlen mit ihren Objekten / Performerin Hannah Wölfel vor ihren Fotoplanen
© Hanswerner Kruse

Info:
Kunstwoche Kleinsassen noch bis zum 19. August 2018 täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet.