Susanne Sonntag
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Januar 2019 startet das Museum Angewandte Kunst mit der ersten thematischen Ausstellung und belegt eindringlich, dass das Neue Frankfurt sich nicht im bekannten, von Ludwig Landmann initiierten und von Ernst May durchgeführten Wohnungsbauprogramm erschöpft. Die Großstadtutopie umfasst ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre einen universalen Anspruch im Mode-, Interieur-, Industrie-, Produkt- und Kommunikationsdesign.
Museum Angewandte Kunst
Moderne am Main 1919–1933
19. Januar bis 14. April 2019
Die angewandten und freien Künste durchdringen mit neuen Formen alle Bereiche des menschlichen Lebens. Im Verbund mit einer forcierten Industrialisierung und dem Ausbau kommunaler Bereiche soll das Neue Frankfurt eine moderne urbane Gesellschaft formen. Entscheidende Protagonisten sind die wiedererstandene Messe, das städtische Hochbauamt sowie die Kunstschule Frankfurt, die unter Fritz Wichert eine bedeutende Neuausrichtung erfährt. Aber auch andere der neuen Gestaltung verpflichtete Vereinigungen und Interessengemeinschaften sowie eine ansehnliche Zahl privater Unternehmer – z.B. Bünte & Remmler, die Bauersche Gießerei oder Fuld und Co. – tragen die Moderne am Main. Sie alle sind mit ihrer Arbeit im Sinne des Neuen Frankfurt aktiv an einer auch außerhalb der Stadt wahrgenommenen ästhetischen wie gesellschaftlichen Neugestaltung beteiligt.
Die Ausstellung zeichnet ein Bild von Aufbruch, Vorbildfunktion und Auseinandersetzung mit der Frage, ob und in welcher Weise grundlegende gesellschaftliche Veränderungen auch einen ästhetischen Wandel mit sich bringen sollten und wie das Neue sich seinen Weg bahnt. Deutsches Architekturmuseum Neuer Mensch, Neue Wohnung.
Deutsches Architekturmuseum
Die Architektur des Neuen Frankfurt 1925-1933
23. März bis 18. August 2019
Deutsches Architekturmuseum
Die Architektur des Neuen Frankfurt 1925-1933
23. März bis 18. August 2019
Ab dem März beleuchtet das Deutsche Architekturmuseum die gemeinsame Vision des Oberbürgermeisters Ludwig Landmann und seines Stadtbaurats Ernst May, die 1925 auf nicht weniger als die Umgestaltung der Stadt zur exemplarischen Metropole der Moderne abzielt, sowohl baulich als auch gesamtkulturell. Die Moderne als Lebensform nimmt in Frankfurt Gestalt an: Theorie wird zur Praxis. Die 300 Quadratmeter umfassende Ausstellung versammelt die Siedlungen und ausgewählte Bauten des Neuen Frankfurt, die den Ruhm der Stadt als Hochburg der Moderne begründeten.
Im Kern des Projekts steht damals ein beispielhaftes Wohnungs- und Städtebauprogramm von internationaler Ausstrahlung. Den entscheidenden Impuls gibt das von Ernst May im Oktober 1925 publizierte Bauprogramm über 10.000 neu zu errichtende Wohneinheiten. Die Architekten des Neuen Frankfurt leisten in der Folge auf zahlreichen Gebieten Pionierarbeit, die international beachtete Vorbilder hervorbringt, wie z. B. die Typisierung familiengerechter Wohnungen, bezahlbare Wohnungsgrundrisse für das Existenzminimum, die erste Standardküche, industrielle Vorfertigung des Rohbaus, funktionales Mobiliar, kindgerechter Schulbau oder integrierte Stadt- und Grünplanung. Im Hochbauamt der Stadt arbeitet und experimentiert zu dieser Zeit ein international zusammengesetztes Team, so zu finden nur in Frankfurt und am Dessauer Bauhaus. Die Stadt besitzt unter Fachleuten bald ein solches Renommee, dass 1929 der 2.Internationale Kongress für moderne Architektur (CIAM) nicht in Berlin oder in Dessau, sondern in Frankfurt abgehalten wird.
Historisches Museum Frankfurt
Wie wohnen die Leute? Mit dem Stadtlabor unterwegs in den Ernst-May-Siedlungen
16. Mai bis 15. September 2019
Das Neue Frankfurt brachte der Stadt in den 1920er Jahren weltweite Aufmerksamkeit ein und rund 15.000 Wohneinheiten in nur zehn Jahren. Das Historische Museum Frankfurt nähert sich dem Neuen Frankfurt mit einer Ausstellung, die einer einfachen aber entscheidenden Frage aus gegenwärtiger Perspektive nachgeht: „Wie wohnen die Leute?“ „Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich?“ – lautete der Titel einer Filmreihe, die von 1926 an in Frankfurt entstand und bei der Ernst May beratend mitwirkte.
In Anlehnung an diese, für das „Neue Bauen“ grundlegende Frage, begibt sich das Museum mit seinem Stadtlabor in die Siedlungen des Neuen Frankfurt, die unter Ernst May und seinen Mitstreitern in den 1920er Jahren entstanden sind. Das Team vom Stadtlabor fragt nach dem Nutzen der damaligen Vorstellungen für die heutige Zeit. Was ist von der damaligen Reformbewegung geblieben? Wie sieht das tägliche Leben heute dort aus?
Die Beiträge für die Ausstellung entstehen in enger Zusammenarbeit zwischen dem Museum und den Stadtlaboranten – es sind Bewohner als Alltagsexperten ebenso wie Wissenschaftler, Planer und Künstler. Grundlage der partizipativen Museumsarbeit ist die geteilte Expertise. Nur gemeinsam mit den Frankfurtern kann die Stadt der Gegenwart erfasst und beschrieben werden. Dafür wird es neben Workshops am Museum Aktionen vor Ort in den Siedlungen geben, um die Nachbarschaften miteinzubeziehen.
Der Architekturpreis
Wohnen für alle – Das Neue Frankfurt 2018
Bereits 2017 holte das Planungsdezernat der Stadt Frankfurt gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmuseum und der ABG Frankfurt Holding das Neue Frankfurt in die Gegenwart. Bezahlbares Wohnen bestimmt die Diskussionen über Deutschland weit hinaus – der 2017 ausgelobte Architekturpreis „Wohnen für alle“ nimmt sich dieses Themas an. Über 100 Architekten aus dem In- und Ausland sind der Einladung gefolgt und haben insgesamt über 130 realisierte Projekte eingereicht, die derzeit im Deutschen Architekturmuseum bis zum 9. September 2018 in der Galerie im Erdgeschoss präsentiert werden.
Sie zeigen die Vielfältigkeit, Kreativität und Qualität des aktuellen Wohnungsbaus für alle – in Deutschland wie in den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien, in Österreich, der Schweiz, Slowenien, Italien, Spanien und der Türkei wie in Norwegen, Finnland und Polen. Das Planungsdezernat lobt den Architekturpreis gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmuseum und der ABG Frankfurt Holding aus. Partner des Preises sind die Bundesstiftung Baukultur, der Deutsche Städtetag sowie die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen. Unterstützt wird der Preis von der BPD Immobilienentwicklung.
Um die Impulse aus ganz Europa für die Stadt Frankfurt zu nutzen, zeichnete eine Fachjury zehn herausragende Bauten aus den Projekteinsendungen aus. Die Preisträger qualifizieren sich dabei für das im Mai 2018 beginnende Konzeptverfahren zur Bebauung des Hilgenfelds im Frankfurter Nordwesten. Bis zu drei Arbeiten wählt die Jury davon zur Realisierung aus - der Baubeginn soll Ende 2019 beziehungsweise Anfang 2020 erfolgen. Ein Katalog mit den eingereichten Projekten des Call for Projects und den Entwürfen für das Frankfurter Hilgenfeld erscheint im März 2019 in Verbindung mit einer weiteren Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum.
Der Leistikow-Adler 2.0
Das Frankfurter Kooperationsprojekt verfügt über eine eigens entworfene Wort-Bild-Marke. Sie zeigt einen abstrahierten roten Adler auf weißem Grund, verbunden mit dem Schriftzug Neues Frankfurt in typografischer Anspielung auf die Schriftart Futura, eine Erfindung des Neuen Frankfurt. Das Logo ist eine moderne Interpretation des legendären Wappens von Hans Leistikow, das Mitte der 1920er Jahre bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten auf allen amtlichen Unterlagen der Stadt zu sehen war.
Leistikow ersetzte damals den traditionellen Adler durch einen stilisierten Vogel, der sich aus geometrischen Figuren zusammensetzte und sinnbildlich für den tiefgreifenden Frankfurter Erneuerungsprozess stand. Der Leistikow-Adler 2.0 wird die Jubiläumsaktivitäten Frankfurts begleiten und 2019 in der ganzen Stadt zu sehen sein.
Die Kulturstadt Frankfurt am Main mit ihrer Bedeutung für die Gestaltungsmoderne soll durch das Kooperationsprogramm der drei Frankfurter Museen an Sichtbarkeit gewinnen und im öffentlichen Bewusstsein ihren Platz neben den ehemaligen Standorten der Bauhaus-Schule einnehmen, wo anlässlich des Gründungsjubiläums große Museumsneubau- und Ausstellungsprojekte geplant sind. Die Bündelung der einzelnen Ausstellungen und Veranstaltungen zugunsten eines gemeinsamen Frankfurter Kooperationsprojektes eröffnet die Chance, die nationale und internationale Strahlkraft der Aktivitäten zu erhöhen – ohne die Vielfalt der Perspektiven auf das Neue Frankfurt einzubüßen.
Fotos:
Siedlung Römerstadt, um 1928, Foto: Hermann Collischonn © Ernst-May-Gesellschaft
Entwurf zu einer Reklameuhr für die Großbäckerei Ost Hafen, Elektrozeit AG, Werner Epstein, um 1927, Sammlung Albinus im Museum Angewandte Kunst © Museum Angewandte Kunst
Prospekt Fa. Fuld, Frankfurter Telefon, Max Bittrof, um 1930, Sammlung Albinus im Museum Angewandte Kunst © Museum Angewandte Kunst
Martin Elsaesser und Walter Körte, Holzhausenschule, um 1930 © Deutsches Architekturmuseum
Die Frankfurter Küche im Museum Angewandte Kunst, Foto: Anja Jahn, 2017 © Museum Angewandte Kunst
Im Kern des Projekts steht damals ein beispielhaftes Wohnungs- und Städtebauprogramm von internationaler Ausstrahlung. Den entscheidenden Impuls gibt das von Ernst May im Oktober 1925 publizierte Bauprogramm über 10.000 neu zu errichtende Wohneinheiten. Die Architekten des Neuen Frankfurt leisten in der Folge auf zahlreichen Gebieten Pionierarbeit, die international beachtete Vorbilder hervorbringt, wie z. B. die Typisierung familiengerechter Wohnungen, bezahlbare Wohnungsgrundrisse für das Existenzminimum, die erste Standardküche, industrielle Vorfertigung des Rohbaus, funktionales Mobiliar, kindgerechter Schulbau oder integrierte Stadt- und Grünplanung. Im Hochbauamt der Stadt arbeitet und experimentiert zu dieser Zeit ein international zusammengesetztes Team, so zu finden nur in Frankfurt und am Dessauer Bauhaus. Die Stadt besitzt unter Fachleuten bald ein solches Renommee, dass 1929 der 2.Internationale Kongress für moderne Architektur (CIAM) nicht in Berlin oder in Dessau, sondern in Frankfurt abgehalten wird.
Historisches Museum Frankfurt
Wie wohnen die Leute? Mit dem Stadtlabor unterwegs in den Ernst-May-Siedlungen
16. Mai bis 15. September 2019
Das Neue Frankfurt brachte der Stadt in den 1920er Jahren weltweite Aufmerksamkeit ein und rund 15.000 Wohneinheiten in nur zehn Jahren. Das Historische Museum Frankfurt nähert sich dem Neuen Frankfurt mit einer Ausstellung, die einer einfachen aber entscheidenden Frage aus gegenwärtiger Perspektive nachgeht: „Wie wohnen die Leute?“ „Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich?“ – lautete der Titel einer Filmreihe, die von 1926 an in Frankfurt entstand und bei der Ernst May beratend mitwirkte.
In Anlehnung an diese, für das „Neue Bauen“ grundlegende Frage, begibt sich das Museum mit seinem Stadtlabor in die Siedlungen des Neuen Frankfurt, die unter Ernst May und seinen Mitstreitern in den 1920er Jahren entstanden sind. Das Team vom Stadtlabor fragt nach dem Nutzen der damaligen Vorstellungen für die heutige Zeit. Was ist von der damaligen Reformbewegung geblieben? Wie sieht das tägliche Leben heute dort aus?
Die Beiträge für die Ausstellung entstehen in enger Zusammenarbeit zwischen dem Museum und den Stadtlaboranten – es sind Bewohner als Alltagsexperten ebenso wie Wissenschaftler, Planer und Künstler. Grundlage der partizipativen Museumsarbeit ist die geteilte Expertise. Nur gemeinsam mit den Frankfurtern kann die Stadt der Gegenwart erfasst und beschrieben werden. Dafür wird es neben Workshops am Museum Aktionen vor Ort in den Siedlungen geben, um die Nachbarschaften miteinzubeziehen.
Der Architekturpreis
Wohnen für alle – Das Neue Frankfurt 2018
Bereits 2017 holte das Planungsdezernat der Stadt Frankfurt gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmuseum und der ABG Frankfurt Holding das Neue Frankfurt in die Gegenwart. Bezahlbares Wohnen bestimmt die Diskussionen über Deutschland weit hinaus – der 2017 ausgelobte Architekturpreis „Wohnen für alle“ nimmt sich dieses Themas an. Über 100 Architekten aus dem In- und Ausland sind der Einladung gefolgt und haben insgesamt über 130 realisierte Projekte eingereicht, die derzeit im Deutschen Architekturmuseum bis zum 9. September 2018 in der Galerie im Erdgeschoss präsentiert werden.
Sie zeigen die Vielfältigkeit, Kreativität und Qualität des aktuellen Wohnungsbaus für alle – in Deutschland wie in den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien, in Österreich, der Schweiz, Slowenien, Italien, Spanien und der Türkei wie in Norwegen, Finnland und Polen. Das Planungsdezernat lobt den Architekturpreis gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmuseum und der ABG Frankfurt Holding aus. Partner des Preises sind die Bundesstiftung Baukultur, der Deutsche Städtetag sowie die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen. Unterstützt wird der Preis von der BPD Immobilienentwicklung.
Um die Impulse aus ganz Europa für die Stadt Frankfurt zu nutzen, zeichnete eine Fachjury zehn herausragende Bauten aus den Projekteinsendungen aus. Die Preisträger qualifizieren sich dabei für das im Mai 2018 beginnende Konzeptverfahren zur Bebauung des Hilgenfelds im Frankfurter Nordwesten. Bis zu drei Arbeiten wählt die Jury davon zur Realisierung aus - der Baubeginn soll Ende 2019 beziehungsweise Anfang 2020 erfolgen. Ein Katalog mit den eingereichten Projekten des Call for Projects und den Entwürfen für das Frankfurter Hilgenfeld erscheint im März 2019 in Verbindung mit einer weiteren Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum.
Der Leistikow-Adler 2.0
Das Frankfurter Kooperationsprojekt verfügt über eine eigens entworfene Wort-Bild-Marke. Sie zeigt einen abstrahierten roten Adler auf weißem Grund, verbunden mit dem Schriftzug Neues Frankfurt in typografischer Anspielung auf die Schriftart Futura, eine Erfindung des Neuen Frankfurt. Das Logo ist eine moderne Interpretation des legendären Wappens von Hans Leistikow, das Mitte der 1920er Jahre bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten auf allen amtlichen Unterlagen der Stadt zu sehen war.
Leistikow ersetzte damals den traditionellen Adler durch einen stilisierten Vogel, der sich aus geometrischen Figuren zusammensetzte und sinnbildlich für den tiefgreifenden Frankfurter Erneuerungsprozess stand. Der Leistikow-Adler 2.0 wird die Jubiläumsaktivitäten Frankfurts begleiten und 2019 in der ganzen Stadt zu sehen sein.
Die Kulturstadt Frankfurt am Main mit ihrer Bedeutung für die Gestaltungsmoderne soll durch das Kooperationsprogramm der drei Frankfurter Museen an Sichtbarkeit gewinnen und im öffentlichen Bewusstsein ihren Platz neben den ehemaligen Standorten der Bauhaus-Schule einnehmen, wo anlässlich des Gründungsjubiläums große Museumsneubau- und Ausstellungsprojekte geplant sind. Die Bündelung der einzelnen Ausstellungen und Veranstaltungen zugunsten eines gemeinsamen Frankfurter Kooperationsprojektes eröffnet die Chance, die nationale und internationale Strahlkraft der Aktivitäten zu erhöhen – ohne die Vielfalt der Perspektiven auf das Neue Frankfurt einzubüßen.
Fotos:
Siedlung Römerstadt, um 1928, Foto: Hermann Collischonn © Ernst-May-Gesellschaft
Entwurf zu einer Reklameuhr für die Großbäckerei Ost Hafen, Elektrozeit AG, Werner Epstein, um 1927, Sammlung Albinus im Museum Angewandte Kunst © Museum Angewandte Kunst
Prospekt Fa. Fuld, Frankfurter Telefon, Max Bittrof, um 1930, Sammlung Albinus im Museum Angewandte Kunst © Museum Angewandte Kunst
Martin Elsaesser und Walter Körte, Holzhausenschule, um 1930 © Deutsches Architekturmuseum
Die Frankfurter Küche im Museum Angewandte Kunst, Foto: Anja Jahn, 2017 © Museum Angewandte Kunst