Corinne Elsesser
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Endlich haben die Museen wieder geöffnet! Wir sind zwar noch skeptisch, doch freuen wir uns auf eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum, die 25 für den diesjährigen DAM Preis nominierte Bauten zeigt, die entweder in Deutschland oder von deutschen Architekten im Ausland realisiert wurden. Betrachtet man die vier in die engere Auswahl gekommenen Finalisten, so reichen die Bauaufgaben von einem Bürogebäude für eine Behörde in Bochum, einem dem Industriebau entlehnten Stapelgeschosswohnbau in Berlin-Moabit, einem kreativen Umbau einer Schauspielschule, ebenfalls in Berlin, bis zu einem pavillonartigen Multifunktionsgebäude im Münchener Werksviertel.
Die aus Architekten, Kuratoren, Architekturkritikern und den Museumsdirektoren des DAM, Peter Cachola Schmal und Andrea Jürges, bestehende Jury votierte nahezu einstimmig für das letztere Projekt. Der Pavillon "Werk 12" setzt mit seinen vielseitigen Mietern einen Impuls in einem ehemaligen Industriequartier, das über die Jahre sukzessive neuen Nutzungen zugeführt wurde. Der vom Rotterdamer Architekturbüro MVRDV unter Federführung von Jacob van Rijs in enger Zusammenarbeit mit dem Münchener Büro N-V-O Clemens Nuyken und Christoph von Oefele entworfene Zweckbau steht am Knödelplatz. Der Name verweist auf die Geschichte des Areals, denn es handelt sich um das frühere Fabrikgelände von Pfanni, dessen Eigentümer Familie Eckart, sich seit einigen Jahren die Umnutzung ihres Werksgeländes vorgenommen und dieses "als das derzeit spannendste Münchner Stadtentwicklungsprojekt" etabliert hat, wie Peter Cachola Schmal lobt. Die freiwerdenden Flächen wurden nicht verkauft, sondern im Erbbaurecht vergeben.
So konnten viele der ehemaligen Produktionsstätten erhalten blieben und neuen Nutzungen zugeführt werden. Als "Werk 12" hatten sich die Bauherren eigentlich jenen Pavillon gewünscht, den MVRDV 2000 auf der EXPO Hannover errichtet hatte. Eine gestapelte, offene Baustruktur, bunt und vielfältig mit aussenliegenden Freitreppen zugunsten grosser Spannweiten im Inneren, die es ermöglichte, auf den Etagen verschiedene holländische Landschaften zu inszenieren. Ähnlich hybrid in seinen Nutzungen, doch pragmatischer stellt der neue Pavillon eine humorvoll inszenierte Version seines Vorbildes dar. Mit weit auskragenden Stockwerksplatten, grosszügigen Verglasungen und umlaufenden Aussentreppen beherbergt er auf drei Etagen ein Fitnessstudio, im Erdgeschoss Restaurant und Bar und im Obergeschoss ein Forschungsbüro einer Autofirma. In der Dämmerung leuchtet der Pavillon von innen. Am Tag fallen die an allen Seiten geschosshoch angebrachten bunten Buchstaben auf, die sich erst auf den zweiten Blick als von Sprechblasen der Comicwelt entlehnte Gefühlsregungen entpuppen.
Im Architekturmuseum findet der Preisträger einen gebührenden Platz im "Haus im Haus" im obersten Stockwerk und setzt sich dort auf orangefarbenem Grund in Szene.
Die drei weiteren Finalisten scheinen nicht weniger preiswürdig. In Bochum ein Bürogebäude aus Backstein von Kuehn Malvezzi, in das auf vier Etagen eine Behörde einzog und auf dessen Dach ein zusammen mit atelier le balto gestaltetes Gewächshaus Platz fand. In Berlin die von O&O Baukunst entworfene Umnutzung der ehemaligen Opernwerkstätten an der Zinnowitzer Strasse für die Schauspielschule Ernst Busch, eine der renommiertesten in Deutschland, die nun alle Funktionen unter einem Dach vereinigen kann. Und nicht zuletzt, ebenfalls in Berlin, das "Wohnregal" des jungen Berliner Büros FAR frohn & rojas an der Waldenser Strasse, das Wohnungen schlicht und einfach stapelt und sich dabei an der Industriearchitektur orientiert.
Hohen Qualitätsansprüchen werden auch die anderen nominierten Bauten gerecht. Der Umbau eines Wohn- und Atelierhauses in der Nähe von Berlin von Helga Blockdorf/Architektur oder der aufsehenerregend gestaltete Hochwasserschutz Niederhafen von Zaha Hadid Architekten in Hamburg, der gleich nach seiner Fertigstellung im Sommer 2019 zu einer beliebten Hafenpromenade wurde - mit Blick auf die Elbphilharmonie. Zwei Beispiele, die zudem das weite Spektrum an Bauaufgaben verdeutlichen, das in der Ausstellung zu besichtigen ist.
Foto:
DAM-Preis-2021_Ausstellung
©MoritzBernoully
Info:
Ausstellung:
DAM Preis 2021, Deutsches Architekturmuseum (DAM), Schaumainkai 43, Frankfurt am Main, bis 13. Juni 2021
Publikationen:
Deutsches Architektur Jahrbuch 2021, Hrsg. Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal, DOM publishers Berlin, 2021. 256 S., deutsch/englisch, 38 Euro.
Architekturführer Deutschland 2021, Hrsg. Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal, DOM publishers Berlin, 2020. 224 S., deutsch/englisch, 28 Euro.
Im Architekturmuseum findet der Preisträger einen gebührenden Platz im "Haus im Haus" im obersten Stockwerk und setzt sich dort auf orangefarbenem Grund in Szene.
Die drei weiteren Finalisten scheinen nicht weniger preiswürdig. In Bochum ein Bürogebäude aus Backstein von Kuehn Malvezzi, in das auf vier Etagen eine Behörde einzog und auf dessen Dach ein zusammen mit atelier le balto gestaltetes Gewächshaus Platz fand. In Berlin die von O&O Baukunst entworfene Umnutzung der ehemaligen Opernwerkstätten an der Zinnowitzer Strasse für die Schauspielschule Ernst Busch, eine der renommiertesten in Deutschland, die nun alle Funktionen unter einem Dach vereinigen kann. Und nicht zuletzt, ebenfalls in Berlin, das "Wohnregal" des jungen Berliner Büros FAR frohn & rojas an der Waldenser Strasse, das Wohnungen schlicht und einfach stapelt und sich dabei an der Industriearchitektur orientiert.
Hohen Qualitätsansprüchen werden auch die anderen nominierten Bauten gerecht. Der Umbau eines Wohn- und Atelierhauses in der Nähe von Berlin von Helga Blockdorf/Architektur oder der aufsehenerregend gestaltete Hochwasserschutz Niederhafen von Zaha Hadid Architekten in Hamburg, der gleich nach seiner Fertigstellung im Sommer 2019 zu einer beliebten Hafenpromenade wurde - mit Blick auf die Elbphilharmonie. Zwei Beispiele, die zudem das weite Spektrum an Bauaufgaben verdeutlichen, das in der Ausstellung zu besichtigen ist.
Foto:
DAM-Preis-2021_Ausstellung
©MoritzBernoully
Info:
Ausstellung:
DAM Preis 2021, Deutsches Architekturmuseum (DAM), Schaumainkai 43, Frankfurt am Main, bis 13. Juni 2021
Publikationen:
Deutsches Architektur Jahrbuch 2021, Hrsg. Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal, DOM publishers Berlin, 2021. 256 S., deutsch/englisch, 38 Euro.
Architekturführer Deutschland 2021, Hrsg. Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal, DOM publishers Berlin, 2020. 224 S., deutsch/englisch, 28 Euro.