ostliches eurorpaKulturkorrespondenz »Stadt. Land. Fluss. Memel(land)«

Klaus Hagert

Berlin (Weltexpresso) - Drei Ruten hat der Angler aufgestellt und wartet auf einem Eimer sitzend (neben gleich zwei Dosen Bier) auf seinen Fang. Vor ihm fließt idyllisch ruhig die Memel/Nemunas. Mit solch einer Szene könnte auch ein Text von Johannes Bobrowski beginnen, der das beschaulich-einfache Leben im Memelland beschreibt. Doch ganz so idyllisch ist die Realität nicht. Am anderen Flussufer der Memel liegt der Oblast Kaliningrad der russischen Föderation.

Gleich wird das Boot der Grenzschutzpolizei vorbeifahren und die Memel – zum Ärger des Anglers – in leichten Wellengang versetzen. Vor der Pandemie konnte man noch mit einem kostenlosen Visum auf die russische Seite Ostpreußens übersetzen, natürlich über einen offiziellen Grenzübergang. Corona und nun der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben jeglichen Grenzverkehr beendet.

Das Titelbild hat KK-Redakteur Markus Nowak an einem frühen Sommermorgen in Schmalleningken/Smalininkai aufgenommen. Entlang der Memel quer durchs Memelland führte ihn eine Radtour. In seinem Beitrag schreibt er über die Höhepunkte seiner 358 Kilometer langen Radreise.

Wenn so oft über die Memel und das Memelland gesprochen wird und der Fluss auf dem Titel der KK zu sehen ist, dann schlägt sich das auch im KK-Heft nieder: Stadt. Land. Fluss. Memel(land) heißt die neueste Ausgabe der Kulturkorrespondenz. Wie das gleichnamige beliebte Spiel nimmt sie neben der Landschaft und dem Gewässer auch die Stadt Memel in den Blick. In diesem Jahr liegt mit Kaunas eine der drei Europäischen Kulturhauptstädte an der Memel, was das Deutsche Kulturforum östliches Europa e.V. zum Anlass nahm, mit Sonya Winterberg eine Stadtschreiberin nach Memel/Klaipėda zu entsenden. Ihren spannenden Blog können Sie hier lesen: www.stadtschreiberin-memel.de.

Im »druckfrischen« Heft schreibt Alexander Welscher, Baltikum-Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur, über die Bernsteinvorkommen im Memelland und wie das »Gold der Ostsee« von Kazimieras Mizgiris nach stürmischen Nächten »geerntet« wird. KK-Kollegin Susanne Šemelė begab sich an die Grenze des Memellandes nach Georgenburg/Jurbarkas, wo sie den jüdischen Friedhof besuchte. Ihr Beitrag vermittelt uns die Geschichte der Jüdinnen und Juden in der Region.

Jörn Barfod, stellvertretender Direktor am Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg, präsentiert die deutsche Malerei des Memellandes – jenseits der Künstlerkolonie Nidden. Die Vorsitzende des dortigen Thomas-Mann-Kulturzentrums, die Kunsthistorikerin Irena Vaišvilaitė, spricht im Interview ebenfalls über Kunst und Kultur, aber auch über die Identität der heutigen Bewohnerinnen und Bewohner.

Hoch hinaus geht es – im Gegensatz zum flachen Memelland – in dem Beitrag des Autorentrios Christine Bayer, Otto Malik und Christine Penn. Alle drei sind wanderaffin und verraten, was hinter dem Namen der Reichenberger Hütte in den Tiroler Alpen steht.

Die Kulturkorrespondenz östliches Europa blickt auf eine mehr als 50-jährige Tradition zurück und wird seit 2019 vom Deutschen Kulturforum östliches Europa e.V. in Potsdam herausgegeben. Die Redaktion blickt auf verschiedene Facetten der deutschen Geschichte und des Kulturerbes im östlichen Europa. Neben dem zweimonatlichen Printmagazin gibt es auch ein E-Paper-Abo, sowie einen kostenlosen monatlichen Newsletter.

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