Hanswerner Kruse
Fulda (Weltexpresso) - Im ausverkauften Schlosstheater präsentierte das siebenköpfige französische Ensemble „Dyptik“ zeitgenössischen Tanz mit Breakdance-Einlagen.
Im Saal ist es dunkel. Ein sirrender Ton steigt an. Das Licht wird langsam heller, beleuchtet eine androgyne Gestalt an einem riesigen Tisch auf der Bühne. Aus der Dunkelheit am Rand lösen sich Tanzende mit drehenden, hockenden, bizarren Bewegungen. Die Töne werden komplexer und bedrohlicher, die einsame Figur am Tisch zittert, zuckt, malt Kreise in die Luft. Behutsam nähern sich die Anderen dem Tisch. Okkupieren ihn, werden aggressiver. Die Solistin verschwindet an den Rand der Rampe. Einzelne lösen sich aus der Gruppe oder werden ausgegrenzt. Kehren wieder zurück. Paare locken einander, nähern sich an, verlieren sich wieder. Der Tisch wird an den Rand geschafft, die Stimmung der Musik und damit auch der Tanzenden changiert zwischen Drama und Entspannung.
Kräftiger und intensiver wird der durch die Musik vorgegebene Tanzrhythmus. Chorische Bewegungen des Ensembles wechseln mit individuellen Ausdrucksformen. „Dyptik“ zeigt Elemente des zeitgenössischen Tanzes mit seinen typischen eigenartigen Bewegungen und akrobatischen Einsprengseln. Unaufhörlich werden die Tanzenden durch die laute Musik, den intensive Rhythmus vorangetrieben. Spürbar ergreifen ihre unbändige Energie und Bewegungslust auch das Publikum.
Manchmal geht eine Tänzerin oder ein Tänzer zu Boden, dreht und windet und überschlägt sich dort im Breakdance. Kehrt zurück in die Formation. Diese artistischen Einlagen entstehen flüssig aus den übrigen Abläufen und Situationen, sie wirken nicht wie künstliche Schaueinlagen. Mal kommt es auch zu „battles“, zu Kämpfen, wie man sie aus der ursprünglichen Hip-Hop-Bewegung kennt: Wer kann die schnellsten, geschicktesten, kunstvollsten Bodenfiguren? Wer gewinnt? Hier bricht gelegentlich auch das Rohe, das Ungeschliffene dieser Kultur hervor: Ein Tänzer zeigt plötzlich sehr lange seine Niederlagen, seine Verzweiflung, seine Hoffnungen in einem endlosen Breakdance am Boden. Das ist keine Schauspielerei, sondern tänzerisch ausgedrückter Kampf und Widerstand gegen das Schicksal.
Ein großer Tänzer steht träumend auf der Bühne, eine kleine Tänzerin tanzt und reibt sich an ihm, rennt gegen ihn an, windet sich um ihn herum, verschwindet. Der Träumer zittert mit dem Kopf, dann mit seinen Gliedmaßen, schließlich wie irre mit dem ganzen Körper. Zum Schluss erlöst die tanzende Gruppe ihn mit Klatschen – in das schließlich das Publikum mit seinem Beifall einsteigt. Ovationen im Stehen für das einstündige Spektakel, in dem „Dyptik“ (Regie Mehdi Meghari) keine durchgehende Geschichte erzählt. Sondern abwechslungsreich vom Suchen nach Identität, von Widerstand und Rebellion, aber auch von Trennung und Wieder-Begegnung. Nicht mit Worten, pantomimisch oder theatralisch, sondern assoziativ mit der Paraphrase des Tanzes.
Die Hip-Hop-Kultur...
...entstand in der von Drogen, Armut und Gewalt geprägten Atmosphäre der New Yorker Ghettos in den frühen 1970er-Jahren. Aus Rap-Gesängen, Street Dance, Graffiti und DJing entwickelte sich eine Subkultur, in der auch versucht wurde, Rivalitäten gleichsam künstlerisch auszutragen. Dabei ging es aber nicht nur um friedliche(re) Kämpfe, sondern auch um die Entwicklung eigener unkonventioneller Ausdrucksformen. Viele Elemente des akrobatischen Breakdance sind mittlerweile im zeitgenössischen Tanz angekommen und integriert.
Dazu noch ein Beispiel:
Der aktuelle Film „Dancing Pina“ dokumentiert, wie afrikanische Tänzerinnen und Tänzer versuchen, das legendäre „Frühlingsopfer“ (zur Musik von Igor Strawinsky) von Pina Bausch zu erarbeiten. Das könne sie nicht, meint anfangs traurig eine Frau, sie sei doch nur eine Straßentänzerin. Aber der Choreograf ermuntert sie, ihren Stil, ihren Ausdruck in die vorgegebene Tanzrolle einzubringen – und das gelingt ihr, wie den anderen auch.
Ein großer Tänzer steht träumend auf der Bühne, eine kleine Tänzerin tanzt und reibt sich an ihm, rennt gegen ihn an, windet sich um ihn herum, verschwindet. Der Träumer zittert mit dem Kopf, dann mit seinen Gliedmaßen, schließlich wie irre mit dem ganzen Körper. Zum Schluss erlöst die tanzende Gruppe ihn mit Klatschen – in das schließlich das Publikum mit seinem Beifall einsteigt. Ovationen im Stehen für das einstündige Spektakel, in dem „Dyptik“ (Regie Mehdi Meghari) keine durchgehende Geschichte erzählt. Sondern abwechslungsreich vom Suchen nach Identität, von Widerstand und Rebellion, aber auch von Trennung und Wieder-Begegnung. Nicht mit Worten, pantomimisch oder theatralisch, sondern assoziativ mit der Paraphrase des Tanzes.
Die Hip-Hop-Kultur...
...entstand in der von Drogen, Armut und Gewalt geprägten Atmosphäre der New Yorker Ghettos in den frühen 1970er-Jahren. Aus Rap-Gesängen, Street Dance, Graffiti und DJing entwickelte sich eine Subkultur, in der auch versucht wurde, Rivalitäten gleichsam künstlerisch auszutragen. Dabei ging es aber nicht nur um friedliche(re) Kämpfe, sondern auch um die Entwicklung eigener unkonventioneller Ausdrucksformen. Viele Elemente des akrobatischen Breakdance sind mittlerweile im zeitgenössischen Tanz angekommen und integriert.
Dazu noch ein Beispiel:
Der aktuelle Film „Dancing Pina“ dokumentiert, wie afrikanische Tänzerinnen und Tänzer versuchen, das legendäre „Frühlingsopfer“ (zur Musik von Igor Strawinsky) von Pina Bausch zu erarbeiten. Das könne sie nicht, meint anfangs traurig eine Frau, sie sei doch nur eine Straßentänzerin. Aber der Choreograf ermuntert sie, ihren Stil, ihren Ausdruck in die vorgegebene Tanzrolle einzubringen – und das gelingt ihr, wie den anderen auch.
Foto:
© Amel Pain (Titel)
© JulieCherki
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