institut fur stadtgeschichteInstitut für Stadtgeschichte bietetam kommenden Sonntag Führung zu Ratgeb-Wandgemälden im Karmeliterkloster an

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ach, noch immer wissen die meisten Frankfurter und Frankfurterinnen nicht, welchen geheimen Schatz die Stadt Franjkfurt birgt. Es gibt auf der ganzen Welt Wandmalereien, die in früheren Zeiten eine immense Bedeutung hatten. Wenn in Europa seit dem Mittelalter Wandmalereien entstanden, die wir heute anschauen und oft schon wissen, was wir sehen, wenn wir den Bildtitel kennen, so müssen wir zurückblicken in Zeiten, wo Menschen nicht lesen und schreiben konnten. Darum ist es in der Frage der Wandmalereien ganz sinnvoll, sich die Dreißigerjahre in Mexiko anzuschauen. Da gab es einen Präsidenten, Lázaro Cárdenas, der in Mexiko einen Aufbruch hin zu einer demokratischen Gesellschaft wagte und Leute wie Frida Kahlo dazu brachte, den Sommer über als Lehrerin auf's Land zu fahren, um der einheimischen Bevölkerung, den Indios, Lesen und Schreiben beizubringen und andere Künstler, wie Diego Rivera zur Wandmalerei brachte.

Denn der Präsident Cárdenas wußte genau, weshalb Rivera beautragt wurde, in seinem Amtsgebäude, dem Palacio Nacional  an den Wänden die Geschichte des Landes in Bildern zu malen, wobei die Geschichte in Bildern auch deshalb für die Bevölkerung sichtbar war, weil es um Galerien, also balkonartige Gänge  zum Innenhof hin geht, wo jeder die Bilder anschauen konnte und so - ohne Lesen und Schreiben zu können - über die Bilder von der Geschichte des Landes erfuhren. Die Absicht dabei war eben auch, daß auch einfache Menschen Mexikos dies Land als ihr Land ansehen, dessen Geschichte für sie persönlich wichtig ist .

Ähnlich können wir uns die europäischen Wandgemälde von ihrer urspürnglichen Funktion her denken. Es wurde die biblische Geschichte unters Volk gebracht. Auch in Klöstern sind die Wandgemälde an den Orten, wo viele Menschen zusammenkamen, also Speisesäle oder die Wandelgänge. 

Für Heutige kann man fast mexikanische Verhältnisse annehmen. Zwar können die allermeisten lesen und schreiben, aber die Kenntnisse über biblische Geschichte werden immer geringer. Deshalb ist es sehr wichtig geworden, daß Führungen zu den Bildern veranstaltet werden, die für ihre Zeit eine ganz besondere Bedeutung hatten, was für die wirklich herrlichen Wandmalereien des Jörg Ratgeb gilt. 


Am Sonntag, 16. April, führt die Kunsthistorikerin Sabine Mannel ab 15 Uhr durch das mittelalterliche Karmeliterkloster und erläutert die Wandgemälde des schwäbischen Malers Jörg Ratgeb. Ratgeb und seine Werkstatt schmückten zwischen 1514 und 1521 den gerade erweiterten Kreuzgang des Karmeliterklosters mit der Heilsgeschichte und das Refektorium mit Motiven der Ordensgeschichte aus. Die damals entstandenen Bilderzyklen gelten als die bedeutendsten vorbarocken Wandmalereien nördlich der Alpen.

Manche Fragen können weder der Multimediaguide noch die Dauerausstellung im Institut für Stadtgeschichte umfassend beantworten: Wer ist die Dame mit dem ausgefallenen schwarzen Hut? Was hat es mit den Männern bei der Einschiffung auf sich? Warum haben die Wandbilder Fehlstellen? Deshalb können sich Interessierte jeden dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr einer fachkundigen Führung anschließen, die sich speziell mit den historischen und kunsthistorischen Aspekten der Wandgemälde von Jörg Ratgeb beschäftigt.

Die den heutigen Betrachtern vielfach unbekannte Ikonografie wird ausführlich erläutert, sodass die beeindruckenden Bilder zum Sprechen gebracht werden. Nebenbei wird bei dieser Führung das Karmeliterkloster entdeckt. Es ist die einzige erhaltene mittelalterliche Klosteranlage in Frankfurt und hat trotz erheblicher Umbauten und Kriegszerstörungen viel von seinem ursprünglichen Charakter bewahrt.

Treffpunkt zur Führung ist das Foyer im Institut für Stadtgeschichte, Münzgasse 9. Die Teilnahme kostet sechs Euro, ermäßigt drei Euro, und ist ohne Reservierung möglich.

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