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Erinnerung an Szenische Lesung: Züge, Strecken und Bahnhöfe im östlichen Europa seit 1870, am Donnerstag, 20. April in Berlin

Roswitha Cousin

Berlin (Weltexpresso) - Wir hören vom Kulturforum Östliches Europa: Es gibt noch freie Plätze, Anmeldungen werden der Reihe nach berücksichtigt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, weswegen wir diese Information gerne noch einmal veröffentlichen. 


Europaweit wurden Eisenbahnen, die zunächst als Transportmittel für die Industrie gedient hatten, ab den 1830er Jahren ein allgemeines Verkehrs- und Reisemittel. Die neuartige Geschwindigkeit der mechanischen Verkehrsmittel ließ die natürliche Welt immer mehr schrumpfen. Ein Teil der damaligen Zeitgenossen bejubelte die Züge als technische Garanten für Völkerverständigung, Fortschritt und Frieden. Ein anderer Teil empfand jedoch das schnelle, relativ glatte Dahingleiten als Verlust und trauerte den nun langsam verschwindenden Kutschen hinterher.

Die Erfahrungen von Raum und Zeit wurden durch die Eisenbahn verändert, ja, nivelliert, Landschaft und Landschaftswahrnehmung wurden durch Tunnel, Schneisen, Einschnitte, Viadukte umgemodelt. Man sprach von der »Vernichtung von Raum und Zeit«, die als neu und verwirrend empfunden wurde. Allerdings gab es auch Gebiete, deren bisher unbesiedelte Wildnisse durch die Eisenbahn überhaupt erst erschlossen wurden. Die erschütternden Umbrüche, die das neuartige Eisenbahnwesen mit sich brachte, kommentierte Joseph von Eichendorff bereits um 1850 mit einem skeptischen Kopfschütteln:

»Diese Dampffahrten rütteln die Welt, die eigentlich nur noch aus Bahnhöfen besteht, unermüdlich durcheinander wie ein Kaleidoskop, wo die vorüberjagenden Landschaften, ehe man noch irgendeine Physiognomie gefasst, immer neue Gesichter schneiden, der fliegende Salon immer neue Sozietäten bildet, bevor man noch die alten recht überwunden« hat (aus der Collage von R. Schieb).

In der szenischen Lesung bietet Synchronsprecher und Schauspieler Wolfgang Wagner literarische Zitate über Zugfahrten, Eisenbahnlinien und Bahnhöfe im östlichen Europa dar, ergänzt und verbunden durch kulturhistorische Kommentare der Autorin Roswitha Schieb, die die Collage verfasst hat. Roswitha Schieb veröffentlichte bereits eine Reihe von kulturhistorischen Reisebüchern, darunter den Literarischen Reiseführer Breslau und Jeder zweite Berliner. Schlesische Spuren an der Spree im Deutschen Kulturforum östliches Europa. Wolfgang Wagner arbeitet seit über 30 Jahren auf verschiedenen Bühnen, in Film und Fernsehen sowie als Synchron- und Hörspielsprecher für zahlreiche Projekte.

Foto:
Bahnhof in Lemberg/Lwiw/Lwów, Postkarte um 1916
©Veranstalter

Info:
Donnerstag, 20. April 2023, 19 Uhr
AEG-Tunnel der ehem. AEG Kleinmotorenfabrik
Voltastr. 5-6 (im Hof neben Treppe 12.1)
13355 Berlin

Eintritt: 5,- €

Hier geht es zum Veranstaltungstrailer.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Vereins Berliner Unterwelten und des Deutschen Kulturforums östliches Europa.