Rheingau Literatur Festival läuft noch bis zum 24.. September
Redaktion
Oestrich-Winkel, (Weltexpresso) – Zur herbstlichen Weinlese hält bis zum 24. September 2023 wieder ein literarischer Jahrgang Einzug in einmalige Kulturstätten des Rheingaus. Zu den Veranstaltungsorten gehören in diesem Jahr die Burg Schwarzenstein, das Weingut Baron Knyphausen, das Weingut Balthasar Ress, die frisch restaurierte Kirche von Kloster Johannisberg und Schloss Vollrads. Traditionell werden die Lesungen durch Literarische Weinwanderungen durch den Rheingau ergänzt, wo an ausgewählten Ruhepunkten literarische Texte über den Rheingau vorgelesen werden. Damit kann man die landschaftliche Schönheit an Ort und Stelle mit Schätzen der Literatur in Beziehung setzen und der Begeisterung der Dichterinnen und Dichter nachspüren.
Unter den diesmal auftretenden Autorinnen und Autoren finden sich gleich vier ehemalige Preisträger des Rheingau Literatur Festivals: Saša Stanišić machte gleich den Auftakt am 14.9. in Kloster Johannisberg. Auf Stanišić folgte am 15.9. sein Preisträgerkollege Robert Seethaler (ausverkauft) mit seinem jüngsten Roman „Das Café ohne Namen“, in dem auf knappem Raum eine Geschichte aus den späten sechziger und frühen siebziger Jahren erzählt wird. Nicht das große politische Geschehen jener Jahre steht im Mittelpunkt, sondern die Bemühung der Menschen, sich eine vertraute Umgebung zu erschaffen und sie zu verteidigen. Im Laufe des elftägigen Festivals werden auch die früheren Rheingau-Gewinnerinnen Annette Pehnt (22.9. / ausverkauft) und Stephanie Bart (23.9.) ihre neuen Romane vorstellen. Pehnts aktueller Roman „Die schmutzige Frau“ scheint zunächst im Sinne von Virginia Woolfs „A Room of Her Own“ eine Schriftstellerin vorzustellen, die über einen eigenen Arbeitsraum verfügt und somit autark auftreten kann, die sich aber doch im Laufe der Handlung als abhängig von ihrem Mann erweist – also als das genaue Gegenteil des Woolf’schen Ideals. Barts neuestes Werk „Erzählung zur Sache“ hingegen handelt von der linksextremistischen Terroristin Gudrun Ensslin und dem RAF-Prozess in Stammheim. Dabei entwirft Bart ein Zeitporträt aus der Innensicht einer Frau, die keine Kompromisse kennt.
Auch Judith Schalansky (21.9.) und Ilija Trojanow (24.9.) sind wieder beim Festival, aber mit beiden zieht jeweils nun etwas Neues ins Literatur Festival ein: Musik als Bestandteil des Abends mit Trojanow sowie die populäre Gattung des Nature Writings als Thema der Veranstaltung mit Schalansky. Trojanows musikalische Romanperformance wird auf der Grundlage seines dann gerade erschienenen neuen Romans „Tausend und ein Morgen“ präsentiert und wird begleitet von Dietmar Wiesner und Sava Stoianov, zwei Mitgliedern des Ensemble Modern, deren Musik eigens für den Abend entstanden ist. Über den Zusammenhang von Natur und Literatur wird Schalansky vor dem Hintergrund des zehnjährigen Jubiläums ihrer Reihe „Naturkunden“ im Weingut Baron Knyphausen“ sprechen.
Michel Friedman, Jürgen Kaube und Christoph Ransmayr wiederum sind fest etablierte Größen auf dem deutschen Buchmarkt, die 2023 nun auch ihr Festivaldebüt im Rheingau geben. Unmittelbar vor dem Festival erscheint Friedman neues Buch: „Schlaraffenland abgebrannt“, in dem er eine erste Bilanz nach Corona, Klimastreit und mehr als einem Jahr Krieg in der Ukraine zieht. Jürgen Kaube bringt sein im Jahr 2022 mit dem Soziologen André Kieserling veröffentlichtes Buch „Die gespaltene Gesellschaft“ in den Rheingau, das gegen die verbreitete Vorstellung von sich unvermeidlich immer weiter vertiefenden Gräben in Deutschland anschreibt. „Unter einem Zuckerhimmel“ ist ein großformatiger, opulent ausgestatteter Band mit Balladen und Gedichten von Christoph Ransmayr und illustriert von Anselm Kiefer, das die Sprache Christoph Ransmayrs und die Kunst Anselm Kiefers miteinander verschränkt.
Und natürlich werden die legendären Literarischen Weinwanderungen mit Prof. Dr. Heiner Boehncke (16. & 23.9. / beide Termine ausverkauft) fortgesetzt. Das Rheingau Literatur Festival nimmt die vielgerühmten Eigenarten des Rheingaus auf und bietet eine schöne Mixtur aus Vergnügen und geistiger Anregung.
Am Abschlusstag, dem 24.9. (ausverkauft), erweitert sich das Preisträgerquartett dann zum Quintett, wenn der diesjährige Rheingau Literatur Preis verliehen wird: in diesem Jahr an Arno Geiger für sein Buch „Das glückliche Geheimnis“. Die seit 1994 vergebene Auszeichnung ist dank Zuwendungen des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Rheingau Musik Festival e.V., des Hotels Burg Schwarzenstein und des VDP Rheingau mit 11.111 Euro und 111 Flaschen besten Rheingauer Rieslings dotiert.
Foto:
©rmf
Info:
Karten unter 06723 / 60 21 70 und www.rheingau-literatur-festival.de