Wolfgang Mielke
Berlin (Weltexpresso) - Seit 2020 leitet Maria Hartmann, wie man nach lesen kann, die monatliche Literaturreihe "Berliner Porträt Galerie" im Renaissance-Theater. Sie stellt hier, jeweils in Zusammenarbeit mit einer Schauspiel-Kollegin oder einem Schauspiel-Kollegen, namhafte Persönlichkeiten aus dem Bereich des Theaters vor, berühmte Schauspieler, Regisseure, Intendanten. Einige dieser Programme kann man bei YouTube ansehen. Sie finden meist im oberen Salon des Renaissance-Theaters statt. Und das Theater kann sich glücklich schätzen, dass es in ein und demselben Haus gleich zwei Spielstätten hat.
Am 15.12.2024, einem Sonntag-Vormittag um 11:30 Uhr, war es wieder so weit. 'Max Reinhardt' (1873 - 1943), der legendäre Regisseur, der das Theater geprägt hat wie wenige andere, steht auf dem Programm. - Maria Hartmanns Porträt Galerien sind so aufgebaut, dass sie jeweils die einführen Worte spricht und über den Menschen, der im Mittelpunkt des Programm-Interesses steht, einiges erzählt. Oft deutet sie an, greift in ihren Erzählungen vor und sagt dann auch mehrmals: "Dazu komme ich aber noch ausführlicher." - Begleitet wird sie durch einen anderen Schauspieler oder natürlich auch eine andere Schauspielerin, so dass immer zwei Stimmen für das Publikum bereitstehen:.
Maria Hartmanns Programm gleicht einem Vortrag, in den eine Reihe von Zitaten eingebaut sind. Die Zitate werden immer von den sie unterstützenden Schauspielern oder Schauspielerinnen gelesen, in diesem Fall von Max Urlacher (*1971). - Maria Hartmann bereitet auf die bevorstehenden Zitate vor und bereitet sie nach; bevor sie dann zu einem neuen Komplex überleitet, der wiederum in einem Zitat der besprochenen Person oder einer Person aus deren Umkreis, damit auch von außen beleuchtet werden kann, seinen Höhepunkt erhält. - Das Konzept ist erfolgreich, besteht, wie gesagt, seit fünf Jahren.
Ich kenne Max Reinhardt natürlich selbst sehr gut, habe nicht nur vieles von ihm selbst und auch über ihn gelesen, sondern sogar noch mit Schauspielern gesprochen, die ihn persönlich gekannt und noch unter seiner Regie gearbeitet haben. - Natürlich habe ich alle diese Dinge im Kopf, als ich ins Renaissance-Theater gehe. - Maria Hartmann hat sich gründlich auf ihr Thema vorbereitet, streut bald hier, bald dort einen Namen ein, wie beispielsweise den von Reinhardts Impresario und Lustbarkeits-Verwalter Rudolf Kommer (1886 – 1943). Ich denke also gleich weiter, sehe sein Bild vor mir, und mir fallen Episoden ein, die mit Max Reinhardt in Zusammenhang stehen. Und natürlich ist es unausweichlich, dass ich etliche Zitate, die ich von und über Max Reinhardt im Kopf habe, an diesem Vormittag fehlen. Ich frage mich, welches Bild die Zuschauer, Zuhörer von Max Reinhardt mit nach Hause nehmen, die all diese Hintergrund-Informationen, wie ich sie habe, nicht besitzen? Sie werden sicherlich mit dem Eindruck nach Hause gehen, dass Max Reinhardt ein berühmter und bedeutender Mann war, erfindungsreich, ja, genial, von Erfolg geradezu verfolgt, der aber später den zeitbedingten Preis dafür zu zahlen hatte, dass er das Schicksal hatte, aus einem jüdischen Elternhaus zu stammen. So wird die Lesung zu ihrem Ende hin, und das ist gut so, auch eine Art Stolperstein.
Foto:
©