Jüdisches Filmfest Frankfurt 2016 vom   4.9. – 11.9.2016, Teil 6

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Tatsächlich waren es sogar drei Konzerte, die Doris Adler von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt zum Abschluß des Filmfests am Sonntagabend vorstellte. Mit dem Film DAS KONZERT aufzuhören, war schon mal eine gute Idee, aber zuvor und danach durch ein lebendiges Streichquartett auch Originalmusik im Gemeindesaal erklingen zu lassen, das war dann die sehr gute Idee!

 

Daß an diesem herrlichen Spätsommerabend der Saal im Frankfurter Westend nicht wie unter der Woche bei den anderen Filmvorführungen überfüllt und ausverkauft war, hat sicher nichts mit diesem Film zu tun und hätten zudem die Nichtgekommenen gewußt, daß man aus brütender Hitze in einen kühlen, sanft abgedunkelten Saal kam und mit Getränken begrüßt wurde, dann…

 

Doris Adler stellte noch einmal klar, daß es sich um das 1. Jüdische Filmfest handele, das nun im Wechsel mit den Jüdischen Kulturwochen zweijährig stattfinden wird. Diesmal habe man im facettenreichen Programm, vom Team der Programmgestaltung zusammengestellt, vor allem Israel, Rußland und Deutschland sowie das ultraorthodoxe Judentum berücksichtigt und sei über den Erfolg glücklich. Den Abschluß im Gemeindezentrum zu feiern, hat, unserer Meinung nach, zwei Seiten. Zum einen ist es emotional etwas anderes, wenn zum eigentlichen Abschluß des Filmfests nach KONZERT und Konzert noch ein Umtrunk sozusagen im eigenen Hause stattfindet. Das war dann auch schön. Zum anderen sind jedoch die Bedingungen einer Filmvorführung im Gemeindesaal leider nicht die allerbesten.

 

Das schreiben wir lieber gleich, denn der manchmal verzerrte Ton, vom kleinen und unscharfen Bild ganz zu schweigen, tat einem schon weh. Aber es blieb das einzige Problem an diesem schönen Abend, das wie gesagt, mit einem Konzert begann. Auf der Bühne saßen die Ensemblemitglieder des Orchester Classic Players, das in unterschiedlichen Formationen auftritt. Heute als Quartett mit Anna Tarnawska, Geige, Cornelia Lucas, Geige, Kilian Balzer, Cello und Dmitri Ashkenazi, Bratsche, der auch die Musikstücke für vier Streichinstrumente bearbeitet hat. Sie begannen mit Isaak Dunajewski mit dem Marsch aus dem russischen Film DER ZIRKUS, schwungvoll, wobei man sich das Blech dazuhören konnte. Den anschließenden Walzer von Dimitri Schostakowitsch kennen viele, auch aus Filmen, weil er zu den emotionalsten und innigsten Musikstücken gehört, wenn zwei Menschen sich beim Walzertanzen näher kommen. Ein schöner musikalischer Auftakt, dem mit viel Beifall gedankt wurde.

 

Egal wo, nichts ganz egal wie und von wem, ist das vor den eigenen Ohren und Augen entstehende Hervorbringen von Tönen und das harmonisch Miteinanderspielen mit nichts zu vergleichen, was als Konservenmusik noch so gut sein kann. Die Töne der zwei Violinen, der Bratsche und des Basses, die sich zu einem Klangteppich ausbreiteten, fanden wir auch deswegen so gut, weil stärker mehr ein Brauch aus Kindertagen wieder üblich wird, Kulturveranstaltungen mit originaler Musik ein- oder auszuleiten. Das ist eine Hochschätzung der Musiker und für viele der Musiker auch bitter nötig, denn die Ausbildung dauert lang und der festen Stellen sind wenig. Auch von daher sind die Initiativen, Musik wieder in der Gesellschaft und nicht nur in der Oper und dem Konzert hörbar zu machen, so wichtig und deshalb haben wir hier extra darüber vom Sonntagabend geschrieben, wo am gleichen Tag in Weltexpresso auch das Klenke-Quartett in Berlin in privatem Rahmen gewürdigt worden war.

 

Und die Vier beendeten dann nach der Filmvorführung von DAS KONZERT das gesamte Festival durch den Walzer von Eugen Doga, ein Ohrwurm sondergleichen, was durch Mitsummen in den Reihen hinter mir verdeutlicht wurde: ein Musikstück, von dem nur wenige den Komponisten kennen, einige mehr wissen, daß der Walzer der Filmmusik zu My Sweet und Tender Beast entstammt und sehr viele die Musik einfach in ihren Ohren tragen. Fortsetzung folgt.

 

Info:

Team der Programmgestaltung

Jüdische Gemeinde Frankfurt: Doris Adler, Susanna Keval

Deutsches Filmmuseum: Natascha Gikas

Jüdisches Museum- Pop Up Boat: Kathrin Schön

Orfeos Erben: Antje Witte

Mal Seh'n Kino: Gunter Deller

 

Mehrere der gezeigten Filme liegen nur in der Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln vor. Alle Daten unter www. siehe unten.
Die Eröffnung am Sonntag, 4. September findet im Deutschen Filmmuseum statt und wird von dem Trio „Jazzinette“ musikalisch begleitet.
Weitere Aufführungsorte sind die Kinos Mal Seh‘n, Orfeos Erben, und das Pop up Boat des Jüdischen Museums. Mit dem Abschlußfilm „DAS KONZERT“, der im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum vorgeführt wird, und musikalisch von Mitgliedern des Orchesters „Classic Players“ unter der Leitung von Dmitri Ashkenazi umrahmt wird, endet das Jüdische Filmfest am 11.09.2016.

www.juedischesfilmfestfrankfurt2016.de