Die Autoren Wouter Meijer und Tilmann Bünz diskutieren ihre Erfahrungen im Nachbarland in Frankfurt
Roswitha Cousin
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Über die Niederlage des Rechtspopulisten Geert Wilders bei den niederländischen Parlamentswahlen haben die deutschen Medien ausführlich berichtet. Warum nehmen die Deutschen die Niederlande stärker wahr? Warum mögen eigentlich die Niederländer inzwischen die Deutschen?
Unter dem Titel „Gute Nachbarn – Beste buren“ diskutieren die Journalisten Wouter Meijer aus den Niederlanden und Tilmann Bünz aus Deutschland über das Verhältnis der beiden Länder. Beide kennen das jeweilige andere Land seit vielen Jahren und haben 2016 Bücher über ihre Erfahrungen im Nachbarland geschrieben. Das Gespräch wird moderiert von Max Smolka, der als Wirtschaftsjournalist in der FAZ über die Niederlande berichtet. Es findet statt
am Dienstag (25. April) um 19 Uhr
auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, IG-Farben-Haus,
Nebengebäude, Raum 1.741a.
Wouter Meijer hatte Berlin bereits als Austauschschüler vor dem Fall der Mauer kennengelernt, 2008 kehrte er als Korrespondent für den niederländischen Rundfunk in die Stadt zurück und blieb dort sieben Jahre. Wie sich die deutsche Gesellschaft nach der Wende verändert hat, damit setzt sich der Journalist in dem 2016 erschienenen Buch unter dem charmanten, aber vielsagenden Titel „We kunnen niet allemaal Duitsers zijn“ („Wir können nicht alle Deutsche sein“) auseinander – und dies auf 238 Seiten in einem lockeren Stil mit inhaltlichem Tiefgang. Meijer hatte als Korrespondent Gelegenheit, mit zahlreichen Politikern sowie mit mehr oder weniger bekannten Personen aus Industrie, Wirtschaft, aber auch mit vielen normalen Bürgern zu sprechen. Kaum ein Thema lässt er in seinem Buch aus, er schreibt über die neuen Bundesländer, die Vergangenheitsbewältigung, Pegida, die Flüchtlingspolitik, die Finanzkrise, die Energiewende, die Europakrise, die Autoindustrie, den Erfolg der Familienbetriebe, Angela Merkel, den Tatort und vieles mehr. Außerdem will er den Niederländern erklären, wieso die Deutschen die Finanzkrise besser bewältigt haben als sie selbst.
Tilmann Bünz liebt die Niederlande, wird aus dem Land aber nicht immer schlau. 1982 ging er mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienst nach Amsterdam und arbeitete 18 Monate als Freiwilliger in der Mozes-en-Aaron-Kerk. Wie sich die Niederlande in den letzten 30 Jahren verändert haben, ist Thema seines jüngsten Buchs „Fünf Meter unter dem Meer, Niederlande für Anfänger“. Bünz, der als Reporter seit 20 Jahren für die ARD durch die Welt reist, ist auch Autor des TV-Features „Unbekannte Nachbarn – Die Niederländer“. Er wirft einen freundlich-kritischen Blick auf ein Land zwischen Toleranz und Enge. Er fragt, was von der sprichwörtlichen Toleranz übrig geblieben ist. Er nimmt an einer Einbürgerungsfeier in einem Saal voller Kopftücher teil und trifft Ahmed Aboutaleb, den muslimischen Bürgermeister von Rotterdam. Er lässt die Seele ausbaumeln auf der Watteninsel Vlieland und feiert die Ankunft des Nikolaus und seiner 612 schwarzen Knechte auf der Amstel. Er besucht alte Widerstandskämpferinnen und fragt nach, warum die Niederländer auf einmal Deutschland mögen.
Foto: Wir nehmen mit Absicht ein Bild, das unsere Vorurteile bestätigt, hier positiv (c) gerber-reisen.ch
Info:
Der Diskussionsabend wird vom Lektorat Niederländisch organisiert und von der Königlich Niederländischen Botschaft in Berlin unterstützt.