Serie: Drei Jubiläumsausstellungen: 150 Jahre Gustav Klimt in Wien, Teil 5

 

Claudia Schulmerich

 

Wien (Weltexpresso) – Wir gehen an den Anfang zurück, als Klimt mit Bruder Ernst und Studienfreund Franz Matsch als „Maler-Compagnie“ erfolgreich Aufträge rekurrierten. Der Auftrag vom Hofbau-Comité für das repräsentative Stiegenhaus des neugebauten Kunsthistorischen  Museum vom Jahr 1890  lautete, zwischen den 12 Meter hohen, von Doppelsäulen unterbrochenen Arkaden, vierzig freie Wandflächen mit Gemälden auszustatten. Die Thematik des Bildzyklus wurde vom Museum vorgeschrieben. Die Gestaltung und der Stil nicht.

 

Es sollten Stilepochen und Geschichte der großen europäischen Kulturlandschaften, der klassischen Antike Griechenlands und Roms sowie als Vorläufer das Alte Ägypten dargestellt werden. Dreizehn der Bilder stammen allein von der Hand Gustavs Klimt, wozu es die Übertragungsskizzen gibt, die zur Hälfte auch in Museumsbesitz sind. Die Bilder wurden in Öl im Atelier gemalt und dann in zwölf Meter Höhe angebracht. Eine Klimt-Ausstellung hatte die gesamte Ausmalung des Treppenhauses des Kunsthistorischen, über die Hofkünstler Hans Makart starb, bis Mai 2012 in den Blick genommen.

 

Stehengeblieben ist im Stiegenhaus die sogenannte Klimt-Brücke, eine Metallkonstruktion quer zum obersten Treppenverlauf, auf die man wie bei Malerarbeiten oder Brückenkonstruktionen bequem hochsteigen kann und aus nächster Nähe die 13 Klimtschen Zwickel- und Interkolumnienbilder betrachten kann. Ohne Zeitbegrenzung.

 

In der abgelaufenen Ausstellung wurden das Gebäude und die malerische Ausstattung in Zusammenhang mit dem Wiener Ringstraßenprojekt behandelt. Wir wollen uns jetzt nur auf diese so nah sichtbaren Bilder zwischen und neben den Doppelsäulen einlassen. Es zieht uns nach rechts, vom Hauptbogen aus. Eigenartig. Die Ägypten I genannte nackte Schöne trägt nur auf dem Kopf Haar. Dort allerdings die aufwendige dicken Perücke ägyptischer Majestäten, die mittig gescheitelt an beiden Seiten bis auf die Brust fallenden gedrehten schwarzen Lockensträhnen, das Gesicht ist eher europäisch, nur mit dicken schwarzen schrägen Lidstriche versehen und die nackte Figur mit dem Standbein rechts und dem zum Knie gewinkelten Spielbein ist so absolut in der Tradition der weiblichen Akte spätestens seit Ingre gemalt, daß klar wird, hier geht es um keine Nachbildung ägyptischer Statuen, die zudem in der Regel bekleidet waren, sondern um eine zeitgenössische Allegorie der Kultur Alt Ägyptens.

 

Die Schöne ist von ägyptischem, stilisierten grüngoldenem Ibisgefieder  hinterfangen und hält das Anch-Zeichen in ihrer ausgestreckten Rechten Richtung Hauptbogen:  Sinnbild für das ewige Leben und die Macht der Pharaonen, hier von Isis dargeboten. Fortsetzung folgt.

 

Die Klimt-Brücke im Stiegenhaus steht bis Januar 2013.

Zur Klimt-Ausstellung bis Mai hatte das Kunsthistorische Museum einen Katalog herausgegeben, in dem auch einige Ausführungen zu den 13 Klimtbildern zu finden sind:

Gustav Klimt. Im Kunsthistorischen Museum, hrsg. Von Sabine Haag, KHM 2012