Das Haus der Kunst in München gilt es mit vielen Ausstellungen national zu beachten, Teil 1/3
Claudia Schulmerich
München (Weltexpresso) – DAS HAUS DER KUNST muß sich mit seiner Geschichte auseinandersetzen, die einem die Architektur des gewaltigen Hauses am Rande des Englischen Garten schon nahelegt: vor 75 Jahren, also 1937, hatten die Nationalsozialisten mit dem Deutschen Haus der Kunst ihr Modell vorgelegt, ach nein, ihre Kunstauffassung in Beton gegossen.
Daß Heutige das nun nicht mehr mit eigenem Schuldbewußtsein verbinden müssen, versteht sich von selbst, aber es war nicht immer so, daß man in München gerne darüber aufklärte, weshalb die Nationalsozialisten hier eine Hochburg besaßen und welche Rolle dabei dies Haus spielen sollte. Gleichzeitig ist es nun 20 Jahre her, daß sich das Kunsthaus als „Stiftung Haus der Kunst GmbH“ eine neue Struktur gegeben hat. Beide Jubiläen kommen also gerade richtig um GESCHICHTEN IM KONFLIKT zu zeigen: DAS HAUS DER KUNST UND DER IDEOLOGISCHE GEBRAUCH VON KUNST 1937 – 1955.
Daß sich Museumsabsichten 1937 und nach dem Krieg diametral gegenüberstehen, macht die Sache durchaus reizvoll, aber darf nicht verhindern, daß man zu schnell aufs Heute überleitet. Die genannte Ausstellung oben im ersten Stock des mächtigen Hauses macht diesen Fehler nicht und geht erst einmal auf die Absichten der Nationalsozialisten ein, die zwei Stoßrichtungen hatte. Mit den jährlichen GROSSEN DEUTSCHEN KUNSTAUSSTELLUNGEN von 1937 bis 1944 sollte die „reine deutsche Kunst“ der Öffentlichkeit gezeigt werden und als politische Propaganda wirken, wie es gleichfalls die Ausstellung ENTARTETE KUNST in die gegenteilige Richtung machen sollte, die 1937 die gesamte künstlerische Avantgarde an den Pranger stellte und als abartig diffamierte, waren es nun Juden oder nicht.
Man sieht, das Haus hat eine komplexe Geschichte und die Aufarbeitung der Vergangenheit beginnt nicht erst jetzt. Seit 1955 wird die eigene Geschichte erforscht und in Form von Aufhängungen im Flur des Gebäudes seit 1996 als historische Dokumentation veröffentlicht, wozu weitere Publikationen zählen, die Öffnung des Historischen Archivs seit 2005 und seit 2011 die unten angegebene Internetdatenbank. Der Zeitraum 1937 bis 1955 ist bewußt gewählt und nimmt nicht nur Bezug auf München, sondern soll die kulturelle politische Differenz dieser 18 Jahren an zwei internationalen Großausstellungen beweisen. Das ist einerseits 1937 die Pariser Weltausstellung, auf der ein Modell des „Hauses der Deutschen Kunst“ im deutschen Pavillon zu sehen war und das ist andererseits die documenta 1 im Jahr 1955 in Kassel, auf der Arnold Bode mit den Künstlern, die als 'entartet' von den Nazis disqualifiziert waren – so sie überhaupt überlebten! - die Übereinstimmung mit der internationalen Moderne wiederherstellte.
Man kann dies alles an ausgestellten Werken, an Texten, an Zeitungsausschnitten, an Modellen, an Gedächtnismedaillen u.a. nachvollziehen. Das tut richtig gut, sich hier die vorbildlichen und prämierten Symbole nationalsozialistischer Kunst als Gemälde und Statuen, Fotografien, Tonaufnahmen oder Architekturplänen anschauen zu können. Nicht alles ist furchtbar, aber vieles martialisch genug oder eine deutsche Innerlichkeit vortäuschend. So manches auch Kitsch. Wie sehr die Nationalsozialisten nach dem internationalen Beifall gierten, sollen drei Kunstwerke vermitteln, die zwischen 1936 und 1942 auch auf den Biennalen in Venedig als offizielle Kunstprodukte des nationalsozialistischen Deutschland deren internationaler Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Das waren das Seestück IM KAMPFGEBIET DES ATLANTIKS von Claus Bergen, die allegorische Darstellung SINKENDE NACHT von Rudolf Hermann Eisenmenger und das Genrebild BAUERN IM GEWITTER von Hans Schmitz-Wiedenbrück, die zuvor schon in den Münchner Deutsche Kunst Ausstellungen gezeigt worden waren und als Drucke in so manchem deutschen Wohnzimmer hingen.Für die meisten von uns werden hier Bildungslücken geschlossen. Unser Interesse galt von jeher aber doch stärker den Werken, die die Nazis als entartet brandmarkten und aus den Museen stahlen, was man staatlich mit 'beschlagnahmen' verharmlost und deren Künstler ins Exil gingen, in den KZs vergast wurden, Malverbot erhielten, in der inneren Emigration verweilten oder ihren Malstil auftragsgemäß änderten. Fortsetzung folgt.
Foto: Aufmarsch mit dem Modell des Hauses der Kunst in München schon im Jahr 1933
Bis 13. 1. 2013
Bis 8.7. Werke aus der Sammlung Goetz
Bis 16.9. BILD-GEGEN-BILD
Katalog zum Haus der Kunst:
Dieser wird erst Anfang des Jahres 2013 erscheinen, denn es werden die Ergebnisse des begleitenden Symposiums vom 9./10. Juni 2012 miteingearbeitet.
Info:
Mit freundlicher Unterstützung des MARITIM Hotels München, das dicht am Hauptbahnhof gelegen ebenfalls als idealer Ausgangspunkt für die Museumsbesuche dient. Das Museumsangebot mit Sonderausstellungen in München ist zu jeder Zeit umfangreich, so daß der Besuch der Museen oft unterbleibt, was man nur ändern kann, indem man mehrmals hinfährt. Dazu ist es günstig, die Pauschalangebote anzuschauen, von denen wir beim Stadtbesuch diesmal die Kombination mit dem Biergarten nutzten.
Übernachtung: Das Maritim-Hotel in der Goethestraße liegt in einem ruhigen Innenhof in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, zum Stachus und zur Theresienwiese. Das Arrangement „200 Jahre Biergarten“ beinhaltet zwei Übernachtungen inklusive Biergartenpass ab 189 Euro pro Doppelzimmer (nicht buchbar während des Oktoberfestes).