Das Haus der Kunst in München gilt es mit vielen Ausstellungen national zu beachten, Teil 2/3

 

Claudia Schulmerich

 

München (Weltexpresso) – Die Schau „Entartete Kunst“ 1937 hatte der Nazi-Propagandaminister Josef Goebbels persönlich verantwortet und sie wurde nicht – wie immer kolportiert wird – im Haus der Deutschen Kunst gezeigt, sie hätte dieses ja auch 'beschmutzt', sondern in dem benachbarten Galeriegebäude am Hofgarten. Es langt die Namen der Künstler zu nennen, um das Verbrechen an der Kunst neben der Diffamierung der Künstler zu konstatieren: Max Beckmann, Rudolf Belling, Otto Dix, Karl Hofer, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Ernst Ludwig Kirchner, u.a..

 

Die Welt und die Geschichte hat den Künstlern Recht gegeben. Das wissen wir mit Genugtuung. In der Ausstellung im Haus der Kunst erfährt man aber, wie zugespitzt die internationale politische Lage war, als auf der Weltausstellung 1937 in Paris die gesellschaftlichen Gegenmodelle aufeinandertrafen. Während also im deutschen Pavillon das Modell des seit vielen Jahren geplanten sauberen „Haus der Deutschen Kunst“ zu sehen war und für seinen verstorbenen Architekten einen der Grand Prix' einheimste, stellte gegenüber der sowjetische Pavillon seine kommunistische Kunstauffassung vor, während Pablo Picasso im benachbarten spanischen Pavillon in dessen Eingangshalle GUERNICA zeigte, bis heute eine Antikriegsikone und spontan als Protest gegen die Zerstörung der gleichnamigen Stadt durch die deutschen Luftwaffe mittels Fliegerbomben am 4. Juni 1937 in Öl auf 349 x 777 Zentimetern gemalt.

 

Über die Vernichtung der Stadt durch die Deutschen – es gab ja keinen Krieg!!! - weiß man heute mehr. Aus Freundschaft zu Franco hatte die im Norden Mallorcas stationierte deutsche Legion Condor mal ausprobieren wollen, was nötig ist, um im Fliegerangriff eine Stadt auszuradieren, was an der baskischen gegen Franco kämpfenden Stadt erfolgreich 'versucht' wurde. Leider wird dies meist bei Berichten über die Vernichtung unterschlagen, leider auch bei Bildbetrachtungen von GUERNICA. Es sagt sich so leicht, deutsche Flieger. Das aber kann man genauer benennen. Mag auch sein, daß viele die Zusammenhänge nicht kennen. Auf Mallorca auf jeden Fall wollen von der Stationierung der Legion Condor und ihrem Verbrechen in Guernica weder Mallorquiner noch deutsche Urlauber und Wohnungs- und Hausbesitzer etwas wissen.

 

Daß die verfemten deutschen Künstler in der Nachkriegszeit im, dann HAUS DER KUNST genannten Museum systematisch 'Wiedergutmachung' erfuhren zeigen Plakate und Hinweise zu Ausstellungen wie DER BLAUE REITER 1949, DIE MALER AM BAUHAUS 1950, MAX BECKMANN 1951, FRANK LLOYD WRIGHT 1952, WASSILY KANDIKNSKY und PAUL KLEE 1954 sowie die PICASSO-Retrospektive im Jahr 1955 mit GUERNICA als zentralem Werk. Dann gibt es weiterhin Kunstwerke wie GROSSE KNIEENDE von Wilhelm Lehmbruck von 1911, BADEKABINE (GRÜN) von Max Beckmann 1928, EBER UND SAU von Franz Marc 1913 oder Oskar Schlemmers Grafik FIGURENPLAN K 1 zu sehen, die 1937 als 'entartet' diffamiert, nach 1945 aber schon im Haus der Kunst als Vertreter der Moderne gewürdigt wurden und nun erneut hier Einzug halten.

 

Eine Besonderheit gilt dem Bildhauer Rudolf Belling. Zwei seiner abstrakten Skulpturen waren den Nazis besonders verhaßt, sie waren Teil der Ausstellung 'Entartete Kunst' – wobei man sich heute fast wundert, daß die Verfolger den Begriff KUNST überhaupt bestehen ließen - , eine dritte Skulptur von Belling allerdings 'überlebte' den Anschlag, Nicht nur das. Bellings gegenständliche Darstellung des Boxers Max Schmeling wurde im HAUS DER DEUTSCHEN KUNST sogar ausgestellt! Die Bronze in der Höhe von 54,5 Zentimeter ist 1929 geschaffen und zeigt Schmeling in typischer Boxerpose, allerdings nur bis kurz unter die Knie, was der Statue etwas Dynamisches gibt, weil der Oberkörper mit der Angriffspose so gelängt erscheint. Da wußte die Linke nicht, was die Rechte tut. Aber uns freut das natürlich.

 

Neben den gewichtigen Inhalten hat der Schweizer Konzeptkünstler Christian Philipp Müller der Ausstellung und dem Haus eine Dramaturgie verpaßt. Das fängt am Äußeren des Gebäudes an, wo durch Tarnnetze die Kriegssituation der Verhängung des Hauses als Schutz vor Bomben nachgestellt wird, allerdings bunt konterkariert, geht im Inneren weiter, erstreckt sich aber auch auf die Ausstellungsinhalte, hier vor allem die Modelle der Architektur des Hauses durch Paul Ludwig Trost. Diese Modelle des noch lange ungebauten Hauses hatten nämlich in der Nazigeschichte einen besonderen Stellenwert erhalten. Aber natürlich auch danach. So wurde Adolf Hitler zu seinem Geburtstag am 20. April 1939 von Hermann Göring ein goldenes Modell des HAUSES DER DEUTSCHEN KUNST geschenkt. Überhaupt schrieb dieses Modell Geschichte und wurde ebenfalls 1933 zum TAG DER DEUTSCHEN KUNST – als an die Verwirklichung noch nicht zu denken war – auf dem Festzug GLANZZEITEN DEUTSCHER GESCHICHTE durch viele viele Männer auf der Ludwigstraße wie in einer Prozession getragen.

 

Überhaupt war das Modell fast mehr wert als die spätere Verwirklichung, galt es doch als Symbol für das Deutsche an der Deutschen Kunst und wurde mehrfach erneuert und jedes Jahr zum Tag der Deutschen Kunst neu gefertigt. Das von Christian Philipp Müller hergestellte Schokoladenmodell, das in unseren Tagen die Modelle erweitert, soll die Anspielung auf den „schönen Schein des Dritten Reiches“ sein.

 

Foto: das Modell des Hauses der Kunst aus Schokolade

 

Bis 13. 1. 2013

 

Bis 8.7. Werke aus der Sammlung Goetz

 

Bis 16.9. BILD-GEGEN-BILD

 

www.hausderkunst.de

www.gdk-research.de

 

Katalog zum Haus der Kunst:

 

Dieser wird erst Anfang des Jahres 2013 erscheinen, denn es werden die Ergebnisse des begleitenden Symposiums vom 9./10. Juni 2012 miteingearbeitet.

 

Info:

 

Mit freundlicher Unterstützung des MARITIM Hotels München, das dicht am Hauptbahnhof gelegen ebenfalls als idealer Ausgangspunkt für die Museumsbesuche dient. Das Museumsangebot mit Sonderausstellungen in München ist zu jeder Zeit umfangreich, so daß der Besuch der Museen oft unterbleibt, was man nur ändern kann, indem man mehrmals hinfährt. Dazu ist es günstig, die Pauschalangebote anzuschauen, von denen wir beim Stadtbesuch diesmal die Kombination mit dem Biergarten nutzten.

 

Übernachtung: Das Maritim-Hotel in der Goethestraße liegt in einem ruhigen Innenhof in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, zum Stachus und zur Theresienwiese. Das Arrangement „200 Jahre Biergarten“ beinhaltet zwei Übernachtungen inklusive Biergartenpass ab 189 Euro pro Doppelzimmer (nicht buchbar während des Oktoberfestes).

 

 

www.muenchen.de

www.maritim.de.