Serie: Große Sonderausstellung JORDAENS UND DIE ANTIKE/ JORDAENS UND DIE MODERNE im Fridericianum Kassel, Teil 2/2
Felicitas Schubert
Kassel (Weltexpresso) – Die Ausstellung blickt also einerseits zurück in die Antike, als Vorbild für die Kunst der Nachwelt - und sie blickt nach vorne in unsere Gegenwart. Der Künstler steht in der Mitten, könnte man sagen. Das ist eine interessante Konstellation, weil man sich erst mit Jordaens beschäftigen muß, um zu erkennen, was er heutigen Künstlern gilt.
Jordaens und die Moderne
Welche Wirkung hat Jacques Jordaens noch heute? Bis in die Gegenwart zeigen sich deutsche Künstler beeindruckt und beeinflusst durch die Arbeiten des flämischen Meisters. „Jordaens und die Moderne” verfolgt diese Aktualität und präsentiert in unmittelbarer Nähe zu Jordaens Werken die Arbeiten von drei ausgewählten zeitgenössischen Künstlern – Johannes Grützke, Hubertus Giebe und Rainer G. Mordmüller –, die sich dezidiert mit Jordaens auseinandersetzen. Dessen Themen und Motive, aber auch Stil und Kompositionsweisen scheinen hier neu auf, inspirieren, werden variiert, transponiert, übersetzt und fortgesetzt.
Johannes Grützke (geb. 1937), Mitbegründer der Berliner ‚Schule der neuen Prächtigkeit’, versammelt wie Jordaens eine Fülle von Figuren auf engem Raum, die bisweilen regelrecht aus dem Bild heraus zu stürzen scheinen. Üppige, barocke Sinnlichkeit kombiniert er mit Überspitzung und ironischer Brechung und schafft großformatige Werke, die wie Paraphrasen auf Jordaens’ Kompositionen wirken; Grützke selbst bezeichnet den flämischen Meister als seinen malerischen Ahnen.
Der in Dresden lebende Hubertus Giebe (geb. 1953), der hier auch Malerei und Grafik studierte und lehrte, knüpft in seinem eigenen Werk an bildnerische Traditionen von Renaissance und Barock an. Seine auf engen Raumstreifen wie bei Jordaens blockhaft verdichteten Figurengruppen ergeben spannungsreiche Kompositionen, übernehmen einen expressiven Stil und schildern zugleich ernste, mythenhaft wirkende Szenen, die auch zu Jordaens’ Oeuvre zählen.
Rainer G. Mordmüller (geb. 1941) lehrte an der Universität Osnabrück und lebt heute in Bremen und Paris. Seit den 1990er Jahren greift er in großformatigen malerischen Zyklen bevorzugt auf die Kunst des flämischen Barock zurück. Nicht nur zeigt er sich in Skizzen fasziniert von der Dynamik und Lebendigkeit der Jordaens-Bilder, sondern kehrt vor allem immer wieder zurück zu Variationen des Themas der Tischgesellschaft, das in Sujets wie „Der König trinkt!” zu Jordaens’ häufigsten
Kompositionen zählt.
Justus Lange: „Unsere Begleitausstellung ‚Jordaens und die Moderne’ eröffnet neue Perspektiven auf Werk und Wirkmacht dieses Alten Meisters. Jordaens’ Arbeiten verdienen nicht nur eine historische Würdigung, sondern bieten bis heute das Potenzial ästhetischer Neuerung.“
bis 16. Juni 2013
Kataloge zur Ausstellung:
Jordaens und die Antike, Hirmer Verlag
Jordaens und die Moderne, Merlin-Verlag
Foto:
Johannes Grützke, Ein Einsiedler, Öl auf Leinwand, 175 x 205 cm, 1979, Privatbesitz, © VG Bild-Kunst, Bonn
www.museum-kassel.de