Hanswerner Kruse
Fulda (weltexpresso) - „Heilige in Bewegung“ heißt ein Zyklus mit leicht abstrahierten Porträts und einem großen Heiligenbild im Fuldaer Kunstverein. Diese Ölmalerei Peter B. van Houtens in der gemeinsamen Ausstellung zehn Kunstschaffender aus Dokkum bringt das Thema auf den Punkt: Das Verbindende zwischen der Partnerstädten Dokkum und Fulda ist der reisende Missionar Bonifatius, der im 8. Jahrhundert die Friesen bekehrte, in Dokkum ermordet und in Fulda begraben wurde. Die Vorsitzende des Vereins, Anna Härtel-Geise, meinte Bonifatius in einem Porträt wiederzuerkennen.
Neben diesen Ölbildern gehören die Arbeiten von Lidwien Sloot und Max de Winter zu den stärksten, oder sagen wir: dominierenden Kunstwerken in der Ausstellung. Beide waren bei der Vernissage anwesend und erläuterten ihre Objekte: Sloot präsentiert fast lebensgroße Figuren aus getrocknetem Pappmaché. Die teils frechen, teils melancholisch wirkenden Skulpturen fügen sich großartig in die eindrucksvolle Atmosphäre der geschichtsträchtigen Räume. Zunächst erscheinen sie fast erschreckend lebendig - und sind dann doch wieder eindeutig als Artefakte zu erkennen: Die Kunst zu Besuch.
De Winters Acrylmalereien auf Leinwand sind eigentlich abstrakte Bilder, in denen man jedoch figurative Elemente zu erkennen glaubt. „Ich male einfach drauflos“, erzählt er, „dann reagiere ich auf das, was entsteht.“ Der Künstler malt dann weiter oder übermalt „Stellen“, kratzt oder schneidet in die Farbe, verreibt oder zerdrückt sie. So entstehen große vollendete Kompositionen mit im Detail vielschichten, geheimnisvollen Strukturen. Die Interpretation der Arbeiten bleibt den Besuchern überlassen, auch wenn Titel - wie „On The Road Again“ - vage Spuren legen.
Sloot und de Winter waren die einzigen Dokkumer Kunstschaffenden, die zur Vernissage kamen, weitere Niederländer werden aber im Laufe der Ausstellung vorbeischauen. Sie sind keine Gruppe, sondern ihre Arbeiten sind von Nienke Nieuwhuis zusammen gestellt. Ihre Werke treffen hier in Fulda zum ersten Mal aufeinander. „Ich wollte bewusst die Vielfalt der künstlerischen Möglichkeiten zeigen. Dafür habe ich die Crème de la Crème unserer Gegend ausgesucht.“ Und tatsächlich, die Schau hat beträchtliches Niveau und ist eine der bisher anspruchsvollsten Ausstellungen in den neuen Räumen des Kunstvereins.
„Von den ersten Blicken her ist das sehr beeindruckend“, meinte ebenfalls Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und stieß mit weiteren Prominenten aus den Niederlanden und Fulda an. Er freute sich, „dass auch die kleineren Formate die 1275-Jahrfeier beleben und die Freundschaft zwischen den beiden Städten nicht nur von Amtspersonen getragen wird.“ Die Stadt Fulda und der Dokkumer Freundschaftsverein haben die Ausstellung großzügig unterstützt. Im Sonnenschein und mit dem Dom im Hintergrund konnte die schöne Eröffnung im Freien stattfinden. „Blue's the colour of the sky / In the mornin' when we rise“, sang Kalle Ziegler und spielte mit seinem musikalischen Begleiter weitere sommerliche Songs auf der Gitarre.
Erwähnt werden sollen hier noch Jaap Knips „Plastiksuppen“, skurrile Objekte aus Strandgut, oder Laura Zwanefelds kleine Landschaftsfotos, die sie mit weiteren künstlerischen Techniken kombiniert. Beide nehmen auf sehr unterschiedliche Weise ihre friesische Heimat auf. Auch Wietske Hellingas Keramikobjekte scheinen irgendwie vom rauen Wattenmeer inspiriert. Pyr Bosma mit seinen Skulpturen aus alter schwarzer Eiche („Mooreik“) ist ebenfalls vom Material her tief in der Region verwurzelt. Sehr eindrucksvoll sind die Figuren Thea Hoeks aus steinernen und metallischen Fundstücken ihrer Gegend. Fast alle Arbeiten sind also von der rauen nordostfriesischen Landschaft und der Mentalität der dort Lebenden beeinflusst. Die können Künstler des Fuldaer Kunstvereins erleben, wenn sie im nächsten Jahr zum Ausstellungstausch nach Dokkum reisen.
Fotos:
(c) Hanswerner Kruse
- Max de Winter vor einer Arbeit (Nahaufnahme)
- Die Figuren von Lidwien Sloot (Sloot im Hintergrund)
Info:
Ausstellung dokkum / fulda fulda/dokkum
noch bis zum 18. August im Kunstverein Fulda, Habsburgergasse 2
Öffnungszeiten Do. bis So. 15 - 18 Uhr
- Max und Louise de Winter vor einer Arbeit
(c) Hanswerner Kruse
- Max de Winter vor einer Arbeit (Nahaufnahme)
- Die Figuren von Lidwien Sloot (Sloot im Hintergrund)
Info:
Ausstellung dokkum / fulda fulda/dokkum
noch bis zum 18. August im Kunstverein Fulda, Habsburgergasse 2
Öffnungszeiten Do. bis So. 15 - 18 Uhr
- Max und Louise de Winter vor einer Arbeit