wpo schmandt 1170Ausstellung zum 100. Geburtstag Hans Schmandts

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - In ihrer Salonausstellung präsentiert die Kunststation Kleinsassen posthum Ölmalereien auf Hartfaser und Zeichnungen mit Graphit des Künstlers Hans Schmandt (1920 -1993). Zum 100. Geburtstag entführen die verkäuflichen Werke ihre Betrachter in die Landschaften und Orte der Rhön, wie es sie heute kaum noch gibt. Doch die Arbeiten sind weit entfernt von nostalgischem Kitsch oder realistischen Abbildungen.



Eingeschneite Gehöfte, schneebedeckte Bäume und Hügel, heruntergekommene Scheunen, verrottende Baumwurzeln. Nebel oder schwere dunkle Wolken ziehen auf, die Wege sind matschig und immer wieder so viel Schnee. Oft spürt man in Schmands Gemälden unmittelbar die kaum gebändigte Kraft der Natur.

Viele Leute aus der Region besuchten bereits vor der Vernissage die Kunststation und waren begeistert. „Endlich wieder echte Kunst“, meinte jemand. Doch Kuratorin Dr. Elisabeth Heil machte in ihrer Laudatio deutlich, die Kunststation widme sich zwar der zeitgenössischen Kunst, bewege sich aber durchaus in der Tradition des Malerdorfes. Mit der im Salon gezeigten „Milseburg“, die Schmandt 1990 malte, beschäftige sich auch der gleichzeitig ausstellende moderne Künstler Joachim Schüler.

Was soll heutzutage, angesichts massenhafter digitaler Fotografie, noch das Abmalen oder Abzeichnen von Landschaften? Heil verwies auf die Kunstgeschichte, in der ideale, geträumte oder ersehnte Landschaften erfunden wurden. Schmandt habe jedoch Landschafts-Porträts geschaffen, in denen er darstellte, was er sah und fühlte, und so die Atmosphären des von ihm Erlebten festhielt. „Man schreitet mit ihm durch die Natur, es gibt keine Begrenzungen, man ist mit ihm mittendrin und hat einen unmittelbaren Zugang“, so die Kuratorin. Die Bilder sind nicht feinsäuberlich komponiert, die Ausschnitte wirken abrupt, das fokussiert die Aufmerksamkeit. Durch das Mischen der wenigen benutzten Farben schuf der Künstler zarte Nuancen und weiche Übergänge, seine Gemälde wirken überhaupt nicht buntig wie unbeholfene Hobbymalereien.

Auch Schmandts Zeichnungen haben einen meisterhaften Strich, denn er studierte in den 1930er-Jahren Kunst am Frankfurter Städel. Gerne arbeitete er in der Zeit schon künstlerisch in der Rhön. Nach dem Krieg versuchte er sich als Grafiker, später mit Holzschnitten. Doch da ihm die umgebenden Landschaften für seine Drucke zu flach waren, besann er sich auf die Rhön, in der er im Sommer oder Winter malte und zeichnete.

Bereits 1988, einige Jahre bevor er starb, stellte er seine Arbeiten in der Kunststation aus. Seine Frau wollte nach seinem Ableben keine Werke verkaufen, deshalb konnte Schmands Neffe Paul erst nach ihrem Tod über den Nachlass verfügen. „Diese Bilder aus der Vergangenheit sind es Wert gesehen zu werden“, meinte er in der Vernissage „es wäre schade, sie zu vergessen.“

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Foto:
Hanswerner Kruse, Die Leiterin der Kunststation Monika Ebertowski eröffnet die Salonausstellung (unten)

Info:
Hans Schmandt „Mein Rhönskizzenbuch“ mit 74 Zeichnungen, 1992 von ihm selbst herausgegeben, kostet 15 Euro. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Februar donnerstags bis sonntags von 13 - 17 Uhr geöffnet.