Erste Ausstellung der palästinensischen Künstlerin in der Schweiz ab 7. September

 

Anna von Stillmark

 

Zürich (Weltexpresso) - Die Sonderausstellung Mona Hatoum des Kunstmuseums St.Gallen (7. 9. 2013-12. 1. 2014) ist die erste Einzelpräsentation der Künstlerin in einem Schweizer Museum. Die als Tochter palästinensischer Eltern in Beirut geborene Künstlerin stellt in dieser umfassenden Schau ihre Schlüsselwerke neuen, eigens für die Ausstellung realisierten Arbeiten gegenüber.

 

Der eigene Körper als Projektionsfläche für soziale wie politische Themen bildete den Ausgangspunkt für das frühe künstlerische Schaffen von Mona Hatoum. In den 1980er-Jahren übersetzte sie die eigene Erfahrung des Exils und des Fremdseins in radikale Performances. Seit den 1990er-Jahren realisiert sie Skulpturen und Installationen, in denen der abwesende Körper als Metapher für Bedrohung und Verletzlichkeit steht. Klare minimale Formen kontrastieren mit fragilen Materialien, Objekte des Alltags täuschen Behaglichkeit vor, enthüllen aber latent Gefahr. Die von der Künstlerin provozierte Ambivalenz verweist auf Orientierungsverlust an Vertrautem und Fassbarem. In ihren Skulpturen erweitert sie die formalen Möglichkeiten der Minimal Art um die entscheidende Dimension des Politischen und Existentiellen.

 

Die St.Galler Präsentation umfasst neben raumgreifenden Installationen und Skulpturen auch frühe Videoarbeiten sowie Dokumentationen ihrer damaligen Performances. Tausende von glänzenden, transparenten Glasmurmeln, in unterschiedlichen Grössen auf einer quadratischen Fläche am Boden arrangiert, lassen in Turbulence (2012) ein Muster entstehen, dessen Oberfläche an Wolkenformationen oder Gewässer erinnert.

 

Demgegenüber stellt die aus Stahl gearbeitete Skulptur Paravent (2008) eine exakte Vergrößerung einer dreiteiligen viktorianischen Küchenreibe dar. Der überdimensionierte Haushaltsgegenstand, der nunmehr als Raumteiler fungiert, wird zur Abschrankung, die den Besucher isoliert und bedrohlich den Durchgang verhindert. Aus feinem Stacheldraht gefertigt, lässt die von der Decke hängende Installation Impenetrable (2010) einen dichten, undurchdringlichen Kubus entstehen, der in der Luft zu schweben scheint. Filigran in der Ausführung evoziert das Werk dennoch starke Assoziationen wie Bedrohung oder Gefangenschaft.

 

Mona Hatoum lebt heute in London und Berlin. Sie gilt weithin als eine der herausragenden Künstlerinnen unserer Zeit. 2004 wurde sie mit dem renommierten Roswitha Haftmann-Preis ausgezeichnet, 2011 erhielt sie den Joan-Miró-Preis. Die Präsentation im Kunstmuseum St. Gallen ist ihre erste Einzelausstellung in einem Schweizer Museum, die Konrad Bitterli und Nadia Veronese kuratieren. Demnächst mehr.

 

Info:

7. September 2013–12. Januar 2014

 

www.kunstmuseumsg.ch