Verleihung am 14. Oktober im Museum Folkwang Essen
Hubertus von Bramnitz
Essen (Weltexpresso) – Da ist man erst einmal versucht, den alten Spruch von „Wo Autos sind, fahr'n Autos hin“ erneut anzuwenden, der ja davon spricht, daß, wo viel ist, noch mehr dazukommt. Der Kunstmäzen, aber eben auch der Unternehmer Würth , als Steuersünder seit 2008 Vorbestrafter und aus Steuergründen bei Salzburg zu Hause, ist eine schillernde Figur, die nun den mit mit 25.000 Euro dotieren Internationalen Folkwang-Preis erhält.
Sicher, das Geld wird er hoffentlich stiften, denn der angeblich mit 5,3 Milliarden US-Dollar achtreichste Mensch der Bundesrepublik und weltweit auf Platz 132, ist auf so etwas nicht angewiesen. Auf die Ehrung schon. Er wird „ für sein lebenslanges leidenschaftliches Engagement für Kunst und kulturelle Bildung ausgezeichnet“ und erhält in Essen den mit 25.000 Euro dotieren Internationalen Folkwang-Preis. Mit dem Folkwang-Preis zeichnet der Folkwang-Museumsverein e.V. seit 2010 Personen und Institutionen aus, die sich im Sinne des Museumsgründers Karl Ernst Osthaus (1874 – 1921) in besonderer Weise für die Förderung und Vermittlung von Kunst an eine breite Öffentlichkeit verdient gemacht haben.
Die Verleihung findet am 14. Oktober 2013 in festlichem Rahmen im Museum Folkwang, Essen statt. Laudator wird Martin Roth sein, heute Direktor Victoria & Albert Museum, zuvor zehn Jahre lang (2001-2011) oberster Museumsmann in Dresden, nachdem der 1955 in Stuttgart Geborene mit 36 Jahren 1991 Direktor des Deutschen Hygiene-Museums geworden war. Sein Werdegang entsprach dem „Fürsorgegedanken“, umgangssprachlich schwäbische Connection genannt, mit denen Baden-Württemberg für das neue Bundesland Sachsen eintrat, was sich nicht nur in Fragen der Besetzung von höheren Stellen, einschließlich von Ministern, sondern auch im Aufkauf der Sachsen LB, der Landesbank Sachsen, 2008 niederschlug, die heute eine Tochtergesellschaft der Landesband Baden-Württemberg ist.
In der Einladung zur Feier heißt es: „Reinhold Würth wird von der Jury für sein lebenslanges leidenschaftliches Engagement für Kunst und kulturelle Bildung ausgezeichnet. Als Sammler und Kunstfreund wird er von der Überzeugung geleitet, die Arbeitswelt seiner fast 64.000 Mitarbeiter durch Kunst zu motivieren. Dies beweisen nicht nur seine beeindruckende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst und deren Präsentation in Deutschland und anderen europäischen Ländern, sondern auch zahlreiche Initiativen und Projekte, die ganz im Namen der Kunst stehen. In seinem Unternehmen gibt es zahlreiche Kunstdependancen, die in direktem Zusammenhang mit Verwaltungsgebäuden gebaut worden sind.“
Es geht weiter: „Durch die Gründung der Stiftung Würth Künzelsau (seit 1987) ist der Preisträger zudem auf vielfältige Weise mäzenatisch und fördernd tätig. Die Geschichte des Unternehmens Würth ist untrennbar mit dem Namen Reinhold Würth verbunden, unter dessen Führung es zum Weltmarktführer im Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial wurde.“ Wenn etwas untrennbar verbunden ist, bezieht sich das eben auch auf die Einheit von Leben und Wirken. Man kann den Mäzen Würth nicht unabhängig vom Unternehmer Würth, einschließlich seines Lebensstiles sehen. Darum fragt man sich schon, ob in der Mäzenaten- und Museumslandschaft keiner ein größeres Anrecht auf diesen Preis hätte, bzw. ob es nicht verdiente Kunstvermittler gibt, die einen solchen Preis sehr viel dringender benötigten.
Der mit 25.000 Euro dotierte Internationale Folkwang-Preis wird alle zwei bis drei Jahre verliehen. Der vom Folkwang-Museumsverein gestiftete Preis wurde erstmals im Rahmen des festlichen Jahresempfangs des Folkwang-Museumsvereins im Herbst 2010 an Neil MacGregor, Direktor des British Museum in London, vergeben. Dieser englische Kunsthistoriker ist für jeden Museumspreis in Deutschland gut, denn er hat, wie kaum ein anderer, zwei wichtige Wichtige Dinge getan.
Er hat, als die Altdeutsche Kunst in den deutschen Universitäten, bzw. deren Kunstabteilungen, infolge der Nachwirkungen der Nazizeit, noch wenig beliebt war, als Germanophiler, wie er sich selbst bezeichnete, die Kunst der Altdeutschen hochgehalten und auch in der Londoner National Gallery, deren Direktor er von 1981 bis 2002 war, gesammelt, die eine der schönsten Sammlungen von Altdeutschen überhaupt besitzt. Das ist das eine. Das Zweite ist seine Kooperation mit der BBC und Radiostationen, wo er Kunst für Herrn und Frau Jedermann vermitteln konnte und zwar so, daß der Kunst kein Abbruch geschah und sich die Leute nicht langweilten.
www.museum-folkwang.de