Finissage der Ausstellung ‚Juden. Geld. Eine Vorstellung‘ in der Oper Frankfurt

 

Gerhard Wiedemann

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wer die Ausstellung „Juden. Geld. Eine Vorstellung“ im Jüdischen Museum noch nicht gesehen hat, sollte dies umgehend tun, denn sie endet am kommenden Sonntag, 6. Oktober um 18 Uhr. Aus diesem Anlass lädt das Jüdische Museum zur Finissage unter dem Titel „Von der Vorstellung ins Theater“ mit Oliver Reese, Zeno Ackermann, Anat Feinberg und Bernhard Greiner ein. Die Finissage beginnt um 18 Uhr im Chagallsaal der Oper Frankfurt.

 

Zum Auftakt des Abends wird der von Fritz Kortner interpretierte Shylock-Monolog aus Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ gezeigt. Der Ausschnitt ist Teil der 1966 unter der Regie von Hans-Jürgen Syberberg entstandenen Dokumentation „Fritz Kortner spricht Monologe für eine Schallplatte“.

 

Im Anschluss diskutieren die Literaturwissenschaftler Zeno Ackermann (Frankfurt am Main), Anat Feinberg (Heidelberg), Bernhard Greiner (Tübingen) und Schauspielintendant Oliver Reese am Beispiel von Shylock und Nathan der Weise aus Lessings gleichnamigem Drama über weltberühmte jüdische Bühnenfiguren, die eines verbindet: Beide sind reich und prägen die Vorstellungen über die Juden bis heute. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt.

 

Die Ausstellung ist nicht nur didaktisch spannend gemacht, sondern hat den Ansatz in dem, was in den Köpfen der Leute vorgeht und untersucht, weshalb diese Bilder in die Köpfe kommen. Der Titel „Vorstellung“ ist deshalb genau der richtige, weil leider überhaupt nicht wichtig ist, wie es historisch wirklich war, sondern das überlebt, was als Vorstellung sich einst festgesetzt hatte, bzw. aus ganz unterschiedlichen Gründen tradiert wurde. Und der halsabschneidende Wucherer war so eine Zerrfigur, die jederzeit aus der Mottenkiste geholt werden konnte und dann als Reizfigur von neuem dienen konnte.

 

Daß alle gutgemeinten Erklärungen, die wir in Kindertagen lernten, der Reichtum der Juden – sowieso immer nur der einzelner Juden, von den armen Juden sprach man nicht – käme daher, daß den Christen der Zins durch ihre Religion verboten sei, den Juden aber nicht, weshalb sie Zinsen nehmen konnten und diese dann, weil keine Konkurrenz, immer mehr erhöhten, ist in dieser Form Mumpitz. Die ganze Schau hat keinen belehrenden Charakter, sondern verblüfft durch Gegenstände und Aussagen und erläßt dem Museumsbesucher die Wertung.

 

INFO:

 

Aus Anlaß des letzten Ausstellungstages ist das Jüdische Museum am kommenden Sonntag, 6. Oktober, bis 18 Uhr geöffnet. Die letzte kostenlose öffentliche Sonntagsführung durch die Ausstellung beginnt um 14 Uhr.