Drei Mal Werner Berg Museum Bleiberg, Teil 1/2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Wahrscheinlich haben Sie noch nie von Werner Berg gehört, dem ein eigenes Museum zugeeignet ist. Da ist es ganz gut, gleich dreimal auf ihn zu sprechen zu kommen. Aber ehe man etwas über den am 11. April 1904 in Elberfeld, heute Teil Wuppertals, Geborenen und am 7. September 1981 in Kärnten Gestorbenen, wo er seit 1931 lebte, erzählt, ist es viel sinnvoller, aus Briefen von zwei Bekannten zu zitieren, die auch Ihnen bekannt sind: Eric Kuby und Wieland Schmied.
Vielleicht aber stimmt das gar nicht, vielleicht sind Kuby und Schmied nur Älteren bekannt. Wieland Schmied ist übrigens in Frankfurt am Main 1929 geboren, aber der Vater, ein Österreicher geht nach dem Krieg nach Wien, weshalb Schmied, österreichischer Kunsthistoriker wird, überhaupt ein Kulturmensch, der um die Jahrtausendwende 9 Jahre Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste war. Er schreibt an Berg: „...Mit den Jahren ist mir der Rutarhof so etwas wie ein Modell geworden – das Gegenbild unseres atemlosen Lebens, das kein rechtes Dasein zu nennen ist. Es wird mit der Unrast und Geschäftigkeit des Kunstbetriebs – unsere Form des Lebens mit der Kunst – gewesen sein, die Sie vor 45 Jahren den Entschluß fassen ließen, sic aus der Flüchtigkeit der Städte und ihrem erbarmungslosen Wettkampf zurückzuziehen in die Einschicht eines abgelegenen Bauernhofes, den Sie zusammen mit einem Freund erwarben und bewirtschafteten...“ Und solche Analyse über unser Leben vor Corona, schrieb Schmied schon 1974, was auch erklärt, daß der Brief viele Seiten lang ist. Wenn man diese Briefe liest, wird einem klar, welcher Kulturverlust die modernen digitalen Kommunikationssysteme mit sich bringen.
Erich Kuby (1910-2005), einer der wichtigen politischen Publizisten Westdeutschlands, den Heinrich Böll als „Nestbeschmutzer von Rang“ lobte, schreibt am 28.November 1969 klein und interpunktionsfrei: „...ich weiß, daß sie allergisch reagieren können wenn man die thematik ihrer bilder, sehr vieler davon gleichsam verselbständigt, abgetrennt vom kunstwerk und für sich wertet. die empfindlichkeit kommt daher, daß es idioten gibt, die nicht richtig hinschauen und ihnen ein folkloristisches moment nachsagen. Da könnte man nun ja auch von van gogh sagen, mit den provencebildern – und der vergleich ist nicht einmal so übel, denn, in der tat, abgesehen davon, daß dessen bilder kunst sind, waren sie die erste große information über die provence, und haben ein geistiges bild dieser landschaft geprägt, nach dem wir uns, ob wirs wissen oder nicht, orientieren...“
Da ist also ein Künstler schon 1931 ‚ausgestiegen‘ und hat in ländlicher Einöde sein sehr umfangreiches Werk geschaffen, dem man, den Gemälden, erst recht den Holzschnitten, seine Herkunft aus dem Expressionismus ansieht. Wenn das Museum seines Namens im zweisprachigen Bleiburg der Kärntner Slowenen an der Kärntner Grenze zu Slowenien, damals zu Jugoslawien, 2008 mit dem Titel 40 Jahre eröffnet, verweist das erneut auf 1968. Was ihn bewegt hat, schildert er in seiner Rede zur Eröffnung des Museums, und man muß konstatieren, daß wir es eben auch mit einem malenden Philosophen zu tun haben. Wenn man dann auch seine Briefe liest, fragt man sich, ob er als Interpret seiner Zeit in sprachlicher nicht noch wichtiger wäre, denn in malender Form ist (wobei mir die meisten seiner Bilder sehr gut gefallen)!? Auf jeden Fall steht einem der Mund offen, wenn er sich – es ist ja die Wiedergabe seiner Rede – ausläßt über den Grenznutzen, einen Begriff der Volkswirtschaft wie der Erkenntnistheorie. Auch in seinen Ausführungen zur Ganzheitslehre, die ja Teile voraussetzt, sind seine Ausführungen zum Eigenleben der Teile, die Lehre von der vita propia, auch für heute brennend interessant.
„Als die Moderne noch modern war, das fiel das Wort von den Museen als den Friedhöfen der Kunst. Der es aussprach, Marinetti, wurde später zwar selbst ein ordensgeschmückter Ehrensenator des Faschismus, aber das ist so der Lauf der Welt...“
Nein, wir können nicht weiter aus den vielen Schriften zitieren, wir müssen jetzt zum bildenden Künstler Werner Berg kommen!
Fortsetzung folgt
Fotos:
Cover
Info:
Werner Berg, Werner Berg Galerie der Stadt Bleiburg, Bleiburg: Stiftung Werner Berg 1997
ISBN3 9500664 1 1
Von der Galerie zum Museum. 40 Jahre Werner Berg in Bleiburg, Katalogbuch zur Jubiläumsausstellung 30. März bis 1. Juni 2008, hrsg. von Harald Scheicher
ISBN 978 3 901758 18 8
Explosion der Farbe. Aquarelle der Sammlung Leopold, Werner Berg Museum Bleiburg 1.5. bis 30.10.2011, hrsg. von Franz Smola für das Werner Berg Museum 2011
ISBN 978 3 7086 0612 5