Eine Ausstellung des WELTMUSEUM WIENS zum Anlaß des Ersten Weltkriegs

 

Anna von Stillmark

 

Wien (Weltexpresso) - Ob die neuen Bücher zum ersten Weltkrieg, die wirklich Neues versprechen oder die Filme, die uns historisch um hundert Jahre zurückversetzen, auf jeden Fall jährt sich am 28. Juni 2014 das Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo, das in der Folge zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte, zum 100. Mal.

 

 

Wenn schon in ganz Europa dieser Erste Weltkrieg in neuem Licht durchforscht wird und es sicher viele Ausstellungen geben wird, hat Wien, die Kapitale des Österreichischen Kaiserreiches sich etwas ganz Spezielles vorgenommen. Während man sich also vielerorts auf seinen Tod und die fatalen Konsequenzen konzentrieren wird, verlagert das Weltmuseum Wien in seiner Ausstellung den Fokus allein auf den ermordeten Ferdinand, dabei aber auf einen wichtigen und nicht so bekannten Lebensabschnitt des Thronfolgers – seine 10- monatige Weltreise 1892/93– und gibt damit neue, weil unbekannte Einblicke in die Welt eines facettenreichen und polarisierenden Menschen.

 

Die Ausstellung versteht sich als visualisiertes Tagebuch Franz Ferdinands. Die Texte in der Ausstellung erfolgen ausschließlich durch Zitate aus den Tagebüchern, illustriert von Dingen aus seinem Nachlass, seien es Ethnographica, Photographien, Archivmaterialen oder zeitgenössische Zeitungsberichte. Auf diese Weise entsteht ein völlig neues Mosaik eines in sich widersprüchlichen Menschen.

 

Der Titel der Ausstellung kündigt schon das inhaltliche Programm an: „Franz is here!“ titelte eine amerikanische Tageszeitung anlässlich des Besuchs von Franz Ferdinand

im Rahmen seiner Weltreise 1892/93. Jetzt, 100 Jahre nach seinem Tod, wird Franz Ferdinand dem Weltmuseum Wien einen Besuch abstatten. Wer war Franz Ferdinand von Österreich-Este wirklich? Seine Weltreise, die ihn von Pola über Suez, Aden, Sri Lanka, Indien, Nepal, Südostasien, Ozeanien, Australien, China und Japan bis in die Vereinigten Staaten führte, ist auch eine Reise ins Innere seiner Persönlichkeit.

 

Der Thronfolger kehrte mit einer beeindruckend großen Jagdbeute und über 14.000 von ihm erworbenen Objekten zurück, von denen noch immer beinahe 10.000 im Weltmuseum Wien verwahrt werden. Unmittelbar nach seiner Rückkehr stellte Franz Ferdinand seine Weltreisesammlung in einem eigenen Museum aus. Getrieben vom Wunsch, seine monarchischen Qualitäten herauszustreichen und sich als „Erzieher des Volkes“ darzustellen, wollte er seinen künftigen Untertanen die Vielfalt der Dinge des Lebens vor

Augen führen.

 

Unmittelbar nach seiner Rückkehr erschien auch sein zweibändiges Tagebuch dieser Weltreise. In einem über weite Strecken sehr persönlichen Duktus erzählt er über seine Eindrücke und Erlebnisse, über Bekanntschaften mit Fürsten, Kaisern und Maharadschas, er beschreibt Landschaften und Menschen, dies sehr oft geprägt vom Denken seiner Zeit. Letztendlich aber werfen diese Ausführungen ein Schlaglicht auf seinen vielschichtigen Charakter.

 

Foto: Abbildung Ankunft Franz-Ferdinands von Österreich-Este

in Tokyo August 1893, Japan, Meiji-Periode, © KHM mit MVK und ÖTM

 

www.weltmuseumwien.at

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