Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn
Felicitas Schubert
Bonn (Weltexpresso) – Als nun schon vor vielen Jahren die Bundeskunsthalle, wie wir alle sagen, auf der Museumsmeile in Bonn errichtet wurde, sollte sie der kulturellen Zersplitterung in die Bundesländer – seit jeher ein Markenzeichen deutscher Kulturpraxis – einen einheitlichen Auftritt der Bundesrepublik gegenüberstellen.
ie Bundesrepublik Deutschland, fest verankert in westlichen Bündnissen, wollte zudem anknüpfen an die Hauptstädte ihrer Partner, wo London, Paris, Madrid, Rom und erst recht die USA einschließlich von New York die kulturellen Zentren ihrer Länder sind. Es kam anders. Der sozusagen nationale Auftritt findet heute in Berlin mit seiner reichhaltigen Museumslandschaft statt. Wir sind darüber sehr froh, daß das am westlichen Rand gelegene Bonn nicht Hauptstadt eines Landes wurde, das man als wiedervereinigt bezeichnet, einem Vorgang, den wir eher als Anschluß wahrnahmen, und daß die neue Hauptstadt die alte ist, Berlin, heute am östlichen Rand Deutschlands gelegen. Gleichwohl war die Bundeskunsthalle gebaut und hatte mit einem interessanten Programm sehr viele Besucher angezogen.
Dabei ist der Bustourismus der entscheidende Faktor. Das gilt übrigens auch für die gehaltvollen Ausstellungen in Mannheim und anderen Städten, die vom Individualbesucher ihre Häuser nicht voll bekämen. Die Bundeskunsthalle hatte auch mit internen Skandalen zu tun, hat sich aber immer wieder aufgerappelt und mit einem anspruchsvollen und vielseitigen Programm darauf gesetzt, daß die Leute kommen. Die müssen natürlich davon wissen, weshalb wir verstärkt über dortige Vorhaben berichten wollen, denn leider ist in den letzten Jahren unsere Berichterstattung zurückgegangen, was sich ändern wird.
AUF DEN SPUREN DER IROKESEN
bis 6. Januar 2014 im Martin-Gropius Bau, Berlin
Mit einzigartigen Leihgaben aus den USA, Kanada, sowie zahlreichen Museen
Europas begibt sich die Ausstellung zum ersten Mal auf eine umfassende
Spurensuche durch die Jahrhunderte. Historische Gemälde und Zeichnungen,
ethnografische Objekte und Beispiele irokesischer Gegenwartskunst erzählen die
wechselvolle Geschichte der Stammesliga der Irokesen.
JOHN BOCK
Im Modder der Summenmutation
bis 12. Januar 2014
Mit der Ausstellung Im Modder der Summenmutation präsentiert die
Bundeskunsthalle eine Fusion der wichtigsten Stränge in John Bocks
Kunstschaffen und wagt dabei den Grenzgang zwischen Retrospektive und
neuer Produktion.
1914
Die Avantgarden im Kampf
bis 23. Februar 2014
Der Erste Weltkrieg gilt als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Die
Ausstellung präsentiert die künstlerischen Aktivitäten der prägenden Jahre von
1914 bis 1918 anhand von Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen von
Beckmann, Dix, Kandinsky, Kirchner, Klee, Lehmbruck, Macke, Malewitsch,
Marc, Picasso, Schiele und weiteren Künstlern.
MISSING SONS
Verlorene Söhne
bis 23. Februar 2014
ECHORAUM
»A Great Exhibition«
bis 23. Februar 2014
FLORENZ!
bis 9. März 2014
Florenz! zeichnet das Porträt der Stadt über eine Zeitspanne von fast 700 Jahren:
von der Wirtschaftsmacht des Mittelalters über die Wiege der Renaissance bis
zur Bedeutung als intellektuelles und kosmopolitisches Zentrum im 19.
Jahrhundert.
VILLA ROMANA 1905–2013
Das Künstlerhaus in Florenz
bis 9. März 2014
KASIMIR MALEWITSCH UND DIE RUSSISCHE AVANTGARDE
12.März – 22. Juni 2014
Kasimir Malewitsch (1878–1935) gehört zu den prägendsten
Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Der Künstler, Theoretiker und
Lehrer ist im Westen vor allem als Begründer des Suprematismus – der reinen
gegenstandslosen Kunst – bekannt. Doch sein künstlerisches Gesamtwerk
entwickelte sich im Spannungsfeld zwischen den beiden Polen Abstraktion und
Figuration, zwischen einer universalen Idee vom Menschsein und dem erklärten
Willen, mit künstlerischen Mitteln eine neue Welt zu gestalten.
Die Ausstellung präsentiert mit über 300 Werken aus den Bereichen Malerei,
Grafik und Skulptur alle Schaffensphasen Malewitschs und zeigt die große
Vielfalt seines OEuvres. Es reicht von den symbolistischen Anfängen über die
frühen abstrakten Bildfindungen bis zu den figürlichen Darstellungen der
späteren Jahre.
Obwohl Kasimir Malewitsch vor allem für die gegenstandslose Kunst des
Suprematismus steht, war er doch von verschiedenen Kunstbewegungen seiner
Zeit beeinflusst, darunter dem Impressionismus, Symbolismus, Fauvismus und
Kubismus. Seine Bildsprache entwickelte sich aber auch in einer lebendigen
Auseinandersetzung mit der altrussischen Ikonenmalerei und traditioneller
Volkskunst. Die Ausstellung konfrontiert zudem Malewitschs Arbeiten
punktuell mit Werken seiner Zeitgenossen, wie El Lissitzky, Michail Larionow,
Wladimir Tatlin, Ilja Tschaschnik, Gustav Kluzis, Michail Matjuschin und Olga
Rosanova u.a.
An der Ausstellung sind zahlreiche internationale Leihgeber beteiligt, darunter
das Staatliche Russische Museum in St. Petersburg, die Staatliche Tretjakow-
Galerie in Moskau, das Centre Pompidou in Paris, das Museum of Modern Art in
New York, das Moderna Museet in Stockholm, das State Museum of
Contemporary Art -Costakis Collection in Thessaloniki sowie das Stedelijk
Museum Amsterdam und die Chardschijew-Stiftung in Amsterdam. Erstmalig
werden umfangreiche Werkgruppen aus den Sammlungen von Nikolaj
Chardschijew und George Costakis in einer Ausstellung zusammengeführt.
Beide waren Pioniere im Sammeln von Kunst der russischen Avantgarde und
schufen bemerkenswerte Kollektionen zu einer Zeit, in der abstrakte Kunst in der
damaligen Sowjetunion verboten war.
Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Deutschland, Bonn, in Kooperation mit dem Stedelijk Museum Amsterdam und
der Tate Modern, London.
Kuratorin/Ausstellungsleiterin: Agnieszka Lulinska
ABENTEUER ORIENT
Max von Oppenheim und seine Entdeckung des Tell Halaf
30. April – 10. August 2014
1899 entdeckte der Kölner Bankierssohn, Diplomat und Forschungsreisende Max
Freiherr von Oppenheim (1860–1946) auf dem Tell Halaf einen aramäischen
Fürstensitz aus dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. Damit rückte er zum ersten
Mal das Habur-Gebiet an der heutigen syrisch-türkischen Grenze in den
Blickpunkt der archäologischen Forschung.
Der zentrale Bereich der Ausstellung lässt die lang vergangene Welt der Aramäer
wiederauferstehen und präsentiert herausragende archäologische Funde, die
bereits 2011 in Berlin gezeigt wurden. Monumentale steinerne Bildwerke, Reliefs
und Grabbeigaben belegen den Reichtum des Palastes vom Tell Halaf und
anderer aramäischer Fürstensitze.
Leitfaden der Ausstellung ist Max von Oppenheims Biografie und seine
lebenslange Liebe zum Orient. Sie spricht aus jedem einzelnen der kostbaren
orientalischen Gewänder und Accessoires, die Oppenheim privat gesammelt hat.
Eine Auswahl dieser Sammlungsstücke wird in Bonn zum ersten Mal gemeinsam
mit Oppenheims archäologischer Entdeckung präsentiert. Die Funde vom Tell
Halaf wurden in einer Berliner Bombennacht des Jahres 1943 zerstört und
zerbarsten in 27000 Fragmente. Rund 60 Jahre später sehr aufwändig restauriert,
erzählen sie nicht nur von einer 3000 Jahre alten Kultur, sondern sind auch zu
einem Zeugnis deutscher Zeitgeschichte geworden.
Der Hauptleihgeber dieser Ausstellung, die 1929 gegründete Max Freiherr von
Oppenheim-Stiftung, unterstützt das Projekt mit rund 450 Leihgaben, die im
Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, und im Vorderasiatischen Museum, Berlin,
bewahrt werden.
Die Bonner Ausstellung wird die von Oppenheim gesammelten Orientalica aus
Köln und die archäologischen Funde vom Tell Halaf aus Berlin in einer groß
angelegten Gesamtschau gemeinsam präsentieren, ergänzt durch Leihgaben aus
dem Musée du Louvre und dem British Museum.
Ein besonderer Schwerpunkt der Bonner Ausstellung liegt auf der
architektonischen Rekonstruktion des West-Palastes vom Tell Halaf, sowohl mit
den berühmten originalen Bildwerken als auch in einer für diese Ausstellung neu
produzierten virtuellen Rekonstruktion des gesamten Palasthügels.
Kuratorin: Ulrike Dubiel (Archäologin); sie begleitete das Berliner Tell-Halaf-
Restaurierungsprojekt von Beginn an.
Ausstellungsleiterin: Henriette Pleiger
AFRIKANISCHE MEISTER
Kunst der Elfenbeinküste
27. Juni – 5. Oktober 2014
Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Überzeugung der modernen
Kunstgeschichte, dass in sogenannten primitiven Kulturen – nicht anders als in
frühen Hochkulturen oder in den westlichen Regionen des Erdballs –
individuelle Meister einzigartige Werke höchster Qualität schufen. Über 200
bedeutende Masken, Figuren und Gebrauchsgegenstände der Elfenbeinküste und
ihrer Nachbarländer, geschaffen von hochbegabten Bildhauern verschiedener
Kunstregionen, setzen neue Akzente bei der Beurteilung der Rolle des Künstlers
in der afrikanischen Gesellschaft.
Ziel der Präsentation ist es, die unvergleichlichen Werke der – namentlich meist
unbekannten – großen Bildhauer in einen kunsthistorischen Kontext zu stellen,
der durchaus vergleichbar ist mit demjenigen unserer großen Meister von
Michelangelo bis Picasso.
Afrikanische Schnitzer und Bildhauer werden im Westen gemeinhin nicht als
Künstler, sondern als in Rituale eingebundene Handwerker betrachtet. Der Stil
und die Ikonografie ihrer Werke stehen gemäß dieser Ansicht seit Generationen
fest, und die Werke werden daher nicht als eigenständige künstlerische
Kreationen betrachtet.
Die Ausstellung leistet einen Beitrag zur Beseitigung dieses Missverständnisses.
Ausgangspunkt ist die z.B. von dem deutschen Ethnologen und Arzt Hans
Himmelheber bereits 1930 vertretene Ansicht, dass afrikanische Kunst in
gleicher Weise wie die europäische das Werk individueller Künstler ist. So zeigt
die Ausstellung nicht nur einige der bedeutendsten Werke westafrikanischer
Holzskulptur, sondern präsentiert auch zum ersten Mal in dieser Konsequenz
die Bildhauer als künstlerisch hervorragende Persönlichkeiten.
Die Ausstellung in der Bundeskunsthalle besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil
informiert über den kulturellen Zusammenhang westafrikanischen
Kunstschaffens und über die Verwendung der Kunstwerke. Im zweiten Teil
werden die OEuvres der bedeutendsten Bildhauer der Vergangenheit gezeigt. Die
wichtigsten Ethnien der westafrikanischen Kunstregion, deren Skulpturen in der
Ausstellung präsentiert werden, sind die Guro, die Baule und Lobi, die Senufo,
die Dan, Mau, We und Grebo sowie die Yahure und die Lagunengruppe. Diese
Ethnien gehören heute zur Bevölkerung der Elfenbeinküste beziehungsweise der
Nachbarstaaten Liberia, Guinea und Burkina Faso.
Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Museum Rietberg, Zürich,
konzipiert, wo sie vom 16. Februar bis zum 1. Juni 2014 gezeigt wird. Weitere
Stationen nach Bonn sind die Nieuwe Kerk, Amsterdam (18. Oktober 2014 bis
15. Februar 2015), und das Musée du quai Branly, Paris (7. April bis 26. Juli 2015).
Kuratoren: Lorenz Homberger, Afrika-Kustos, Eberhard Fischer, ehemaliger
Direktor des Museum Rietberg, Zürich
Ausstellungsleiter: Wolfger Stumpfe
OUTER SPACE
Der Weltraum zwischen Kunst und Wissenschaft
3. Oktober 2014 – 22. Februar 2015
Medienkonferenz: Donnerstag, 2. Oktober 2014, 11 Uhr
Seit Menschengedenken ist der Weltraum Sehnsuchtsort und Projektionsfläche
der forschenden Neugier. Wie ist das Universum entstanden? Woher kommen
wir? Gibt es intelligente Zivilisationen auf anderen Planeten? Diese Fragen
beschäftigen Philosophen und Naturwissenschaftler, Schriftsteller, Filmemacher
und Künstler, Spinner und Visionäre gleichermaßen.
Stets hat ein intensiver Austausch zwischen Kultur und Wissenschaft
stattgefunden, naturwissenschaftliche und technologische Erkenntnisse sind in
künstlerische Produktionen eingeflossen, und umgekehrt haben visionäre Ideen
und Entwürfe den Wissenschaften wichtige Impulse gegeben.
In der Tradition der großen interdisziplinären Ausstellungen wie Erdsicht – Global
Change 1992, Future Garden 1997, Arktis-Antarktis 1997/8 und Gen-Welten 1999 in
der Bundeskunsthalle untersucht Outer Space diese Schnittstellen in zwölf
assoziativ gestalteten Kapiteln und schlägt einen Bogen von Objekten aus der
Raumfahrt, wissenschaftlichen Exponaten und Science-Fiction bis hin zu
Positionen der Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart.
Die Ausstellung spürt den zentralen Themen von Outer Space nach und ist dabei
bewusst heterogen gestaltet. Die Themen reichen von der Gravitation und
Extraterrestrik über Sonne, Mond und Sterne bis hin zu Raketen, schwarzen
Löchern und UFOs.
Die Auswahl der ca. 350 Exponate umfasst Artefakte aus der Raumfahrt
(Raumanzüge, geflogene Objekte von Astronauten, Spinnen, Instrumente),
Astronomie (Teleskope, Sternenkarten), dokumentarisches Material
(Zeitschriften, Fotografien, Manuskripte ), Mondgestein und Meteorite, Filme,
Spielzeug, Comics, Space-Design, frühe Mond-Fotografien, Werke alter Meister
(unter anderem von William Turner und Peter Paul Rubens) und der klassischen
Moderne (unter anderem von Max Ernst, Odilon Redon und Gustave
Guillaumet), zeitgenössische Kunst (unter anderem von Spencer Finch, Björn
Dahlem und Lee Bontecou) sowie multimediale Installationen (unter anderem
von Trevor Paglen, Agnes Meyer-Brandis und Via Lewandowsky).
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luftund
Raumfahrt (DLR), Köln.
Kuratoren: Claudia Dichter und Stephan Andreae
Ausstellungsleiter: Stephan Andreae mit Angelica Francke und Tanja von
Stegmann
www.bundeskunsthalle.de