zuruck ausstell Renner1„ZURÜCK INS LICHT. Vier Künstlerinnen – Ihr Werke, Ihre Wege“ im Jüdischen Museum Frankfurt bis 17. April 2023, Teil 4

Corinne Elsesser

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Einen Bezug zur Gegenwart stellt die Videoinstallation von Elianna Renner her. 1970 in der Schweiz geboren, studierte Renner in Bremen, Genf und Auckland und lebt heute in Deutschland und Israel. In ihrer dreiteiligen Installation "re per toire" setzt sie sich mit zwei in der Ausstellung "Zurück ins Licht" gezeigten Künstlerinnen auseinander, deren Biographien immer wieder Leerstellen aufweisen.

Im ersten Raum "Auftakt" erklingt Strawinskys "Le Sacré des Printemps" während auf fünf Bildschirmen Aspekte einer Ausstellung der Malerin Ruth Cahn in Barcelona erscheinen. Der obere Bildschirm zeigt eine mit Efeu geschmückte Zimmerlampe, eine Frau tritt hinzu und versucht, einen Blumentopf daran zuruck ausstell Renner2anzubringen, dieser fällt herunter und zerbricht dann im unteren Bildschirm am Boden. Auf den mittleren Bildfeldern sind Palmen im Gewächshaus und eine Performance im leeren Raum zu sehen, die die Einrichtung einer Ausstellung mit exotischen Zimmerpflanzen, Stühlen und Bänken andeutet. Das Fragmentarische der einzelnen Handlungen deutet an, wie bruchstückhaft der Lebenslauf der einst international bekannten Künstlerin überliefert ist.

Offene Fragen gibt es auch zur Biographie von Amalie Seckbach, der der zweite und dritte Videoraum gewidmet ist. Auch sie war vor dem 2. Weltkrieg eine vielbeachtete Zeichnerin, Bildhauerin und Sammlerin japanischer Farbenholzschnitte. Von den Nationalsozialisten wurde sie 1942 nach Theresienstadt deportiert. Kurz vorher hat sie jedoch ihre Kunstsammlung im Keller ihres Frankfurter Wohnhauses vergraben. Renner konzentrierte sich unter dem Motto "Verhandlung" auf die Frage, warum sie das tat. Religiös interpretiert erinnert ein Vergraben von Dingen an den Brauch der "geniza", wenn alte nicht mehr lesbare Tora-Rollen in einem Hohlraum in der Synagoge eingemauert werden. Für immer? Die Rabbinerin Elisa Klapheck spricht das Totengebet als eine Würdigung der Hinterlassenschaft der Künstlerin und Sammlerin.

Im dritten Raum wird ein zoom-Gespräch eingespielt, das uns seit Pandemiezeiten ziemlich geläufig vorkommen dürfte. Unter dem Titel "Legendenbildung" liest die israelische Historikerin Elena Makarova, die über Amalie Seckbach forscht, aus einem fiktiven Gespräch vor, das die Künstlerin mit der Krankenschwester und Mitgefangenen Trude Groag in Theresienstadt geführt haben könnte.

Foto:
©Jüdisches Museum

Info: 
Katalog: Eva Sabrina Atlan, Mirjam Wenzel (Hrsg.): „Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke . Ihre Wege“, Kerber Verlag 2022 (196 S.), ISBN 978 3 7356 0856 7

Am Donnerstag, 8. Dezember 2022 findet um 18:00 Uhr eine Kuratorenführung durch die Ausstellung statt, anschliessend um 19:15 Uhr ein Künstlergespräch mit Elianna Renner.
Ort: Jüdisches Museum, Bertha-Pappenheim-Platz, Saal