Themenwoche im Museum Angewandte Kunst Frankfurt anläßlich des Dalai Lama Besuchs

 

Eric Fischling und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Anlässlich des Besuchs des Dalai Lamas im Mai in Frankfurt veranstaltet das Museum Angewandte Kunst in Kooperation mit dem Tibethaus Deutschland vom 13. bis 18. Mai eine Themenwoche, in deren Zentrum die Sonderschau "Vom Dach der Welt. Teppiche der Sammlung Peter Mauch" steht.

 

 

Darüber hinaus rückt das Museum mit Führungen, Workshops zu Märchen der tibetischen Nomaden und der Vortragsreihe „Tibet – Annäherungen an eine alte Kultur und ihre Außenrezeption“ unterschiedliche Aspekte der Kultur Tibets ins Blickfeld. Der Sammler und ausgewiesene Teppichspezialist Peter Mauch wird zur Eröffnung am Dienstag, 13. Mai, um 19 Uhr und in mehreren Einzelführungen Erläuterungen zu den Exponaten geben.

Den sichtbaren Rahmen der Themenwoche bildet eine Auswahl von seltenen tibetischen Teppichen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus der bereits in den 1970er Jahren aufgebauten Privatsammlung Peter Mauch. Die im Museumsfoyer präsentierte Sonderschau dokumentiert eine Teppichkultur, die sich sowohl von der chinesischen Tradition wie auch von jener der islamischen Länder deutlich unterscheidet. Die Kennzeichen tibetischer Teppiche sind leuchtende Farben und eine eigenwillige,

vielfältige Symbolsprache. Obwohl religiöse Zeichen sowie stilisierte Formen aus Natur und Geometrie diese Textilien mehr als in fast allen anderen Teppichkulturen prägen, betrachtet man in Tibet die Teppichmuster üblicherweise als rein dekorativ. Doch die Entschlüsselung der Symbole und Muster in einem eigens für diese Präsentation entwickelten Glossar, lässt die Teppiche zu kleinen Erzählungen werden, in denen sich Alltagsleben, religiöse Vorstellungen und Sehnsüchte der Menschen in Tibet auf eindrucksvolle Weise wiederspiegeln.

 

Der Sammler und ausgewiesene Teppichspezialist Peter Mauch wird zur Eröffnung am

Dienstag, den 13. Mai 2014, um 19 Uhr und in mehreren Einzelführungen Erläuterungen zu den außergewöhnlichen Exponaten geben. Über Jahrhunderte war es für westliche Reisende nahezu unmöglich, Tibet zu betreten, ein Umstand, der dazu beitrug, dass die meisten frühen westlichen Beschreibungen des Landes mehr Fiktion als Wahrheit enthalten. Heute nehmen Außenbeobachter die sogenannte Autonome Region Tibet, einen strategisch wichtigen Teil der Volksrepublik China, zu allererst als Provinz im Besatzungszustand wahr. Ein halbes Jahrhundert der gezielten Siedlungs-, Infrastruktur- und Kulturpolitik der chinesischen Zentralregierung haben dazu geführt, dass die Tibeter zur Minderheit im eigenen Land geworden sind.

 

Zehn Jahre Infrastruktur- und Kulturpolitik der chinesischen Zentralregierung haben dazu geführt, dass die Tibeter zur Minderheit im eigenen Land geworden sind. Zehn Jahre nach Gründung der Volksrepublik China und nach mehreren heftigen Aufständen sah sich der 14. Dalai Lama 1959 zur Flucht nach Indien gezwungen. Seither besteht in der

nordwest-indischen Kleinstadt Dharamsala eine politisch wenig einflussreiche tibetische

Exilregierung, aus deren weltlichen Geschäften der Dalai Lama sich 2011 offiziell zurückgezogen hat. Dessen ungeachtet genießt der 1989 mit dem Friedensnobelpreis

Ausgezeichnete weltweit hohes Ansehen. Politiker dagegen treten selten in direkten Kontakt mit dem Dalai Lama, um Unannehmlichkeiten mit der aufstrebenden Wirtschaftsmacht China zu vermeiden.

INFO:

 

Tibet, ausgelegt

13. Mai 2014 – 18. Mai 2014

 

Die Themenwoche Tibet, ausgelegt wurde konzipiert von Dr. Stephan von der Schulenburg, Kurator der Asiatischen Sammlung des Museum Angewandte Kunst, und ist eine Kooperation mit dem Tibethaus Deutschland e.V., Frankfurt am Main.

Zur Sonderschau ist ein Katalog für 12 Euro an der Museumskasse erhältlich: Heinrich Harrer, Peter Mauch, Jim Ford: Tibeter-Teppiche, Innsbruck 1992, ISBN 3-7016-2396-1.

 

 

Im Rahmen der Themenwoche finden öffentliche Führungen mit Peter Mauch statt, außerdem Workshops für Kitas und Schulen und eine Vortragsreihe „Tibet – Annäherungen an eine alte Kultur und ihre Außenrezeption“.

 

Öffentliche Führungen durch die Sonderschau Vom Dach der Welt. Tibet-Teppiche der

Sammlung Peter Mauch mit Peter Mauch

Mittwoch, 14. Mai 2014, 18.30 Uhr

Samstag, 17. Mai 2014, 16.30 Uhr

Sonntag, 18. Mai 2014, 15 Uhr

 

Workshops für Kitas und Schulen: Märchen der tibetischen Nomaden

Täglich vom 13.-18. Mai 2014, jeweils 10-11.30 Uhr, 11.45-13.15 Uhr und 14-15.30 Uhr

 

In nomadischer Tradition wandert eine reisende Erzählerin zum Museum Angewandte Kunst und verzaubert die ZuhörerInnen mit Märchen vom „Dach der Welt“. Lasst Euch von Tigern und Glücksschafen, Riesen und Prinzen in eine fremde Welt entführen. Nachdem sie den Märchen gelauscht haben, stärken sich die Gäste mit einem selbst gemachten Getränk. Zum Weiterziehen im Stile der Nomaden werken sie sich einen Glücksbringer. Mit Zinnet Peken.

 

Schulen und Kindereinrichtungen können sich mit Kindern im Alter von 4 bis 11 Jahren und maximal 25 TeilnehmerInnen pro Workshop anmelden. Die Anmeldung wird nach

Verfügbarkeit angenommen und ist verbindlich.

 

Kostenbeitrag pro Person 5 Euro. Anmeldung unter T +49 69 212-38522, F +49 69 212-

30703 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

 

 

Vortragsreihe „Tibet – Annäherungen an eine alte Kultur und ihre Außenrezeption“

Samstag, 17. Mai 2014, 11-17 Uhr

 

11 Uhr

Einführung

Dr. Stephan von der Schulenburg/Museum Angewandte Kunst Elke Hessel/Tibethaus Deutschland e.V., Frankfurt am Main

 

11.30 Uhr

Tibetische Kunst im Wandel der Zeit: Ikonographie, Funktion, Stile, Verbreitung Bernadette Bröskamp, M.A./Berlin

 

12.45–14 Uhr

Mittagspause (Museumsbistro)

 

14 Uhr

Weibliche Buddhas im tibetischen Buddhismus. Der spektakuläre Fund in einer Tārā-Statue Dr. Norbert Deuchert/Heidelberg

 

15.15 Uhr

Tibetbilder: Von goldgrabenden Ameisen und tibetischen Barbies

Regina Höfer, M.A./Bonn

 

16.30–17 Uhr

Rundgang durch die Sonderschau Vom Dach der Welt. Tibet-Teppiche der Sammlung Peter Mauch mit Peter Mauch

 

Die Vortragsreihe steht allen Interessierten offen. Es gilt der reguläre Museumseintritt von 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro. Um Anmeldung wird gebeten: T + 49 69 212 38522, F +49 69 212-30703 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

 

 

Mehr Informationen zu den Vorträgen und Referenten:

 

Tibetische Kunst im Wandel der Zeit: Ikonographie, Funktion, Stile, Verbreitung Der tibetische Buddhismus übernahm aus Indien ein höchst komplexes weltanschauliches System, dessen Bildsprache von einer nahezu unüberschaubaren Anzahl figürlicher Gestalten beherrscht wird. Diese bildlichen Darstellungen sind in erster Linie visuelle

Hilfsmittel und dienen der religiösen Praxis. Die verschiedenen buddhistischen Schulen

Tibets folgten mehreren indischen Traditionslinien und setzten dabei eigene Schwerpunkte, die auch in die bildnerische Kunst hineinwirkten.

 

Sehr früh schon ergänzten Portraits von tibetischen Lehrmeistern das Spektrum der indischen Ikonographie, später kamen Darstellungen aus dem Leben tibetischer Meister, wichtiger Klosteranlagen und bedeutender Ereignisse hinzu. Erhaltene Wandmalereien, Rollbilder und Bronzeskulpturen in tibetischen Klöstern und westlichen Sammlungen zeugen vom stilistischen Reichtum dieses Kulturraums, der Einflüssen verschiedener Bildtraditionen ausgesetzt war, diese weiterentwickelte und bis nach Nordostchina verbreitete.

 

Bernadette Bröskamp, M.A. studierte Orientalische Kunstgeschichte, Vergleichende

Religionswissenschaft und Sinologie in Bonn. Sie gehörte zum Vorbereitungsteam der

Ausstellung Tibet Religionswissenschaft und Sinologie in Bonn. Sie gehörte zum Vorbereitungsteam der Ausstellung Tibet - Klöster öffnen ihre Schatzkammern (Villa Hügel, Essen, 2006; Berlin, 2007) und verfasste zahlreiche Katalogbeiträge. Es folgten ein dreijähriger Forschungsaufenthalt am Lumbini International Research Institute, Nepal, und Lehraufträge an den Universitäten Berlin und Bonn. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Bearbeitung chinesisch- und tibetisch-buddhistischer Skulptur.

 

 

Weibliche Buddhas im tibetischen Buddhismus

 

Der spektakuläre Fund in einer Tārā-Statue

Die Verehrung weiblicher Buddhas, vor allem der Göttin Tārā nimmt im tibetischen

Buddhismus einen herausragenden Platz ein. Der Tārā-Kult war im einfachen Volk ebenso

verbreitet wie in den Klöstern und bei den Eremiten in den Bergen des Himalayas. Ursprünglich wurde Tārā dem Gefolge der Gottheit des Mitgefühls Avalokiteshvara (tib.

Chenresig) zugeordnet, als dessen Verkörperungen auch die Dalai Lamas gelten.

Erst seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. beginnt die Verehrung Tārās als einer eigenständigen Gottheit, die in irdischer Gestalt zugleich der göttlichen Sphäre angehört. Ihre bildhafte Darstellung hat über die Jahrhunderte die Künstler Nepals und Tibets inspiriert und herausgefordert.

 

Eine über 300 Jahre alte Tempelstatue der Tārā aus Nepal gelangte Mitte des letzten

Jahrhunderts noch original verschlossen nach Europa und befindet sich heute in

Museumsbesitz. Bei ihrer Restaurierung im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart kamen u.a. sehr alte Baumwollteile zum Vorschein, die zu einem Gewand zusammengefügt werden konnten. Baumwollgewänder wurden von Eremiten des Himalaya in der Nachfolge des großen tibetischen Dichters und Heiligen Milarepa (1040-1123) getragen. Die Tārā-Statue wurde vermutlich im 17. Jahrhundert als Reliquiar für die bescheidene Hinterlassenschaft eines verehrten Eremiten gefertigt. Sie stellt damit einen eindrucksvollen Nachweis des Tārā-Kultes in der Himalayaregion dar.

 

 

Norbert Deuchert ist promovierter Historiker (Universität Tübingen, 1983). Zugleich befasst er sich seit Langem mit asiatischer Kunst- und Kulturgeschichte, Schwerpunkt Tibet. Zwischen 1988 und 2008 rief er das Museum Villa Rot bei Ulm ins Leben und war viele Jahre dessen Direktor. Leitthema der Museumsarbeit war unter seiner Leitung die „Begegnung der Kulturen“ mit Schwerpunkt Asien. Seit 2008 ist er als freier Kurator und Autor tätig.

 

 

Tibetbilder: Von goldgrabenden Ameisen und tibetischen Barbies

Tibet fasziniert das Abendland seit Jahrhunderten. Als Terra incognita bietet es die ideale

Projektionsfläche für unterschiedlichste Sehnsüchte, Phantasien und Träume, von westlicher und zunehmend auch chinesischer Seite. Der Vortrag beleuchtet die Tibetrezeption anhand von Beispielen aus der Kunst und Populärkultur.

 

Regina Höfer, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Asiatische und

Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn. Sie ist Kunsthistorikerin mit dem

Schwerpunkt indische und tibetische Kunst sowie Kuratorin. Ihre Forschungsinteressen sind zeitgenössische tibetische Kunst, historische indische Fotografie, Global Art,

Sammlungsgeschichte indischer Kunst und Museen in Asien.

 

www.museumangewandtekunst.de