feininger“RETROSPEKTIVE", 27. Oktober bis 18. Februar 2024 in der Schirn Frankfurt , Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am 17. Juli 1971 in New York geboren -und damit Amerikaner -und am 13. Januar am selben Ort gestorben, ist Lyonel Feininger dennoch einer der deutschesten Künstler des 20. Jahrhunderts, dem seine deutsche Innerlichkeit, seine seine seine beispielsweise in Paris nur Spott einbrachte. Denn für die Franzosen war die Oberfläche und ihre luzide Darstellung das Wichtigste, für den Deutschen Feininger dagegen die Inneren Bilder auf die Leinwand zu bringen, das Wesentliche.

Das kann man – endlich wieder einmal mit allen Werkfacetten, 2021 kam mit der Ausstellung BECOMING FEININGER das einzige Feiningermuseum der ganzen Welt in Quedlinburg zum 35. Geburtstag des Museums und 150. Geburtstag Feiningers groß heraus – in der Schirn nun bestaunen und sich am Farben – und Formenreichtum erfreuen. Für diejenigen, die in der späteren westdeutschen Nachkriegszeit mit ihm aufgewachsen waren, galt er als einer der ganz Großen, der quer zu einer Einordnung als Maler, was er sowieso erst mit 36 Jahren wurde, auch insbesondere als Graphiker, Karikaturist, Illustrator und wie man erst heute so richtig weiß, als Fotograf der ersten Stunde . Er war ob seines besonderen Stils und auch Witz’ ein gefragter Mann im Zeitschriftengewerbe. Nach Deutschland war er erst mit 16 Jahren gekommen, als seine deutschen Musikereltern ihn hier eigentlich Musik studieren lassen wollten, aber mit der Hamburger Kunstgewerbeschule auch einverstanden waren. Doch im Jahr drauf war er schon aufgenommen in der Berliner Königlichen Akademie der Künste. Aufschlußreich, daß er 1892 sein Studium an einer Pariser Akademie schon nach sieben Monaten verließ, wo doch Paris das Mekka für andere Deutsche war, beispielsweise Paula Modersohn-Becker oder die in Frankfurt neu entdeckte Ottilie W. Roederstein.

In der Pressekonferenz sprach die Kuratorin Ingrid Pfeiffer darüber, daß Feininger erst einmal über seine Architekturdarstellung bekannt wurde, die sich graphisch überlagernden Hochhäuser, eine Stilisierung, die sowohl expressionistische wie abstrakte Züge zeigt, auch den Rayonisten sowie Kubisten entspricht, ist doch nicht die unseren Augen entsprechende Wiedergabe der Dinge und Menschen gewollt, sondern gleichsam die Idee des Hochhauses, ja der Hochhausschluchten, das Innere des jeweiligen Menschen. Ja, er gilt als Klassiker der Moderne, ist aber mehr, denn er hat diese mitbegründet und ihr seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt.

Was eigentlich gar nicht so typisch deutsch ist, ist sein Humor, den man am besten in den Karikaturen erkennt, wo er auch nicht vor schwarzem Humor zurückschreckt. Man kann sich heute gut vorstellen, daß er im Zeitschriftengewerbe ein beliebter Karikaturist und gefragter Mann war. So erfuhr man auch, daß Berlin vor und nach der Jahrhundertwende die größte Zeitungsstadt der Welt war, ein Einkommen also gesichert war, wenn man ein Spezialist wurde und seinen eigenen Stil gefunden hatte. Und das ist etwas Typisches bei Feininger, man erkennt ihn, sei es Graphik, Karikatur oder Malerei sofort ! Mit seinem Stil, den er durchaus erst einmal suchte, muß man sich gesondert beschäftigen.

Fortsetzung folgt.

Foto:
Selbstbildnis
©Redaktion


Info:
Informationen über den im Verlag Hirmer erschienenen Katalog folgen