MartaDyachenko2023 1c63ART COLOGNE 2023

Corinne Elsesser

Köln (Weltexpresso) - "Das ist die Art Cologne, wie wir sie uns vorstellen", resümiert Daniel Hug, der künstlerische Leiter und Direktor der Kunstmesse. Reduziert auf vier statt fünf Tage schloss die vom 16. bis 19. November stattfindende Art Cologne in diesem Jahr mit insgesamt 45,000 Besuchern an das Vorpandemieniveau an.

Das Konzept, sich auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu spezialisieren, wurde diesmal besonders streng verfolgt. Immer schon wählte man in Köln die beteiligten Aussteller sehr genau zugunsten einer hohen Qualität des Angebots aus. Bei dieser nunmehr 56. Ausgabe lag es besonders hoch. Die 170 Galerien aus 29 Ländern warteten mit Meisterwerken im mittleren und oberen Preissegment auf. Das konzentrierte Konzept lässt an die 2022 von der Art Basel in Paris initiierte Kunstmesse "Paris+ par Art Basel" denken, die wesentlich kleiner ist als die Ursprungsmesse in Basel und ein sehr hohes Qualitäts- und auch Preisniveau aufweist.

In Köln allerdings gab es in den Vorjahren immer auch kleinere Galerien und Sonderausstellungen, die gezielt ein junges Publikum und Sammler mit kleinerem Budget ansprechen sollten. Diese Initiativen fielen nun weg. Galerien wie Thomas aus München oder Maulberger, ebenfalls aus München, vermisste man in diesem Jahr. Doch die "New Positions" mit Förderkojen für junge Künstler, auf die man sich in Köln immer besonders freute, wurden beibehalten und zahlreiche junge Galerien hatten ihren Debutauftritt.

Einer von ihnen ist Thomas Fuchs aus Stuttgart. "Eine tolle Premiere!" freut er sich, konnte er doch gleich zwei Gemälde (86.000 und 80.000 Euro) und zwei Skulpturen von Rainer Fetting (60.000 und 40.000 Euro) verkaufen. Erstmals dabei sind ausserdem Andersen’s aus Kopenhagen, Meyer Kainer aus Wien und Peter Kilchmann aus Zürich. Kilchmann zeigt eine Videoarbeit von Francis Alÿs, der am 17. November mit dem Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig ausgezeichnet wurde. Das Preisgeld fließt in den Erwerb eines Werks des Künstlers für die Sammlung.
Unter den "New Positions" fiel Marta Dyachenko auf, deren Rauminstallation "U-ICB (I-X)" von der Galerie Dittrich und Schlechtriem präsentiert wurde. Die 1990 in Kiew geborene, in Berlin lebende Künstlerin nimmt Bezug auf das Berliner ICC, das als Kongresszentrum erbaut wurde und sich zurzeit in einer Zwischennutzung befindet. Fragmentarische Reliefs aus Beton, Stahl und Zink simulieren eine ICC-U-Bahnhaltestelle, die in der Realität nie fertiggestellt wurde, und lassen einen grünen, in Neonlicht getauchten transitorischen Raum entstehen.

Immer wieder konnte man Entdeckungen machen und die Kauffreude der Sammler schien ungebrochen. Die Galerie Koch aus Hannover zeigte neben einem frühen Werk von Piero Dorazio eine Reihe seltener Materialbilder aus der weissen Phase von Herbert Zangs (4,500 bis 22,000 Euro). Nothelfer aus Berlin wartete mit grossformatigen Gemälden von Walter Stöhrer und Jan Voss auf. Ein raumgreifendes Nagelbild von Günter Uecker, "Weisses Feld" von 1987, war bei Samuelis Baumgarte aus Bielefeld im Angebot, Kostenpunkt 1.5 Mio. Euro. Und der Zürcher Kunsthändler Laszlo von Vertes dotierte "Infinity Nets", ein komplementärfarbenes Netzpunktbild der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama, auf satte 2,4 Mio. Euro. Bereits an der Vernissage konnte die Dortmunder Galerie Utermann Werke von Marc Chagall, Emil Nolde und Horst Antes verkaufen. Anita Beckers aus Frankfurt, deren Schwerpunkt auf digitaler Kunst liegt, freut sich: "Wir hatten noch nie eine so erfolgreiche Messe. Wir haben fast alle Arbeiten mehrfach verkauft und gehen glücklich nach Hause." Auch der Hamburger Kunsthändler Thole Rotermund gibt sich sehr zufrieden: "Die Messe ist unseren Kunden so wichtig, dass sie sich wegen des Bahnstreiks mit dem Auto auf den Weg nach Köln gemacht haben." Er verkaufte unter anderem ein Aquarell von Emil Nolde im sechsstelligen Preisbereich. Karsten Greve, dessen 1973 in Köln gegründete Galerie ihr 50-jähriges Jubiläum feiert, stellte zwei amerikanische Künstlerinnen vor. Von Georgia Russel waren Arbeiten auf Papier zu sehen, von Kathleen Jacobs grossformatige monochrome Gemälde, die gegen Messeende fast ausverkauft waren.

Auf einer der Sonderausstellungen zeigte die Landesbank Baden-Württemberg ihre Kunstsammlung unter dem Titel "past is present is past", kuratiert von Sarah Haberkorn. Und das Zentralarchiv für Deutsche und Internationale Kunstmarktforschung (ZADIK) widmete seine Sonderschau der Galeristin Barbara Gross, die als Herausgeberin von Kunst-Editionen ab 1981 und als Galeristin in München ab 1988 über 40 Jahre für mehr Gleichberechtigung von Frauen im Kunstmarkt eintrat und Künstlerinnen wie Ida Applebroog, Maria Lassnig, Nancy Spero, Valie Export, Katharina Sieverding, Michaela Meliánt förderte.

Foto:
Marta Dyachenko, U-ICB (I-X), Beton, Stahl, Zink, 2023
©Corinne Elsesser

Info:
Informationen zur ART COLOGNE: www.artcologne.de
Nächster Termin der ART COLOGNE: 7. bis 10. November 2024