Serie: MAX SLEVOGT: Vier Ausstellungen in Mainz und auf Schloß Villa Ludwigshöhe in der Pfalz, Teil 4

 

Felicitas Schubert und Hubertus von Bramnitz

 

Mainz (Weltexpresso) – Zum Ersten handelt es sich in der Mainzer Ausstellung um eine Retrospektive, die aber nicht wahllos aus seinem Leben Werke zeigt, sondern die künstlerische Entwicklung in drei Abteilungen nachvollziehbar aufzeigen will. Es geht also nicht allein um den Impressionisten, zu dem er wurde, sondern auch um seine Anfänge und seine künstlerische Weiterentwicklung darüberhinaus.

 

 

Eine Besonderheit der Ausstellung ist es auch, daß Gemälde und Handzeichnungen gleichberechtigt eingesetzt werden, wobei der große Bestand des Nachlasses aus dem Slevogt-Archiv es ermöglicht, den auch aus konservatorischen Gründen gebotenen Austausch von Papierarbeiten während der Ausstellungsdauer vorzunehmen, so daß man gut mehrmals kommen kann. Die einzelnen Abteilungen sind so konzipiert, dass sie unabhängig voneinander besichtigt werden können, ohne einem festgelegten Rundgang folgen zu müssen.

 

 

Berlin als Hauptstadt der Moderne

 

Bild für Bild wird in der aktuellen Sonderausstellung Slevogts Biographie lebendig. Zahlreiche Selbstbildnisse von frühester Jugend an in sämtlichen von ihm beherrschten Techniken belegen das unermüdliche Erforschen der eigenen Persönlichkeit in ihrer Mimik über Jahrzehnte hinweg.

 

Anhand der Porträts von Freunden, Förderern und Kollegen wird die facettenreiche Vernetzung des Künstlers mit dem künstlerischen Umfeld seiner Zeit, vor allem in Berlin, sichtbar. Slevogt bewegte sich weniger in den Kreisen der Berliner Bohème, als in jenen des liberalen Bürgertums mit seinen starken Affinitäten zu Literatur, Theater und Oper. Slevogts Porträtmalerei zeigt sein Bestreben, der vor ihm sitzenden Person möglichst gerecht zu werden, nicht nur äußerlich, sondern auch wesensmäßig.

 

In dieser Abteilung finden sich Werke aus der Frühphase des Künstlers. Ein weitgehend erhaltenes Album, in dem Slevogt selbst Arbeiten aus seinen Münchner Studienjahren (1884-90) versammelt hat, dokumentiert etwa seine Entwicklung während des Studiums und fasziniert durch eine absolute Sicherheit der Linie und der Formbeherrschung. Mit gewichtigen Hauptwerken wie der Ringerschule von 1893 positionierte sich Slevogt als Vertreter des Naturalismus, mit anderen Gemälden der 1890er Jahre griff er symbolistische Themen auf, deren dezidiert anti-akademische Malweise ihn in den Augen vieler Kritiker als „jungen Wilden“ erscheinen ließ.

 

Seine Liebe zu Literatur und Musik führte Slevogt in seiner Berliner Zeit zu Bildmotiven, die französische Impressionisten in die Malerei eingeführt hatten: Tanz, Theater und Oper. Slevogt erfand das „Schauspieler-Rollenbildnis“: Den Sänger d’Andrade z.B. malte er als „Don Giovanni“ in Mozarts Oper. Die große „Champagnerlied“-Szene wurde eines seiner berühmtesten Bilder und Slevogt ein gesuchter Gestalter von Bühnenbildern im avantgardistischen Theaterbetrieb. Skizzen und Entwürfe zu Werken von Mozart bis Wagner bezeugen sein tiefes Verständnis von Musik und Drama, das in seinen Werkprozessen anschaulich wird.

 

 

Ein Maler des modernen Lebens

 

Dieser Teil der Ausstellung zeigt den Siegeszug des Impressionismus anhand von Slevogts Stillleben und vor allem den Landschaften, die oft die Grenze der Abstraktion streifen. Für Slevogts Schritte zum Impressionismus stehen seine ersten eindeutig vor der Natur gemalten Landschaftsbilder, bei denen die Grenze zwischen Skizze und vollendetem Bild oft fließend bleibt. Letztlich verzichtet er ganz auf vorbereitende Zeichnungen, da der unmittelbare Natureindruck in einem einzigen schöpferischen Prozess auf die Leinwand gebannt wird. Landschaftsbilder von Liebermann und Corinth ergänzen die Sicht auf den deutschen Impressionismus, aber auch die gemeinsamen anderen Bildthemen – insbesondere der Sport und Szenen des modernen Lebens – werden mit Gemälden und Graphiken in Vergleich gestellt.

 

 

Kommt Kunst von Können?

 

Die Besucher „betreten“ Slevogts Atelier und seine Druck-Werkstatt. Unvollendete Gemälde, Handzeichnungen und druckgraphische Blätter aus dem Nachlass ermöglichen es, die technische Seite des Entstehens von Kunst anschaulich zu machen. Slevogt beherrschte fast alle druckgraphischen Verfahren seiner Zeit selbst, zog oftmals aber auch Spezialisten bei und experimentierte auf der hauseigenen Druckerpresse. Vorzeichnung und Umsetzung als Lithographie werden nebeneinander gezeigt, verworfene, aber aufgehobene Probedrucke verdeutlichen im Vergleich mit den edierten Drucken die Bedeutung des Druckprozesses bei der Herstellung einer Radierung.

 

Fotografien und der Film „Schaffende Hände“ von 1922 zeigen Slevogt beim Arbeiten, und es ist ein glücklicher Zufall, dass sich auch die entsprechenden Filme über Max Liebermann, Lovis Corinth und Emil Orlik erhalten haben und gezeigt werden können.

 

 

Ein Garten im Innenhof des Landesmuseums

 

Max Slevogt hat Gärten gemalt und in ihnen gelebt. Für den europäischen Impressionismus waren das Leben im Freien und die Gartenlust wichtige Themen. Deshalb soll im Innenhof des Landesmuseums, der in diesem Jahr saniert wird, in Kooperation mit der Landesgartenschau

Landau 2015 ein besonderer Garten entstehen. Die Landschaftsarchitekten von atelier

le balto werden ihn aus Hochbeeten, zwischen denen der Besucher wandeln kann, entstehen lassen. Licht und Farbe sind die zwei wesentlichen Gestaltungselemente der impressionistischen Malerei. Die Maltechnik, die mit einem Wechsel aus pastosem Farbauftrag und lasierenden Flächen arbeitet, spiegelt sich auch in der Bepflanzung der Beete wider: Stauden, Blumen und Gräser schaffen Farbeindrücke verschiedener Intensität und nehmen unterschiedlich stark das Licht auf. So entsteht ein sich ständig wandelnder Garten, der aufgrund der vielfältigen Bepflanzung wöchentlich neue Eindrücke ermöglicht und sich auch im Wandel der Jahreszeiten so sehr verändert, dass der Betrachter immer wieder neue „Impressionen“ erlebt.

 

 

INFO I:

 

Neben der GDKE Rheinland-Pfalz stellt auch die Gemäldegalerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Max Slevogt dieses Jahr ins Zentrum einer Schau zu ihrem zahlreichen Bestand an Ägypten-Bildern, die der Künstler anlässlich seiner Reise 1914 machte: „Nach Ägypten! Die Reisen von Max Slevogt und Paul Klee“ vom 30. April bis 3. August 2014.

 

Auch die Internationalen Tage Ingelheim vom 5. April bis zum 15. Juni 2014 zeigen eine thematisch ähnliche Ausstellung „Von Liebermann bis Nolde. Impressionismus in Deutschland auf Papier“.

 

 

INFO II:

 

Ausstellungsdauer: 05. Mai 2014 bis 12. Oktober 2014

Öffnungszeiten: Dienstag 10:00 bis 20:00 Uhr

Mittwoch-Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr

Montags geschlossen

 

 

www.landesmuseum-mainz.de

www.rdke.rip.de

www.max-slevogt-galerie.de

www.schloss-vill-ludwigshoehe.de