Künstlerkolonie Mathildenhöhe auf offizieller Vorschlagsliste für UNESCO-Welterbe

 

Robert Matta

 

Darmstadt (Weltexpresso) – Der aktuell gefaßte Beschluß der Kultusministerkonferenz, die Künstlerkolonie Darmstadt Mathildenhöhe auf die offizielle Vorschlagsliste Deutschlands für künftige UNESCO-Welterbestätten zu setzen, war überfällig. Dieses Jugendstilensemble vereint im Baustil und den Materialien das damalige Lebensgefühl.

 

Natürlich meldet sich auch Hessens Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Mit der offiziellen Aufnahme ist der Welterbe-Status dieser einzigartigen Künstlerkolonie in greifbare Nähe gerückt. Die Kultusministerkonferenz würdigt damit die weltweite Bedeutung der Mathildenhöhe als Zentrum des Jugendstils. Die Künstlerkolonie ist ein Markstein in der Entwicklung der Künste und Architektur auf dem Weg in die Moderne des 20. Jahrhunderts und gilt darüber hinaus zugleich als hervorragendes Beispiel eines architektonisch geschlossenen Bauensembles.“ Ganz interessant, daß das Ministerium für Wissenschaft und Kunst seinen Minister nun als Kunst- und Kulturminister bezeichnet, in Abgrenzung zum Hessischen Kultusminister, der für die Schulen zuständig ist.

 

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen hatte die Darmstädter Künstlerkolonie 1899 ins Leben gerufen, um die damals als rückständig geltende Industrie mit kreativen Ideen zu inspirieren. Das Konzept ging auf, die hessische Kunstgewerbe- und Möbelindustrie nahm in den folgenden Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges einen deutlichen Aufschwung. Maßgeblichen Anteil daran hatte Joseph Maria Olbrich aus Wien, der der Schöpfer dessen ist, was wir heute bewundern, denn für ihn war wie für die anderen ein Haus nur als Quintessenz dessen zu sehen, was den Alltag auch sonst bestimmte: die Einrichtung, aber nicht nur die Möbel, auch das Geschirr, die Tapeten, der Schmuck.

 

Auf der Mathildenhöhe entstanden beispielsweise das Atelierhaus als Mittelpunkt der Künstlerkolonie sowie als sichtbares Wahrzeichen der Hochzeitsturm. Außerdem hatten die sieben Künstler – Peter Behrens, Rudolf Bosselt, Paul Bürck, Hans Christiansen, Ludwig Habich, Patriz Huber und Joseph Maria Olbrich die Möglichkeit, eigene Häuser zu bauen. Die Mathildenhöhe gilt als das kunsthistorisch bedeutendste und wertvollste erhaltene Jugendstil-Ensemble in Deutschland. Ihre Arbeiten präsentierten die Künstler bis zum Ende der Kolonie 1914 in insgesamt vier Ausstellungen.

 

Nach den UNESCO-Kriterien darf jeder Vertragsstaat pro Jahr eine potentielle Welterbestätte benennen. Voraussetzung dafür ist unter anderem der Nachweis des außergewöhnlichen universellen Wertes (OUV). Zudem muss das potentielle Welterbe eine Lücke in der Reihe der bereits als Welterbe benannten Stätten schließen. Nach Auffassung des international besetzten Fachbeirates erfüllt die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt diese Kriterien in vollem Umfang. Die Kultusministerkonferenz hat deshalb jetzt beschlossen, die Bewerbung aus Hessen für das Jahr 2019 als Deutschen Beitrag auf die offizielle Vorschlagsliste, die sogenannte Tentativliste zu setzen.

 

Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe hat das Potential, die siebte Welterbestätte in Hessen zu werden. Die Entscheidung der Kultusministerkonferenz unterstreicht einmal mehr die kulturhistorische Bedeutung Hessens mit seinen herausragenden Zeugnissen der Geschichte der Menschheit und der Natur“, so Rheinabschließend.