Serie: MAX SLEVOGT: Vier Ausstellungen in Mainz und auf Schloß Villa Ludwigshöhe in der Pfalz, Teil 6

 

Claudia Schulmerich

 

Mainz (Weltexpresso) – Das – seine fehlende Anerkennung in München - ändert sich umgehend, als Slevogt in Berlin in den Kreis der Seccionisten gerät, die seine Meisterschaft sehr schnell anerkennen. Mit DAS CHAMPAGNERLIED ist ihm dann 1902 gleich ein Lieblingsbild seiner Zeit gelungen. Der als Don Giovanni auf der Bühne abgebildete portugiesische Bariton Francisco d'Andrade wird mehrfach sein Modell.

 

 

Das hat auch mit des Sängers Profession zu tun. Slevogt sang selbst sehr gerne und bevor er das Malstudium aufnahm, war eine Gesangsausbildung durchaus eine Alternative. Dieses Gemälde in den Maßen 215 X 160 cm ist wirklich ein impressionistisches Paradestück, denn es zeigt, wie man mit Farbe und Licht das Wesentliche: den Sänger in Siegerpose, hervorholt und doch durch den locker skizzierten Hintergrund – das Bühnenbild – das Atmosphärische bestimmt. Bilder haben ihre Geschichte und an dieser Stelle wird auch ein Prinzip der Ausstellung sichtbar. Denn die ebenfalls 1902 gefertigte, wohl dritte Federskizze zum Gemälde hängt hier auch. Sie ist aus dem Grafischen Nachlaß, der nun von den Erben nach Rheinland-Pfalz verkauft wurde und einen Teil dieser Ausstellung bereichert.

 

Sehr ungewöhnlich dann die Bildergruppe IM FRANKFURTER ZOO. Vor Berlin war Slevogt also im Jahr 1901 länger in Frankfurt. Nach eigenen Angaben malte er 29 Ölbilder und unzählige Zeichnungen und Aquarelle. Großkatzen sind die bevorzugte Gattung: Tiger, Leoparden, Löwen. Doch sind es gefangene Tiere, dies steht eindeutig im Vordergrund, auch bei den Affen, die uns traurig und weise anschauen.

 

Ein interessanter Aspekt stellen die Bilder dar, in denen er in direkter Konkurrenz zu anderen Künstlern tritt, will man das Malen desselben Motivs als Konkurrenz sehen und nicht als Anverwandlung, die des Künstlers Eigenart dokumentiert. MONDNACHT NEUKASTEL- Blick auf die Madenburg bei Mondschein ist so ein Beispiel. Bei Emil Orlik heißt es NACHTSTÜCK NEUKASTEL. Beide Gemälde sind von 1917, das von Slevogt zählt 56 x 69 Zentimeter, das von Orlik hat die Maße 63,5 x 82,5. Man sieht dieselbe Landschaft bei Nacht und sieht doch zwei verschiedenartige Bilder.

 

Während Orlik den Mond fast wie eine Sonne mit Hof durch ein Ästgewirr scheinen läßt und einen grauschattierten Himmel sehr romantisch durch dunkle Bäume rechts und links drapiert, geht Slevogt einen entscheidenden Schritt weiter auf dem Weg in die Abstraktion.Man sieht nur noch Himmel und Erde. Der Mond dort oben ist nur eine Lichtquelle, aber keine romantische Botschaft. Die Welt ist uferlos und hat keinen Anfang und kein Ende. Diese Bilder sollen Lust auf die übrigen machen, die in Mainz bis zum 12. Oktober zu sehen sind.

 

 

Katalog:

 

Max Slevogt. Neue Wege des Impressionismus, hrsg. Direktion des Landesmuseums Mainz, bearbeitet von Sigrun Paas, Hirmer Verlag 2014

Das lichte Grün - Titel, Umschlag und erste Seiten - erinnert deutlich daran, daß wir mit Max Slevogt den unter den deutschen Impressionisten haben, der der Landschaft das allergrößte Gewicht in seinem Œuvre gab. Das zieht sich auch durch die herrlichen großformatigen Abdrucke. Der Katalog teilt sich in zwei Abteilungen. Das eine sind drei Essays, die sich mit der Ausgangssituation in München, der Wesensart des Slevogtschen Impressionismus und der impressionistischen Grafik, was deshalb so wichtig ist, weil der Anlaß ja der Aufkauf dieses aus dem Nachlaß ist, der teilweise mit ausgestellt ist.

 

Für den 'normalen' Museumsbesucher sind die Abbildungen der gezeigten Werke und ihre Interpretationen meist das Wesentliche. Diese Wiedergabe ist hier derart gelöst, daß unter SLEVOGTS SELBSTBILDNISSEN als Erstes eine Würdigung der Kuratorin Sigrun Paas erfolgt, in der die auf den folgenden 14 (!)Seiten mit 22 abgebildeten Zeichnungen und Gemälde angesprochen werden. DRINNEN WIE DRAUSSEN – Die Familie Slevogt in Neukastel nennt sich der zweite Teil, wo nach der selben Manier die schriftliche interpretatorische Zusammenfassung am Anfang ausweist, der die vielen Bilder folgen, die zeigen, welch Schwerpunkt das Familienleben in der Pfalz für den Maler hatte.

 

In zwölf weiteren Titeln werden die insgesamt rund 85 Gemälde und 140 grafischen Blätter subsummiert. Allesamt erhellende Texte und eine gewollt-gekonnte Zuordnung der Bilder, die man manchmal auch unter anderer Themenstellung eingruppieren könnte. Es folgen weitere drei kürzer Essays, die sich mit Slevogts Farbe , seinem Nachlaß und seinen Schriften zur Kunst beschäftigen. Sein Leben in Stichworten und die Literaturangaben komplettieren diesen übersichtlichen und notwendigen Katalog, weil es zu Slevogt so viel nicht gibt!

 

INFO I:

 

Neben der GDKE Rheinland-Pfalz stellt auch die Gemäldegalerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Max Slevogt dieses Jahr ins Zentrum einer Schau zu ihrem zahlreichen Bestand an Ägypten-Bildern, die der Künstler anlässlich seiner Reise 1914 machte: „Nach Ägypten! Die Reisen von Max Slevogt und Paul Klee“ vom 30. April bis 3. August 2014.

 

Auch die Internationalen Tage Ingelheim vom 5. April bis zum 15. Juni 2014 zeigen eine thematisch ähnliche Ausstellung „Von Liebermann bis Nolde. Impressionismus in Deutschland auf Papier“.

 

 

INFO II:

 

Ausstellungsdauer: 05. Mai 2014 bis 12. Oktober 2014

Öffnungszeiten: Dienstag 10:00 bis 20:00 Uhr

Mittwoch-Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr

Montags geschlossen

 

 

www.landesmuseum-mainz.de

www.rdke.rip.de

www.max-slevogt-galerie.de

www.schloss-vill-ludwigshoehe.de