Serie:„Georg Spalatin – Steuermann der Reformation“ im Residenzschloß Altenburg, Teil 6

 

Stadt Altenburg und Redaktion

 

Altenburg/Thüringen/Sachsen (Weltexpresso) – Altenburgist eine mehr als tausend Jahre alte ehemalige Residenzstadt im Osten des Freistaates Thüringen sowie im Herzen der Metropolregion Mitteldeutschland. Bekannt ist die Stadt als Wiege des Skatspiels. Noch heute wird in Altenburg die lange Tradition der Spielkartenherstellung fortgeführt.

 

Für Kunsthistoriker ist sie allerdings die Wiege der frühen italienischen Malerei im Norden. Denn Altenburg beherbergt mit rund 200 Werken die größte Sammlung früher Italiener nördlich der Alpen. Die ca. 34.000 Einwohner zählende Stadt ist Kreisstadt des Landkreises Altenburger Land und bietet ein reichhaltiges Angebot an Kultur, Sport und Freizeit sowie eine interessante und reizvolle Umgebung für Erholung und Entspannung.

 

Die ersten Siedlungen im heutigen Stadtgebiet entstanden vor rund sechstausend Jahren. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Altenburg im Jahr 976. Am 1. August 976 schenkte Kaiser Otto II. die Stadt Altenburg dem Bistum Zeitz. Die nächste urkundliche Erwähnung erfolgte erst 1132, als Kaiser Lothar III. die Kaiserpfalz Altenburg nutzte. In der Urkunde wird sie castro Plysn genannt. Die Kaiserpfalz war der Grund, dass aus der Siedlung, die sich unmittelbar bei der Pfalz befand, eine Stadt wurde, die den Namen Altenburg trug. Zudem trug die Reichsstraße Via Imperii dazu bei, dass sich Handwerker und Kaufleute ansiedelten. Kaiser Friedrich I. Barbarossa hatte seinen ersten urkundlichen Aufenthalt im Februar 1165, danach weilte er noch 6 Mal in Altenburg – was die große Bedeutung der Stadt für seine staufische Reichspolitik beweist.

 

Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes Unserer Lieben Frauen St. Marien auf dem Berge vor Altenburg, deren Reste die heutige Doppelturmanlage „Rote Spitzen“ bilden wurde von ihm initiiert und 1172 geweiht. Heute gelten die Türme als Wahrzeichen der Stadt. 1253 bekamen die Wettiner erstmals politischen Einfluss auf Altenburg. 1455 raubte Ritter Kunz von Kauffungen die beiden Prinzen des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen, Ernst und Albrecht, aus dem Altenburger Schloss, um seine Forderungen gegenüber dem Kurfürsten durchzusetzen. Dieses Ereignis ging als Altenburger Prinzenraub in die Geschichte ein. 1485 kam es zur Leipziger Teilung, indem unter Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht die bis dahin gemeinschaftlich regierten Ländereien aufgeteilt wurden. Dadurch gelangte Altenburg in ernestinischen Besitz. Ab 1525 wirkte Georg Spalatin. Dessen enge Freundschaft mit Martin Luther bescherte der Stadt mehrere Besuche des Reformators.

 

 

Ab Anfang des 15. Jahrhunderts wurden in Altenburg Spielkarten produziert

 

Altenburg ist als Stadt der Spielkarten inzwischen weltberühmt. Wer in Deutschland und der Welt Karten spielt, hält wahrscheinlich ein Produkt aus Altenburg in der Hand. Die 45 km südlich von Leipzig gelegene Kreisstadt Altenburg ist vor allem als Skatstadt in der ganzen Welt bekannt geworden, denn nachweislich wurde hier zwischen 1810 und 1815 von spielfreudigen Altenburger Bürgern das Skatspiel erdacht. Dass die Wiege des Skatspiels in Altenburg stand, ist kein Zufall. Die Lage an wichtigen Handelsstraßen, die florierenden Märkte, geselligkeitsliebende Bürger und wohlhabende Bauern ringsum gaben einen guten Nährboden ab. Dazu kam ein beachtliches Geistes- und Gesellschaftsleben, an dem der Herzogliche Hof wie auch das Bürgertum teilnahm. Der Lexikonverleger F. A. Brockhaus schrieb 1811, also zu Zeiten der Skatentstehung: "Ich habe in den fünf Monaten meines Altenburger Aufenthaltes geistig mehr gelebt und erlebt, als manchem Erdenkinde im ganzen Leben oft beschieden sein wird." Und wo sonst auf der Welt steht ein Denkmal, das einzig einem Kartenspiel gewidmet ist - der Skatbrunnen auf dem Brühl.

 


Mehr als Spielkartenherstellung

 

Doch Altenburg hat weit mehr zu bieten als Spielkarten. Die Residenzstadt ist reich an Sehenswürdigkeiten, allen voran das auf einem Felsen über der Stadt thronende Residenzschloss. Highlights des Schlosskomplexes sind die imposanten Festsäle und die Schlosskirche mit der Trost-Orgel. Im 2. Weltkrieg unzerstört gebliebenen und liebevoll restaurierten Altstadtensemble finden sich große Märkte und Plätze, Gebäude aller Stilepochen, Kirchen, Parks und Gärten, versteckte Gassen und die grüne Oase des Stadtwaldes mit Großem Teich und Inselzoo am Rande der Innenstadt. Ein Kleinod ist das 450 Jahre alte Renaissance-Rathaus am Markt.

 

Altenburg gehört zu den Städten, in denen sich Altes und Neues, Historisches und Modernes zu einer harmonischen Einheit fügen. Die Silhouette der Stadt ist von besonderem Reiz. Die Stadt bietet zudem ein reichhaltiges Angebot an Kunst und Kultur. Sie verfügt (gemeinsam mit Gera) über das einzige 5-Spartentheater Thüringens, besitzt mit dem Lindenau-Museum ein Kunstmuseum, das im sog. „Blaubuch“ verzeichnet ist und kann mit dem Naturkundlichen Museum „Mauritianum“ punkten. Der ehem. Herzogliche Schlosspark mit Orangerie und Teehaus verbindet die Häuser zu einem grünen Museumsdreieck.



Altenburg ist ein Ort europäischer Zeitgeschichte und mit seiner über 1000jährigen Geschichte ein echter Geheimtipp!



Katalog:

 

Georg Spalatin, Steuermann der Reformation, hrsg. von Armin Kohnle, Christina Meckelnborg und Uwe Schirmer und Stadt Altenburg, Mitteldeutscher Verlag 2014

 

Der in vier Abteilungen unterteilte Katalog bringt in seinem ersten Teil Spalatins Lebensdaten und seine beruflichen Anfänge als Prinzenerzieher und Sekretär Friedrich des Weisen. Seine Tätigkeiten im Dienste der Kurfürsten Johann und Johann Friedrich folgen, wobei aber Armin Kohnles Essay über „Spalatin und Luther (45 ff) uns am meisten interessiert. Überschrieben ist er: „Eine Männerfreundschaft“ und man muß sich die Lebensdaten genau anschauen, denn auf den Bildern schaut Luther älter und mächtiger aus, aber der beiden Lebensdaten liegen nah beieinander: Luther wird ein Jahr früher geboren und stirbt ein Jahr später. Kohnle zitiert: „Luthers vertrautester Freund“ und „Freundschaftsbund seltener Art“, aber wie oft bei bedeutenden Männern ist der reichhaltige Briefwechsel nur bei Spalatin erhalten, der Luthers Briefe (420) wie einen Schatz hütete und die Nachwelt auch.

 

Spalatins Briefe sind in der Überzahl verloren, nur 16 sind aus der Korrespondenz zwischen 1514 und 1525 erhalten, so daß die Aussagen Spalatins eher in den Antworten Luthers erschlossen werden. Auf jeden Fall sind diese Jahre gut dokumeniert, was sich ab 1525 ändert, weshalb wir schon hier auf den unten stehenden Band aus dem Sax Verlag verweisen, der Spalatins Wirken in Altenburg dezidierter, vor allem herrlich an 43 Quellen selbst nachweist.

 

Im Katalog führen alle Tätigkeiten Spalatins, der als Prinzenerzieher anfängt, zu gesonderten Katalogbeiträgen. Für Kunstinteressierte ist besonders interessant: VON LUCAS CRANACH GEMALT – SPALATIN IM PORTRÄT von Nadine Willing-Stritzke ab Seite 178. Ein sehr überzeugender Beitrag. Das gilt auch für DIE SPALATIN-KORRESPONDENZ von Christine Weide, die Aufschluß gibt, warum wir uns mit Spalatin befassen sollten, was seine historiographische Tätigkeit miteinschließt, die Christina Meckelnborg ausführt. Auch die Stadt Altenburg und ihre sehr verwickelte Geschichte kommt im Teil III. ausführlich zu Wort und Bild. Ab Seite 283 folgt der Katalogteil, der grob gesagt, der Struktur der Ausstellung, dem Ausstellungsrundgang folgt.

 

und

 

Björn Schmalz, Georg Spalatin und sein Wirken in Altenburg (1525-1545), Sax Verlag 2009

 

 

 

INFO :

 

Zeitraum der Ausstellung: 18. Mai bis 2. November 2014 im Residenzschloß Altenburg

 

Weitere Ausstellung in der Stadtkirche St. Bartholomäi „Freiheit und Glauben“, die als Dauerausstellung konzipiert ist

 

Ein multimedialer Spalatinpfad führt durch Altenburg, was sich keiner entgehen lassen sollte.

 

Zeitraum des Ausstellungsthemas : ausgehendes 15. bis Mitte 16. Jahrhundert

 

Das gesamte Rahmenprogramm unter www.spalatin-2014.de/ERLEBEN